Kapitel 32 - Die Flucht

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Kapitel 32 - Die Flucht

Erzähler Sicht

Nach den Anweisungen vom Grafen, sah Herbert noch einmal Layla entschuldigend an, bevor sich seine Hände fest um die Arme seiner Schwester schlossen. So führte er sie zu den Vampiren, die schon hinter dem Grafen standen. Herbert grinste vorfreudig, während Layla ängstlich zu den drei Menschen sah.
Natürlich hätte sie sich ganz einfach losreißen können, doch um ihr Schauspiel nicht auffliegen zu lassen, tat sie es nicht. Einige, besonders Eric und Vincent, der aufgehört hatte zu spielen und sich dazugestellt hatte, sahen die Geschwister komisch an, als Herbert Layla festhielt, sie sich ängstlich umsah und der Graf triumphierend grinste.

Eric machte besorgt einen Schritt auf Layla zu, doch sie hatte ihn bemerkt und zwinkerte ihm unbemerkt zu. Erleichtert drehte er sich von ihr weg und den Menschen zu. Er kannte Layla und ihr Talent im Schauspielen so gut, dass er sich denken konnte, dass Layla einen von ihrer Beute soweit hatte, um ihn in die Falle tappen zu lassen.
Oft genug hatte er zugesehen wie sie diese Taktik bei der Jagd anwandte. Nun standen auch Layla und Herbert hinter ihrem Vater und sahen zu, wie Alfred, Abronsius und Sarah vor dem Spiegel tanzten. Während sie noch tanzten schloss die Grafentochter die Augen um sich zu verwandeln. Wieder wechselten sich Hitze und Kälte ab. Die Hitze blieb, Blut floss wieder durch ihre Adern, sie bekam Farbe im Gesicht und ihr Herz schlug wieder, wodurch sie wieder alle Blicke auf sich zog. Kaum einen Augenblick später erstarrten die drei in ihrem Tanz und gingen rückwärts von ihren zukünftigen Mördern weg.

Layla sah hilfesuchend zu ihnen hinüber. „Layla?", fragte Alfred unsicher. Er war sich nicht mehr ganz im Klaren darüber, zu wem sie hält. „Alfred. Hilf mir", flehte sie und sah ihm angsterfüllt in die Augen. Die untote Menge hinter ihr lachte über ihren armseligen Hilferuf zu einem schwachen Menschen, auch wenn sie nicht genau wussten was sich wirklich vor ihren Augen abspielte.
Während sie lachten, versuchte Layla sich zu befreien. Es gelang ihr zur Hälfte. Sie konnte ihren rechten Arm losreißen und wollte dies mit ihrem anderen Arm ebenfalls tun, um zu Alfred zu rennen. Aber dann schoss Eric aus der Menge vor und packte mit beiden Händen ihren freien Arm.
Erschrocken sah sie zu ihm hoch, doch er zwinkerte nur. Nun hielt auch Herbert einen Arm mit beiden Händen fest. Wie der Griff ihres Freundes war seiner fest und locker genug sich zu befreien. Wieder sah sie hilfesuchend zu dem Studenten. Eric nickte Herbert wissend zu. Dieser verstand und nickte ebenfalls leicht.

Gemeinsam zogen sie Layla, welche in ihren Griffen zappelte, einige Schritte nach hinten. Innerlich fragte Alfred sich, wie er ihr helfen konnte. Nachdem der zweite Vampir dazukam, fragte sich sogar der Professor, ob er sie doch falsch eingeschätzt hatte.
„Seid ihr bereit?", fragte Graf von Krolock vorfreudig in die Runde. Ein einstimmiges „Ja" kam zurück. Breda zählte: „Eins, zwei, drei". Bei drei wollte der Professor loslaufen, doch sein Assistent hielt ihn zurück. Mit hoher Stimme wiederholte Abronsius: „Drei". „Saugt sie aus!", gab der Vampirgraf den Befehl. Auf der Stelle gingen alle Vampire, außer Breda, Layla, Herbert und Eric nach vorne, auf ihr Mitternachtsessen zu.
Gleichzeitig rannte Alfred weg. Kurz darauf hatte der verkleidete Student einen Kerzenständer, den er wie einen Rammbock in der Hand hielt. Damit lief er schreiend auf die Horde von Vampiren, die angehalten hatte, zu. Aber als er nicht mehr weit von ihnen entfernt war, packte ihn die Angst und ließ ihn anhalten. Sein Kampfgeschrei erstarb. Breda musste nur einmal „Buh", machen und er knickte ein.

„Und so einer will mich vor lebend Toten retten?", spottete Layla in Gedanken. Wieder kamen die Vampire lachend und gackernd auf die drei zu und Herberts Mund näherte sich bedrohlich dem freien Hals von Layla.
Diese versuchte zurückzuweichen, wissend, dass ihr Bruder sie nie beißen würde, sondern damit Alfred nur unter Druck setzen wollte. Sie stieß einen kurzen Angstschrei aus, wodurch die anderen nur noch lauter lachten. Für sie war Layla, seit sie ihren Herzschlag wieder hörten, nur ein weiterer Bestandteil ihrer Beute.
Als Alfred ihren Angstschrei hörte und sah wie die spitzen Eckzähne sich ihr langsam aber sicher näherten, rappelte er sich wieder auf und hielt den Kerzenständer wieder gegen die Meute aus Vampiren.

Da viel Professor Abronsius ein, wie er ihm helfen und zur Flucht beitragen konnte. Er schnappte sich einen Jackenständer, an dem keine Jacke hing, vom Ausgang und rannte zu seinem Assistenten. Den Kerzenständer legten sie auf die Hacken vom Jackenständer, sodass ein Kreuz entstand. Dieses Kreuz stellten sie vor ihren Feinden ab.
Die Vampire schrien auf, wichen zurück und ließen Layla los. Den Raum verlassen konnten sie nicht, denn das Kreuz versperrte ihnen den Fluchtweg. Während der Professor schon den Rückzug antrat, hechtete Alfred vor, schnappte sich Laylas Handgelenk und zog sie mit sich. Höchst widerwillig ließ sie das Kreuz stehen. Im Vorbeirennen packte er Sarah am Unterarm und zog diese ebenfalls zum Ausgang. „KOKOUL!!", schrie der Graf nach seinem Diener. Sein Ruf hallte, so vermuteten es die Anwesenden, durch das ganze Schloss.

„Kommt! Ich kenn' den Weg nach draußen", rief Layla Alfred, Sarah und Abronsius zu und hielt ihnen die Tür auf, nachdem sie sich von dem Studenten losgerissen hatte. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Schnell gingen sie durch die Tür und folgten ihr durch die zahlreichen Gänge. Was sie nicht mitbekamen war, dass Koukol das Kreuz wieder auseinandernahm und die beiden Ständer wieder neben die Tür stellte.
Breda grinste. „Folgt mir, wir gehen jetzt und holen uns unsere Mahlzeit", befahl er und ging voran. Alle folgten ihm, doch sie gingen nicht den Weg, den seine Tochter und ihre Begleiter genommen hatten, sondern einen kleinen Umweg, der in den Wald führte. Er wusste, dort würde Layla sie hinführen.
Für ihn und die anderen hieß es nun:
Achte auf die Wölfe.

974 Wörter

Layla- The daughter of the night (Tanz der Vampire FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt