20. Kapitel

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Durch sanfte Küsse wurde ich langsam aus dem Schlaf geholt. So gut hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen und es war klar, dass es an Chanyeol lag, welcher mir liebevoll durch die Haare fuhr.
Leicht lächelte ich und streckte mich.
''Guten Morgen, Baekie'', hörte ich Chanyeol's raue Morgenstimme an meinem Ohr.
Ohne zu antworten drehte ich mich so, dass ich auf ihm lag und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab.
Er strich mir über den Rücken, malte Muster auf meine Haut und ich war wunschlos glücklich. Sein Brustkorb hob und senkte sich leicht bei jedem Atemzug und sein Herz klopfte gleichmäßig. Gähnend schloss ich wieder meine Augen und Chanyeol seufzte entspannt, dabei hob sich sein Brustkorb besonders und ich schmunzelte leicht.

Sein Magen knurrte und ich drehte mich wieder von ihm runter um mich aufzusetzten. Er setzte sich ebenfalls auf und stand kurz darauf auf, seine Schritte entfernten sich aber nicht allzuweit.
''Achtung'', warnte er mich vor und kurz darauf wurde ich mit etwas abgeworfen.
''Huh?'', gab ich überrascht von mir und tastete nach den Sachen die er mir zugeworfen hatte. Es handelte sich um ein paar Klamotten, die ich langsam anzog.

Sobald ich fertig war, streckte ich meine Arme nach ihm aus und kurz darauf hob er mich hoch. Mit meinen Beinen umschlang ich seine Hüfte und meine Arme legte ich um seinen Hals um mich festzuhalten. Wie ein Affenbaby klammerte ich mich an ihn eigentlich müsste er mich nicht mehr festhalten. Er tat es aber trotzdem.
Er trug mich in die Küche und setzte mich behutsam ab. Kurz verzog ich mein Gesicht etwas als die Schmerzen meinen Körper durchzuckten.
''So schlimm?'', fragte Chanyeol betroffen.
''Du hast dir echt Mühe gegeben'', erwiderte ich frech. ''Aber ich ertrage diese Folgen gerne. Ich würde es jedes Mal wieder tun.''
Er lachte und wuschelte mir durch die Haare. ''Was willst du essen?''
''Hmm.. mir egal. Überrasch mich.''

Nach dem Frühstück nahmen wir ein langes, erholsames Bad zusammen und wir blieben so lange in der Badewanne, bis das Wasser langsam kalt wurde.
''Ich kann diese Nacht nochmal bei dir schlafen wenn du willst. Morgen beginnt meine erste Vorlesung erst recht spät.''
''Solange du keine mehr schwänzt - gerne.''
''Mach ich nicht.. nicht mehr'', versicherte er mir.

Den restlichen Tag verbrachten wir auf der Couch, wir hörten Musik, sahen einen Film. Naja, Chanyeol sah den Film und ich hörte dem Film zu. Chanyeol war davon immer noch nicht so begeistert, doch ich meinte, es wäre okay solange ich den Film kannte.

Später gingen wir spazieren, ich hatte den Drang in den Park zu gehen. Es war schönes Wetter und die Sonne schien.
Chanyeol war einverstanden und suchte meine Sonnenbrille für mich nachdem wir uns was anderes angezogen hatten.
Ich zog sie auf und nahm meinen Blindenstock mit. Es war mir zwar immernoch unangenehm, doch ich hatte eingesehen, dass ich nicht auf ihn verzichten sollte.

Die Sonne wärmte meine Haut und ich spürte ihre Strahlen. Es war wirklich warm und ich hörte Menschen reden. Fahrräder fuhren an uns vorbei, Fußgänger gingen an uns vorbei und nicht weit entfernt hörte ich den Bach.
Ich hatte mich bei Chanyeol eingehakt und den Blindenstock in seinem Rucksack verstaut.
Gemütlich spazierten wir den Weg entlang.
''Da vorne ist ein Eisverkäufer. Willst du ein Eis?''
Ich nickte und so schlenderte Chanyeol dorthin mit mir im Schlepptau.
''Welche Sorte willst du denn?''
''Gibt es Melone?'', fragte ich und Chanyeol bejahte.

Eis am Stiehl war nicht so schwer zu essen wie ich zuerst angenommen hatte.
Wir saßen auf einer Bank direkt vor dem Bach. Ich hörte das Wasser plätschern und nun konnte ich das Vogelgezwitscher besser hören, die Menschen waren leiser, weil wir weiter weg waren.
Chanyeol beschrieb detailliert unsere Aussicht und da ich den Ort kannte, fiel es mir nicht schwer, mir alles bildlich vorzustellen. Unsere freien Hände waren ineinander verschränkt und die Sonne schien genau auf uns. Chanyeol beschwerte sich, da er ein schwarzes Oberteil trug und ich lachte ihn nur aus. Ich trug etwas weißes, soweit ich wusste. Mir war jedenfalls nicht so heiß.

Nach einer gefühlten Ewigkeit standen wir wieder auf und gingen gemütlich zurück. Sobald wir wieder auf den Straßen waren, holte ich meinen Stock raus um Chanyeol die Arbeit abzunehmen mich vor jedem Bordstein zu warnen.

Wir waren fast da, als Chanyeol sich anspannte und unbewusst meine Hand zu fest drückte. ''Oh nein..''
''Chanyeol, meine Hand'', quiekte ich leise auf und er lockerte seinen Griff. ''Was ist denn los?'' Mittlerweile war er auch stehen geblieben.
''Deine Eltern sind hier. Sie sehen alles andere als erfreut aus uns gemeinsam zu sehen'', erklärte er seufzend.
Meine Eltern konnten Chanyeol einfach nicht akzeptieren. Seine Eltern konnten mich widerrum aber auch nicht ausstehen. Vielleicht lag es an der Generation. Vielleicht, wenn ich ein Mädchen wäre, könnten sie uns und unsere Liebe akzeptieren.
Aber dem war nicht so und Chanyeol und ich liebten uns wirklich. Das bewies unsere jahrelange Beziehung.
Wollten Eltern nicht eigentlich, dass ihre Kinder glücklich waren? Sahen sie nicht, wie glücklich wir waren? Verstanden sie nicht, dass wir niemals mit einer Frau so glücklich sein konnten?
Ein leises Seufzen entfuhr meinen Lippen und ich drückte leicht seine Hand.
''Komm, hier stehen macht das alles auch nicht besser.''

''Ihr habt euch wieder vertragen?'', fragte meine Mutter und klang alles andere als begeistert. Ich konnte förmlich sehen, wie sie Chanyeol geringschätzig musterte und ihm Todesblicke zuwarf.
''Ja, haben wir. Und es tut uns beiden leid'', erwiderte ich genervt. Instinktiv stellte ich mich etwas vor Chanyeol, auch wenn dieser einiges größer war als ich. In meinem Kopf entstand ein Bild von einem Chihuahua, der eine Dogge vor einem Dobermann beschützen wollte. So sah es vermutlich auch aus.
''Baekhyun, wie oft sollen wir noch sagen, dass der kein guter Umgang für dich ist? Wegen dem hängst du in einem Loch! Kein Studium, kein Job und jetzt noch blind!''
''Willst du ihm die Schuld daran geben, dass ich blind bin?'', fragte ich fassungslos.
''Wenn du nicht mit ihm verabredet gewesen wärst, wäre dieser Unfall nicht passiert'', behauptete sie.
''Ist das dein Ernst? Ich hätte auch zu euch fahren können. Unfälle sind nicht immer vermeidbar. Es ist nicht seine Schuld! Es war die Schuld des Autofahrers!'' Wütend schnaubte ich.
''Schon gut, Baekhyun... ich gehe nochmal kurz. Regelt ihr das'', murmelte Chanyeol leise, doch ich hielt ihn fest.
''Du gehörst zur Familie. Lass dir das nicht ausreden. Du musst nicht gehen.''
Meine Mutter schnappte nach Luft. ''Zur Familie?! Nie im Leben! Schlag dir das aus dem Kopf! Dafür müsstet ihr Heiraten und da werden wir ganz sicher nicht zustimmen!''
''So? Okay, dann gehöre ich offiziell auch nicht mehr zur Familie. Geht jetzt'', sagte ich ruhig doch ich kochte vor Wut. ''Chanyeol, lass uns rein gehen.''
Ich klammerte mich an Chanyeol's Arm und ging Richtung Haustür, Chanyeol lenkte mich nur.
''Baekhyun, sei nicht albern. Du kannst doch nicht irgendeinen Typen über deine Eltern stellen'', sagte nun mein Vater.
''Irgendein Typ? Dieser Typ ist seit Jahren mein fester Freund, fester Bestandteil meines Lebens und ich liebe ihn mehr als mein Leben. Ich denke, ich kann ihn über meine homophoben Eltern stellen.''
Während ich redete, hatte Chanyeol seinen Schlüssel herausgeholt und schloss auf.
''Warum hat er einen Schlüssel? Seit wann hat er einen?'' Die Stimme meiner Mutter war schrill und hysterisch.
''Weil ich ihm vertraue, er mein Freund ist und er hat ihn seit... mehr als einem Jahr auf jedem Fall. Er kann zu jeder Zeit, wann er will, zu mir. Ihr habt keinen weil ihr es ausnutzen würdet'', antwortete ich gelassen. Ich hatte Angst zu platzen und auszurasten, ich spürte, wie ich kurz davor war.
''Er könnte nachts zu dir u-und dich vergewaltigen oder so'', schrie meine Mutter.
Das war der Moment in dem ich platzte. Als ob Chanyeol ein notgeiler Psycho wäre der nachts kam um mich zu vergewaltigen. Das sie allein schon nur daran dachte machte mich aggressiv.
Chanyeol wollte mich hineinziehen, doch ich riss mich von ihm los und drehte mich um zu meinen Eltern. Ich wusste nicht, wo sie standen, aber ich starrte wütend geradeaus.
''Weißt du was? Du hast überhaupt keine Ahunung, wie oft wir schon miteinander geschlafen haben! Wie oft er schon seinen Schwanz in mir hatte und mich hart genommen hat!! Wie oft ich nach mehr verlangt habe und ihm einen geblasen habe! Seit Jahren schon!''
Meine Eltern wussten zwar, dass er bei mir übernachteten, aber sie hatten keine Ahnung von unserem Liebesleben. Meine Eltern hatten mich so großgezogen, dass man vor der Ehe nicht miteinander schlief. Demnach war es für sie ein ziemlicher Schock.
Nur meine Wortwahl bereute ich im Nachhinein etwas. Eigentlich vermied ich solche Wörter, doch in meiner Wut brüllte ich sie einfach so aus mir heraus.

Was hätte ich jetzt dafür gegeben zu sehen und ihre Gesichter zu sehen.
Jedoch zog Chanyeol mich jetzt endgültig hinein und schloss die Tür hinter uns.

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𝒃𝒍𝒊𝒏𝒅 || 𝒄𝒉𝒂𝒏𝒃𝒂𝒆𝒌/𝒃𝒂𝒆𝒌𝒚𝒆𝒐𝒍 [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt