K A P I T E L 8

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Als wir bereits im Bus saßen fingen die Gespräche wieder an. ,,Wie war Englisch bei euch?" Fragte Lea und sofort antwortete Julia. ,,Wir haben nur im Workbook gearbeitet und weiter eigentlich nichts. Und ihr so?" Ich schaute etwas gequält. ,,Wir haben die Mündliche Prüfung besprochen. Das wird richtig anstrengend! Seit froh, dass ihr sowas nicht im A-Kurs machen müsst!"-,,Tja! Das ist halt einer der Vorteile in dem Kurs der 'dummen' zu sein!" Konterte Helena. ,,Ach quatsch! Ihr seit doch nicht dumm! Ihr braucht halt einfach nur länger zum lernen und das ist okay!" Ich knuffte Helena in die Seite und sie nickte bestätigend. ,,Ah, Clara?"-,,Ja, Lea?"-,,Ich komme heute nicht zu euch. Ich hab einen Kieferorthopäden-Termin." Lea verzog ihr Gesicht. ,,Schade. Aber dann longier ich Quantano heute halt. Zimtie hat heute eh Pause." Lea war die Reitbeteiligung von Quantano. Er ist ein Kleinpferd. ,,Danke Clara! Ich hätte es heute echt nicht mehr geschafft!" Wir redeten noch etwas über Gott und die Welt und dann mussten Lea und ich schon aussteigen. ,,Tschüss, Mädels! Bis morgen!" Wir winkten den anderen beiden noch schnell und dann verabschiedeten wir uns auch von einander. Rein theoretisch könnte ich Quantano heute auch reiten, oder? Überlegte ich. Und ich ritt ihn wirklich gerne, denn er hatte so unglaublich schöne Gänge die so schön raumgreifend waren. Man konnte es einfach nicht abstreiten: Quantano war einfach ein tolles Pferd und im Springen lies er einen nie alleine! Er versuchte immer alles richtig zu machen. Er springt um, verweigert eigentlich nie und rettet einen so oft im Parcours. Er ist und bleibt ein Traumpferd. Eigentlich ist er wie Zimtie nur in groß... Meine Gedanken wurden von meinem Vater unterbrochen.
,,Hey! Wie war die Schule?" Ich ging zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. ,,Wie immer. Ich geh dann mal rein. Ich soll heute Quantano machen." Papa schaute fragend. ,,Oh, warum das?"-,,Lea hat heute einen Kieferorthopäden-Termin und schafft es zeitlich einfach nicht mehr."-,,Okay. Wie war die Lateinarbeit?" Ich zuckte mit den Schultern. ,,So lala...War jetzt nicht meine beste aber auch nicht meine schlechteste Arbeit." Mein Vater nickte nur mit den Kopf und ich entließ mich selbst aus dem Gespräch. Ich stellte meine Tasche neben unsere Komode und ging hoch in mein Zimmer. Ich genoss kurz die Stille in diesem Haus, denn Leonie ging zu ihrer Freundin Diana nach der Schule und Celina schlief anscheinend. Ich atmete die saubere, nicht von dem Alkohol verpestete Luft, ein. Schnell griff ich nach meiner Reithose, die auf dem allbekannten 'Zu-sauber-für-die- Wäsche-und-zu-dreckig-für-den- Schrank-Stuhl' lag. Ich setzte mich auf mein Bett und zog mich um. Anschließend suchte ich nach meinem Reitsocken und fand sie auch. Ich ging wieder runter und machte nich einen kleinen Abstecher in die Küche, um 3 Äpfel zu holen. 2 für Quantano und einen für Zimtie. Meine Beine trugen mich als nächstes zu den Koppeln. Es waren drei Stück. Auf der hintersten standen unsere Pferde, auf der mittleren die Einsteller und auf der ersten standen keine Pferde. Normalerweise. Doch heute stand da ein wunderschöner Fuchshengst. Ich blieb stehen und schaute ihn etwas an. Er erhob seinen Kopf. Sein Gesicht war so wunderschön und seine Mähne genau perfekt lang und lockig. Ich entschloss mich vor dem reiten, also jetzt, Papa zu fragen was das für ein Pferd war. ,,Hey Papa!"-,,Na mein Engel!" Er nahm mich vorsichtig, wegen des Werkstattdreckes, in den Arm. ,,Was für ein oder wessen Pferd ist der Fuchshengst auf der Koppel?" Er guckte einbisschen überlegend. ,,Ähm...Ich weiß nicht, ob du damit klar kommst." Es klang eher wie einen Frage. ,,Wieso nicht?" Fragte ich etwas verwundert. ,,Okayyyy...Du kennst doch das berühmte Springpferd Wiancos Wispher? Das ist er. Er sollte zum Schlachter gebracht werden. Ich hab die Besitzer bei dem Dorfladen nebenan getroffen. Sie gaben ihn mir für einen lächerlichen Betrag." Mir viel die Kinnlade runter und es dauerte einige Zeit bis ich meine Worte wieder fand. ,,Äh was!?" Warum sollte er zum Schlachter!? So ein tolles Springpferd kann man nicht einfach sterben lassen!!!" Ich war außer mir. ,,Was hat er denn?" Ich kam langsam wieder runter. Ich atmete langsam. Ruhig Clara!! Nicht so reinsteigern. Das bringt nichts!   Dachte ich. Erwartungsvoll sah ich Papa an. Er zögerte. Wahrscheinlich, weil er wusste, dass ich ausflippen würde. ,,Er hat einen vierzig prozentigen Fesselträgerschaden. Er wird wahrscheinlich 3-4 Monate lahm sein. Die Besitzer haben mich ausgelacht, als ich sagte, dass man ihn wieder hinbekommen würde. Sie brauchten ein Pferd das zuverlässig ist. Nicht eins, das krank ist." Ich schluckte und musste das erstmal verdauen. Ich konnte mich auch beim reiten nicht wirklich konzentrieren, weil ich ständig an Whisper denken musste. Es war einfach unglaublich dumm dieses Pferd von Kämpferherz sterben zu lassen und ihn aufzugeben. Er und sein Reiter waren schon immer mein Vorbild gewesen. In Gedanken versunken sattelte ich Quantano ab, putzte ihn noch mal über und brachte ihn dann wieder auf das Paddock. Ich blieb einen Moment stehen und genoss die fast sommerliche Temperatur. Mein Blick schweifte über die Paddocks und blieb bei Whisper hängen. Ich seufzte und steckte schwungvoll meine Hände in meine Jackentasche. ,,Au!" Jap. Ich hatte einen der Äpfel mit meinem ausgestrecktem Finger getroffen. Mit schmerzverzogenem Gesicht machte ich auf den Hacken kehrt und ging zurück in den Stall.

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