Kapitel 16

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Willow war schon eine Weile wieder zu Hause, als Luca die Eingangshalle des Herrenhauses betrat. Aus dem Arbeitszimmer seines Onkels konnte er leise Musik hören, irgendetwas Klassisches, ansonsten war es totenstill in dem Gebäude. Luca lief die Treppe hinauf und den Gang entlang, der ihn zu seinem Zimmer ganz am Ende führte. Er öffnete die Tür und verschwand in dem Raum. Leise seufzend ließ der Jugendliche sich auf sein breites Bett fallen und starrte an die Decke. Er hatte am See versucht abzuschalten, aber das Einzige, das sein Hirn getan hatte, war, den Tag immer und immer wieder Revue passieren zu lassen. Lucas alleiniges Denken hatte Viktor gegolten. Es waren mittlerweile zwei Stunden vergangen und noch immer glaubte der junge Mann, den Geruch des Adligen wahrzunehmen, also ob dieser neben ihm liegen würde. Sollte das jetzt so weitergehen?

Er war so froh gewesen, diese Phase des Vermissens nach dem One-Night-Stand hinter sich gehabt zu haben. Doch der heutige Tag hatte alles wieder hochgeholt und jetzt lag Luca hier auf seiner Matratze, alleine, und hätte schreien können. Ein Klopfen an seiner Tür ließ ihn sich aufsetzen.

»Ja, bitte?!«
Willow steckte den Kopf in das Zimmer und fragte unsicher: »Störe ich?«

»Nein, du störst nicht. Komm schon rein«, brummte Luca und seine Freundin schlüpfte in den Raum. Leise zog sie die Türe hinter sich zu und nahm neben dem Jugendlichen auf dem Bett Platz.

»Was gibt es denn?«

»Nun, zuerst einmal: Wer ist Viktor Draganesti und woher kennst du ihn?«

Luca, der mit genau dieser Frage schon gerechnet hatte, schmunzelte. »Graf Viktor ist ... war mein erstes Mal nach der Gartenparty. Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich ihn nie wiedersehe. Das heute war ... auf einer Seite wunderschön, auf der anderen ist es jetzt reine Folter für mich. Er ist weg und ich fühle mich wieder so beschissen wie an dem Morgen danach.« Luca ließ sich wieder auf den Rücken fallen und seufzte schwer.
»Dachte ich es mir doch. Aber wer sagt denn, dass ihr euch nicht wiederseht? Sicher, er ist weg, jetzt, aber vielleicht meldet er sich ja bei dir. Sei nicht immer so pessimistisch.«

»Ich weiß es einfach. Es ist so ein mieses Gefühl in der Magengegend, das mir das sagt«, erwiderte der Jugendliche, »aber lass gut sein. Ich möchte eigentlich nicht darüber reden. Nicht im Moment jedenfalls. Du hast doch noch etwas anderes auf dem Herzen, oder?«

»Ja ... ich ... muss dir noch etwas sagen. Alan hat mich gebeten, mit dir zu reden. Lady Bramlett hat ihn auf einen Ball eingeladen, Anfang August, und dein Onkel will, dass du ihn dahin begleitest«, antwortete die Rothaarige zögerlich.

Ruckartig richtete sich Luca auf und sah Willow fassungslos an. »Was hast du da gerade gesagt? Ich soll mit Alan zu einem Ball dieser ...«, er schluckte die unschönen Worte, die er für die Adlige auf der Zunge hatte, herunter, »wie zum Teufel kommt er auf die Idee, dass ich da mit hingehe? Einen Scheißdreck werde ich. Er findet bestimmt eine andere Begleitung.«
»Luca, bitte! Alan kann nichts dafür, dass diese Frau so ist. Willst du ihn wirklich hängen lassen?«

»Yep, das will ich. Ich kann mir was Schöneres vorstellen, als mir den Abend mit so was zu ruinieren. Geh du doch mit. Vielleicht ist Viktor ja auch da und dann ist mit Sicherheit auch sein Butler dabei.« Der Jugendliche zwinkerte seiner Freundin zu, die bis unter die Haarwurzeln errötete. Sie boxte ihn auf den Arm und knurrte.

»Es geht hier nicht um mich. Du sollst mitgehen. Außerdem, was hat das mit Graf Draganestis Butler zu tun? Wir haben uns nur nett unterhalten, weiter nichts.«

»Oh ja, ihr habt euch nur nett unterhalten«, schmunzelnd musterte Luca die Rothaarige, die das Gefühl hatte, als würde ihr Gesicht in Flammen stehen, »weißt du, Liebes, ich kenne dich zu lange und zu gut, als dass du mir etwas vormachen kannst. Er gefällt dir. Gib es zu.«

VAMPIRES Book of Eternity I. - White BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt