XIII

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"Nana, ich bin zurück!", rief die müde, aber dennoch fröhliche Mutter des rosahaarigen Jungen. Doch als sie keine Antwort von ihrem Sohn bekam, wunderte sie sich, zog ihren Mantel aus und stellte ihre Arbeitssachen in einer Ecke ab. Danach steuerte sie in Richtung Jaemin's Zimmer und hob schon ihren Arm, um an der Tür zu klopfen, weil sie die Privatsphäre des Sohnes respektierte, senkte ihn aber, als sie sah, dass die Tür offen war.

Leise ging sie ins Zimmer rein und stellte schmunzelnd fest, dass ihr Sohn eingeschlafen war. Auf den schwarzhaarigen Jungen, um genauer zu sein. Jeno lag auf dem Bett und hatte immer noch einen Arm um den Jüngeren, während Jaemin mit seinem Kopf auf Jenos Brust lag und an ihn angekuschelt war.

"Na dann störe ich euch nicht weiterhin.", flüsterte sie und begab sich in die Küche, um das Abendessen für die zwei schlafenden Jungs vorzubereiten.

Eine halbe Stunde später wachte Jeno auf. Das erste, was er bemerkte, war ein kleines rosahaariges Etwas, das auf ihn lag und weiter vor sich hin döste. Ohne darüber nachzudenken fing er an die Haare des Jungen mit seiner freien Hand zu streichelnd.

"Wie können seine Haare trotz der ganzen Produkte so weich sein?", fragte sich Jeno in Gedanken, als seine Finger mit den überraschenderweise flauschigen Haarsträhnen spielten.

Irgendwann wachte Jaemin auch auf, aber als er bemerkte, dass Jeno ihn streichelte, schloss er wieder seine Augen und tat so, als würde er weiterhin schlafen.

"Du musst nicht täuschen, zu schlafen, Jaemin.", ertappte Jeno ihn auf frischer Tat, weshalb Jaemin seine Augen erneut öffnete und sich schnell von Jeno distanzierte, da er nicht sicher war, ob der Schwarzhaarige mit deren momentanen Position einverstanden war.

"Tut mir Leid.", kicherte er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.

"Entschuldige dich doch nicht! Und wieso bist du jetzt von mir weggegangen? Bin ich so ungemütlich?", scherzte Jeno, der sich ebenfalls aufrecht setzte.

"Nein! Du bist sehr gemütlich! Okay das klang komisch.", ratterte der sonst selbstbewusste Junge runter. "Ich wusste nicht, ob du einverstanden warst, dass ich praktisch auf dich lag."

Jeno schüttelte nur den Kopf. "Wäre ich nicht einverstanden gewesen, hätte ich dich schon längst von mir weggeschubst. Mach dir da echt keine Sorgen.", versicherte Jeno ihm.

"Da bin ich erleichtert. Bist du eigentlich schon seit langem wach?", fragte Jaemin, der sich langsam wieder beruhigte.

"Nein, vielleicht seit zehn Minuten. Ich hab da eine Frage. Wie können deine Haare so weich sein, obwohl du sie bestimmt zu Tode gebleicht hast?"

"Ist ein Geheimnis.", sagte Jaemin nur knapp und zwinkerte Jeno zu, der von dieser Antwort enttäuscht war.

Aber die Enttäuschung wurde sofort aufgehoben, als die zwei Jungs plötzlich etwas Leckeres rochen.

"Warte ein Moment, Jeno.", sagte Jaemin, der sofort aufstand und das Zimmer verließ, nur um ein paar Sekunden später zurückzukommen.

"Meine Mutter ist da und hat für uns Jabchae gekocht!", freute sich Jaemin. "Du bleibst doch hier zum Essen, stimmt's?", fragte er den schwarzhaarigen.

Kurz schaute er auf die Uhr, die ihm anzeigte, dass es halb sieben war. "Klar, meinen Eltern interessiert es sowieso nicht.", antwortete er gelassen, was den Jüngeren noch mehr freute.

"Super, dann lass uns in die Küche gehe!", beschloss Jaemin und zog Jeno vom Bett herunter.

"Hallo Mama!", rief Jaemin glücklich, als er die Küche betrat.

"Guten Abend, Haeun. Kann ich Ihnen bei irgendwas helfen?", fragte Jeno höflich.

"Nein, Danke, Jeno. Du kannst dich schon ruhig hinsetzen.", antwortete sie lächelnd und wandte sich dann ihrem Sohn zu. "Nimm dir mal ein Beispiel an ihm, Nana!", ärgerte sie Jaemin.

"Aber ich helfe dir immer!", protestierte er.

"Klar, das sieht man ja."

"Mama, lass das, du blamierst mich vor unserem Gast!"

"Ich zieh dich doch nur auf. Ich weiß doch, wie toll und süß mein Nana ist.", sagte sie und kniff Jaemins Wangen.

"Mama, so blamierst du mich noch mehr!", beschwerte Jaemin sich, während seine Mutter lachte.

Traurig lächelnd schaute Jeno sich das Szenario vor ihm an. Er hatte noch nie so eine schöne Beziehung zu seinen Eltern, wie Jaemin zu seiner Mutter. Klar, er tat so, als würde es ihn nicht stören und dass er die Liebe seine Eltern nicht brauchte, doch im Endeffekt war das alles nur die Fassade des reichen Jungen, um nicht schwach zu wirken.

Jaemins Mutter war fertig mit Kochen, sodass sie endlich essen konnten. Alle drei saßen nun am kleinen Esstisch, der sich in der Küche befand. Nachdem sie ihre Teller mit Jabchae füllten, fingen sie an, die kleine Wohnung mit klapperndes Besteck zu füllen.

"Wie war die Arbeit heute?", fragte Jaemin, nachdem er fertig wurde.

"Das Übliche. Seungyeon und Yujin werfen sich zwischendurch dumme Bemerkungen zu, Bongsik schmuste sich an gefühlt jeden Gast und Frau Jung hatte nach dir gefragt, sie wollte dir ein neues Buch ausleihen.", erzählte sie und trank einen Schluck Wasser. "Und wie war euer Tag? Ich habe euch zwei schlafend gefunden, also habt ihr bestimmt viel zusammen unternommen."

Jaemin ließ Jeno reden, damit er sich mit eingeschlossen fühlte. "Abgesehen davon, dass er mich hierhin gezogen hatte, war es heute ziemlich entspannt. Wir haben zusammen Tischkicker gespielt und dann haben wir uns einen Film auf meinem Handy angeschaut, naja...wir sind dabei eingeschlafen.", erzählte Jeno, der beim Wiedergeben des heutigen nachmittags ein warmes Gefühl spürte.

"Apropos Tischkicker, wusstest du, dass Jeno nie einen hatte?", wechselte Jaemin das Thema, was sowohl Jeno als auch seine Mutter zum Lachen brachte.

Noch nie hatte sich für Jeno ein Abendessen schön und warm angefühlt. Noch nie hatte sich Jeno so willkommen gefühlt.

Bis heute.

Meine Welt || l.jn x n.jmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt