Eine kleine unschuldige Berührung

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Als Sauron den Einen Ring aufsteckte, las er die Gedanken derer, die einen der anderen Zauberringe trugen und konnte ihre Geschicke lenken. Gleichzeitig lag in dem so mächtigem Ring der Wille Saurons, selbst dann noch, wenn er in andere Besitze gelangte, deshalb hatte er auf seinen Besitzer stets einen schmerzenden Einfluss, er zehrte an den Lebenskräften seines Trägers und zog ihn mit der Zeit ins Reich der körperlosen Schatten hinüber.
Er würde eines Tages nur noch ein Schatten seiner Selbst sein. Der Ring war imstande, seinen Träger unsichtbar zu machen, jedoch um den Preis, dass der Ring noch mehr an Einfluss gewann. Der Ring verstärkte das Gehör um ein Vielfaches, schränkte aber die Sehkraft stark ein. Er verlieh nur dem jeweiligen Träger Macht. Und Macht war hinterlistig, dass wusste er.

Er schaute aus dem großen Fenster und sah die großen Bäume. Er mochte den Gedanken nicht, dass er bald über ihren Tod debattieren würde. Er mochte das Gefühl nicht, wie sein Vater und Tauriel miteinander umgangen. Er mochte es nicht, dass sie sich liebten und eigentlich gab er seinem Vater die Schuld für Jaselayas brechendes Siegel. Die war seit Tagen nicht aus ihrem Zimmer herausgegangen, jedenfalls nicht durch die Tür. Er wusste das sie aus dem Fenster sprang um sie trainieren, das schien sie zu beruhigen, was ja auch gut war!
Er schluckte und legte seinen Kopf an die kalte Fensterscheibe, dann ging er hinaus. Er würde jetzt die Menschentocher suchen. Warum wusste er nicht, doch er reizte ihn und er hatte starkes Verlangen danach. Die Menschen waren größtenteils in ihr Dorf zurückgekehrt, dessen wieder neu Errichtung schon in vollem Gange war.
Jetzt musste er nur das richtige Haus finden, indem Miaka hauste. Die erstaunten Blicke der Menschen ignorierte er, als er an der Tür klopfte.
Er hatte ohne nach zu denken gehandelt. Was sollte er sagen?
Da öffnete ihm eine alter Mann mit weißem Bart und grauen verfilzten Haaren.
Er sah ziemlich aggressiv aus.
„Hallo, entschuldigen Sie bitte mein plötzliches Erscheinen. Ist Miaka zu Hause?"
„Das Kind im Rollstuhl, huh?"
„Ja, ich spreche von Miaka."
„Miaka, komm her!" schrie der Mann und kratzte sich an seinem pickligem Hals.
Miaka kam angerollt, sitzend in einem neuen Rollstuhl, die kurzen braunen Haare mit einem kleinen Band zusammengebunden. Sie trug eine lange Hose und ein weißes Topp mit Rüschen. Ihre Schlüsselbeinknochen traten hervor, als sie die Räder ihres Rollstuhles drehte und ihre grauen, großen Augen musterten den Elb überrascht. Legolas sah die kleinen Sommersprossen auf ihren Wangen, die vor Anstrengung rot waren und ihre Haare, die im Nacken nass waren vom Schweiß. Sie war ein Mensch, ganz und gar nicht perfekt, doch in diesem Moment fand er sie einfach wunderschön, selbst die Falten auf ihrer Stirn, die sich bildeten, als sie ihn von unten ansah. Ihre hohen Wangenknochen, ihre dünnen Handgelenke, die katzenähnlichen großen Augen und die kurzen struppigen Haare, die eigentlich viel zu kurz waren, als dass sie in einen Zopf passten.
„Hast du wieder Ärger gemacht? Was hast du dieses Mal angestellt?"
„Ich habe nichts..."
„Lüg nicht du Drecksweib!" er erhob die Hand und holte aus um sie zu schlagen, doch Legolas hielt ihn am Arm fest.
„Ich bin nicht hier, weil sie einen Fehler begangen, lassen sie dass mal mein Problem sein."
„Nun gut..." sagte der Mann ängstlich und schob Miaka zur Tür heraus.
„Bis zum Abendessen bist du wieder da!"
Miaka nickte eingeschüchtert.
„Es tut mir leid," entschuldigte sich Legolas.
„Sie müssen sich nicht entschuldigen! Wenn dann sollte ich es tun, schließlich war ich es, die daran Schuld war!" wie eingeschüchtert und ängstlich sie klang.
„Wollen wir ein Stück gehen?"
„Sind Sie deshalb hier, um mit mir zu spazieren?"
„Ja."
Diese Antwort hatte sie nicht erwartet. Die Elbe Jaselaya war es, die ihr zum ersten Mal echtes Glück lehrte, jetzt war es der Junge Elbenprinz. Was waren Elben nur für merkwürdige Geschöpfe?
Sie lächelte und ließ sich von ihm durch den Wald schieben. Währenddessen redeten sie.
„Wie geht es Jaselaya?"
Was sollte er darauf antworten? Bestimmt hatte sie diese Kraftwelle gespürt in dieser einen Nacht.
„Den Umständen entsprechend," die Untertreibung des Jahrhunderts.
„Versprechen Sie mir, dass du sie nicht sterben lässt!" was erlaubte sie sich, am liebsten hätte sie sich selbst geschlagen.
„Du weißt es?"
„Ja, erst war es so ein Gefühl, aber wahrscheinlich liegt das einfach an meiner dämonischen Seite. Als diese Welle der Kraft diese Nacht kam, wusste ich es einfach..."
„Dann weißt du auch, dass die Gefährten entscheiden, was als nächstes passiert."
„Wenn ich mich nicht täusche sind Sie einer von ihnen!"
„Das stimmt."
„Also entscheiden auch sie über ihr Schicksal, mein Herr Legolas."
„So wird es sein, aber mit Vergnügen würde ich diese Aufgabe einem anderen geben!"
Miaka lächelte.
„Wenn ich fragen darf, wer wird alles kommen um über alles weitere zu entscheiden?"
Legolas schwieg.
"Oh entschuldigen Sie, ich hatte nicht beabsichtigt, unfreundliche Fragen zu stellen!"
„Nein, es ist schon gut! Wirklich. Aber das darf ich dir leider nicht verraten!"
Miaka schwieg. Sie machte sich Sorgen und würde Jaselaya gerne noch einmal sehen.
„Wenn du mir die Frage gestattest, wie alt bist du?" fragte Legolas und schaute die Menschentochter neugierig an.
Miaka stutzte.
„Ich bin 24, mein Herr. Was etwas komplizierter ist, da ich nicht altere, jedenfalls nicht in meiner dämonischen Form."
„Ich bin 2931." sagte Legolas und grinste.
„Erzählst du mir mehr über Dich und deine Dämonen?"
„Wenn Sie es verlangen?"
„Ich bitte Dich bloß..."
Miaka grinste und schaute nach unten zu den herabgefallenen Blättern.
„Ich bin das Kind meiner psychisch angeschlagenen Mutter, die du hast getötet. Doch mein Vater, der in den Flammen starb, von Nekromanten zerfleischt, ist nicht mein richtiger. Mich können viele nicht leiden, aus dem Grund meiner düsteren Aura. Es liegt nicht daran, was ich tue, auch nicht an meiner Erscheinung, bloß weckt meine Nähe bei vielen ein unwohlhaftes Empfinden."
Hatte sie Nekromanten gesagt? Solche Informatieonen kamen sonst nur innerhalb der Mauer zum Gespräch, das wurde doch geheim gehalten!
„Nun ja, mein Vater kennt du sicher, schließlich habt ihr ihn getroffen in den Mienen von Moria. Es war Balrok. Der Dämon aus der Unterwelt. Er war in menschlicher Gestalt vor meine Mutter getreten und hatte ihren Verstand vernebelt. Er war das Monster, dass sie schwängerte. Meine Schwester wurde geboren mit Augen in den Handflächen und Zähnen so spitz wie Rasierklingen. Ihre grünen Augen waren wund und schmerzten in ihren Handflächen, doch ihr goldenes langes Haar ließ sie lieblich aussehen und ihre schöne Gestalt täuschte auch mich. Meine Schwester wurde im Dunkeln aufgezogen, tief unten in den feurigen Höhlen. Dort erbaute sie sich ihr Schloss. Mich jedoch zog meine Mutter auf, da ich nicht von solch scheußlicher Gestalt war. Sie verbannte meine dämonische Seite und ließ mich nicht davon wissen. Ich jedoch fühlte mich schon immer anders und irgendwie fremd. Dann wurde unser erstes Dorf überfallen und zerstört, dabei verlor ich die Fähigkeit des Laufens, als das brennende Haus mich unter sich begrub. Ich hatte einen Freund, sein Name war John. Er war bald mehr als nur ein Freund, denn er half mir, meine Familie aus den Zwängen der Orks zu befreien. Doch das war ein Fehler, anstatt ein neues Leben zu führen wollte ich mein altes zurück. Ich machte mich auf den Weg mit John um sie zu befreien, doch in den Orkstollen wurde John gefangen genommen und ich gefoltert. Dann startete ich ein Massaker und mordete Massen von ihnen, da bemerkte ich zuerst meine dämonische Natur. Erst lebten wir bei einem Zauberer, der nebenbei bemerkt sehr verrückt war und verbrachten lange bei ihm, so als gäbe es nichts schlimmes auf der Welt. Doch dabei verlor ich mein Ziel aus den Augen und wurde schließlich mit John von meiner Schwester gefunden. Sie nahm mich mit und ich lebte bei ihr und verliebte mich in meine dämonische Gestalt, meine Hörner, meine Fähigkeit zu laufen, einfach alles. Ich liebte das Leben und ich liebte ihn. Aber bald merkte ich, dass ich das nicht wollte, nicht ohne zu wissen, was meine Vergangenheit war. Denn ich hatte meine Familie vergessen.
Also versuchte ich zu fliehen. Das scheiterte und ich musste kämpfen, gegen meine eigene Schwester. Das war das Schlimmste von allem. Ich rammte ihr meine Hände in den Bauch und kämpfte ohne zu wissen warum. Ich sehe immer noch ihren Blick vor mir... dann ließ ich sie blutend zurück und floh, erst als ich wieder die frische Luft roch, konnte ich klar denken, trennte meine Hörner von meinem Kopf und verlor das Gehen. Doch ich kam trotzdem zu der Stadt der Orks, in der meine Familie als Sklaven gehalten wurde. Auf dem Weg dort hin, jedoch tötete ich Johns Brüder, die uns aus dem Hinterhalt angriffen. Sie waren bereits auf der Seite des Bösen, wie meine Mutter, die es jedoch verheimlichte. In der Stadt angekommen schafften wir es tatsächlich sie zu befreien und flohen, auf der Suche nach einem Dorf. Auf offener Straße wurde John getötet, da er versuchte mich zu retten und nach dem war ich nicht mehr im Stande and Hoffnung zu glauben! Erst als ich die Elbe sah, die auf dem Hirsch ritt und uns in dieses Dorf führte. Es war Jaselaya und irgendwie hatte ich sofort gewusst, dass sie es war, die anders war, beinahe so wie ich."
„Du hast viel durchgemacht!" staunte Legolas über diese tapfere Tochter.
Miaka lächelte.
Dann stoppte Legolas, hob sie aus dem Rollstuhl und setzte sie neben sich ins weiche Gras. Sie schaute ich mit glitzernden Augen an und er fragte sich, warum er keine Angst verspürte, keine gefährliche Aura, gar nichts, er verspürte nur ein warmes, wunderschönes Gefühl, welches sich in ihm verbreitete.
Dann berührte er ihre Hand, ganz sanft und ihre Finger schlossen sich um seine, sehr vorsichtig und zart. Miaka legte ihren Kopf auf seine Schulter und lächelte. So glücklich war sie lange nicht. Dann legte er seinen Arm und sie und fuhr mit einer Hand durch ihr kastanienbraunes Haar. Dann über die kleinen Hörner, die wieder nachwuchsen.
Ob es wehtat, sie ab zu schneiden?
Dann kicherte sie und schaute ich seine blauen Augen. Er war so etwas nicht gewöhnt und blieb vorerst kalt, doch ihr Blick ließ ihn so viel mehr fühlen. Dann folgte ein zarter Kuss. Seine Hände gruben sich in ihr Haar und ihre berührten sein langes blondes. Sie liebte dieses Gefühl so sehr, dieses Gefühl, wie er sie ansah, dieses Gefühl wenn er sie sanft ins Gras drückte und seine Lippen über ihre glitten. Sie hielt seinen Rücken fest und ließ den Elben ihre menschlichen Lippen schmecken. Dann kicherte sie, als er ihre kleinen Hörner betastete und sich neben sie legte und sie betrachtete.
„Du solltest sie nicht abtrennen!"
„Was würden die anderen sagen, wenn ein Dämon bei Ihnen lebte?"
„Ich finde sie hübsch, sie sind ein Teil von Dir. Vergiss die anderen!"
Miaka lächelte und strich über seine Wange. Dann schloss sie die Augen.
„Wenn das ein Traum ist, will ich nicht erwachen!"
„Warum?"
„Wenn du nicht da bist, wenn ich aufwache, bin ich alleine."
„Du musst keine Angst haben, denn wenn du es erwachst, bin ich bei Dir."
Miaka schmunzelte und schlief ein im goldenen Licht der untergehenden Sonne.


Er verdiente Sie
Sie verdiente ihn

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt