Prolog:

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"Jade.", sagt James mit rauer Stimme. Obwohl er weiß, dass ich kein Wort mehr hören will. Was er gesagt hat, war einfach zu viel. "Du hast es gewusst.", werfe ich ihm vor und weiß, dass ich recht habe. Ich täusche mich nie. Wobei- bei James haben meine sonst so guten Instinkte ja nicht wirklich geholfen.

"Ich habe das nicht gewollt."

Seine ganzen Beteuerungen und seine Versuche, mich von seiner Unschuld zu überzeugen, tun mir nur weh. Mehr bringen sie nicht. Mehr können sie nicht retten. "Warum hast du mich überhaupt aufgesucht?", will ich wissen und bemühe mich, meine eigene Stimme nicht brechen zu lassen. Er soll nicht hören, wie verletzt ich bin. James will nach meiner Hand greifen, lässt seinen Arm jedoch sinken, weil er weiß, dass es keinen Sinn hätte, mich zu berühren. Er würde sich nur die nächste Schelle einfangen. Seine Lippe blutet immer noch vom ersten Mal, als ich ihn geschlagen habe. Verdient hat er es. Leid tut es mir trotzdem. "Als ich von dir gehört habe, wusste ich, dass wir beide dasselbe Problem haben, Jade. Ich dachte, wir könnten uns helfen, gemeinsam lernen, alles zu verarbeiten, zu verstehen. Es konnte ja niemand ahnen, dass...dass wir uns verlieben würden."

Doch, eigentlich wäre es ziemlich vorhersehbar gewesen, aber mich hat ja niemand gefragt. Ich bin einmal mehr übergangen worden, meine Meinung ist wieder einmal als zu gering eingeschätzt worden...und tja, Baby. Nun haben wir den Salat. Denn es ist ja so: Der böse Kerl verliebt sich immer in das gute Mädchen. Da hätten wir Die Schöne und das Biest, Lucifer, Severus Snape. Eigentlich bin ich nämlich ein gutes Mädchen. In der Schule war ich die Vorsitzende des Buchclubs. Ich trinke nie Alkohol, ich rauche nicht, nehme keine Drogen. Ich mache keinen Ärger. Ich hatte gute Noten, meine Lehrer liebten mich praktisch, weil ich so eine Vorzeigeschülerin gewesen bin. Für gewöhnlich treffe ich nur selten fatale Fehlentscheidungen. James ist eine davon.

"Du hättest mich nicht in deine Verbrechen mit reinziehen dürfen.", sage ich stur. "Du hättest mir die Wahrheit sagen müssen. Ich war auf dem allerbesten Weg, ein neues Leben anzufangen und meine Vergangenheit hinter mir zu lassen. Und jetzt bin ich schon wieder eine Gejagte, wegen dir! Du wolltest mich von Anfang an zu deiner Gangsterbraut machen!" 

Er zieht die Augenbrauen hoch und mustert mich aus seinen verdammt warmen Augen. Aus Augen, die lügen. "Jade, das ist nicht wahr. Ich wollte nicht, dass du in meine Machenschaften rutschst..."

Mit einer scharfen Handbewegung schneide ich ihm das Wort ab. "Du hast mich ruiniert. Ich habe nichts mehr. Wegen dir ist mein ganzer Ruf dahin! Ich wollte studieren, mir ein normales Leben aufbauen, und jetzt bin ich wieder mitten drin!" Endlich löst sich James vom Bücherregal hinter ihm und kommt einen Schritt auf mich zu. "Ich weiß doch, wie viel es dich gekostet hat, deine kriminelle Vergangenheit zu vertuschen.", raunt er. "Aber es gibt nunmal solche und solche Menschen. Und wir beide gehören offensichtlich zur zwielichtigen Sorte. Dass wir uns gefunden haben, grenzt fast an ein Wunder."

Er will einfach nicht verstehen.

Ich habe mich so sehr bemüht, ein gutes Mädchen zu sein. Es kann doch nicht sein, dass ein paar Fehler mich nicht loslassen wollen und darauf aus sind, mich mein Leben lang zu verfolgen. Aber noch schlimmer ist die Tatsache, dass ein kleiner Teil meines Gehirnes sagt, dass James recht hat. Es stimmt. Im Grunde genommen sind wir beide die geborenen Verbrecher und funktionieren als Paar wirklich tadellos. Wie Mr. & Mrs. Smith, oder Bonnie und Clyde. Ich schnappe mir meine Handtasche.

"Ich muss nachdenken.", flüstere ich James zu, dann verlasse ich die Bibliothek. 

Ich kann seinen Blick im Rücken spüren, als er mich mit den Augen verfolgt, während ich gehe.

Something's wrong with JadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt