Die wilden Kerle - Wild Love

3| Eskalation

Kapitel 3

Leons Sicht:

Sie sah mir tief in die Augen und mir wurde ganz flau im Magen.
Ob ich noch mehr zu sagen habe? Verflixt, ich war wirklich nicht gut im Reden. Ich konnte ihr doch nicht einfach sagen, dass ich Mist gebaut habe, dass ich nie was mit Horizon hatte, dass ich nur gewinnen wollte, dass ich sie vermisse und dass ich sie brauche.
Ich war nun mal viel zu Stolz um das zuzugeben. Aber ich sah ihren enttäuschten Blick... ich wusste nicht mehr weiter. Was wollte sie denn hören?
„Nein ich glaube nicht" antwortete ich daher unsicher und leise. Ich sah wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Ich hatte meinen letzten Satz in dem Moment bereut als ich ihn ausgesprochen hatte. „Vanessa... ich weiß nicht..." fing ich an doch ich wurde von ihr unterbrochen: „Schon gut Leon." sagte sie während ihr eine Träne die Wange hinunterrollte, sie aufstand und in Richtung Lager zurückging. Ich hatte es also mal wieder versaut...

Marlons Sicht:

Es wurde langsam dunkel und daher beschlossen Horizon und ich uns zu den anderen nach draußen zu gesellen. Wir setzten uns ans Feuer und genossen die Wärme. Es war wirklich toll verliebt zu sein. Ich war so glücklich wie noch nie und ich hoffte, dass es Horizon genauso erging. Ich legte meinen Arm um sie. Hin und wieder tauschten wir verliebte Blicke aus und genossen einfach den Augenblick. Wie aus dem Nichts jedoch flitzte Vanessa an uns vorbei und huschte in ihr Zelt. „Was ist denn mit der los?" wollte Raban ganz verwundert wissen. „Keine Ahnung... Ist halt n Mädchen!" antwortete Markus ganz cool. „Sagt mal, hat einer von euch Leon gesehen?" fragte Joschka in die Runde. „Na dann wissen wir ja was los ist." sagte Maxi genervt. „Was soll das denn jetzt heißen! Es kann auch sein, dass es nicht Leons Schuld ist!" verteidigte ich meinen Bruder, den ich wirklich längere Zeit nicht mehr gesehen hatte. Seit wir hinter den Nebel gefahren waren, war es zwischen den beiden nicht wie vorher. Das konnte ein Blinder erkennen! Allgemein wusste keiner von uns so wirklich, was das zwischen den beiden war... Vielleicht eine Hass-Liebe? Und da kam der Verdächtige auch schon! „Habt ihr Vanessa gesehen?" fragte er uns völlig verwirrt. „Lass sie in Ruhe Leon! Hör auf ihr andauernd weh zu tun und scheiße zu bauen!" schrie Maxi nun meinen Bruder ein wenig an. OhOh, das war sehr unüberlegt von Maxi! Leons Hände formten sich zu Fäusten und er sah aus als würde er ihn jede Sekunde umbringen. „Was mischst du dich da ein! Das geht dich nichts an!" keifte der Anführer zurück und stieß Maxi zur Seite.

Na bravo... ich hatte ein wenig Angst, dass die Situation eskalieren würde. Das machte vor Horizon natürlich einen wunderbaren Eindruck. Lauter kleine Jungs die sich streiten, Fast-Food essen, Fußball spielen und sich streiten. Hatte ich das schon erwähnt? Verflixt, dass es zwischen den beiden auch nie Ruhe gab. Ich hoffte, dass es Horizon und mir nicht auch einmal so ergehen würde.

JA und dann eskalierte die Situation wirklich... Denn wie könnte es anders sein, hielt Nerv seine Klappe wieder einmal nicht und wollte seinen Bruder unterstützen: „Er mischt sich ein, weil er in Vanessa verknallt ist!"
Leon drehte sich um und ging wieder einen Schritt auf Maxi zu und schaute ihn wütend an „Was hat er da gerade gesagt?" sagte er flüsternd und doch bestimmend. Maxi sah vom Boden zu Leon und wieder zurück. „Sie sind verknallt! Sie haben geknutscht!" schrie Nerv erneut in Leons Richtung. Mein Bruder war sichtlich sauer. Ach was sag ich da?! Er war stinksauer und verdammt wütend. Und ehe wir uns versahen hatte er Maxi auch schon eine geknallt!
„Das hast du nicht gemacht!" schrie Leon ihn an während er ihn am Kragen seiner Jacke packte und dabei wieder ein Stück vom Boden hochzog. „Leon, beruhig dich doch!" rief ich ihm zu.
„Was ist denn hier los?" schrie Vanessa als sie die beiden Jungs so sah. Alle Blicke waren auf Leon gerichtet. Was würde er tun? Er würde doch nicht auch Vanessa schlagen oder? Das wäre zu heftig. Er ließ von Maxi ab, sah Vanessa mit finsterer Miene an und ging an ihr vorbei Richtung Zelt. Er packte seine Sachen und fing an sein Zelt abzubauen. So schnell hatte glaub ich noch niemand jemals ein Zelt abgebaut. Das war bestimmt ein neuer Weltrekord. Ehe wir uns versahen hatte Leon alles gepackt und ging in Richtung Wald. „Wo willst du hin?" rief ihm Vanessa nach, die neben Maxi kniete, der immer noch am Boden lag. Er blieb kurz stehen und schaute in Vanessas Richtung. „Ich hab dir vertraut." war seine Antwort. Er drehte sich um und verschwand.

Vanessas Sicht:

-Ich hab dir vertraut- hallte es immer und immer wieder in meinem Kopf. Was war nur vorgefallen... „Was ist passiert?" fragte ich Maxi während ich ihm half aufzustehen. „Nerv hat seine Klappe nicht gehalten und Leon erzählt, dass Maxi in dich verliebt ist und ihr geknutscht habt!" sagte Marlon jetzt trotzig in meine Richtung. „Dass du ihm sowas antust, hätte ich nicht gedacht! Vor allem mit einem seiner besten Freunde!" motzte er mich weiter an. „Geknutscht?" fragte ich die Nummer 10. „Ja, geknutscht!" sagte Nerv. „Aber das stimmt doch überhaupt nicht!" verteidigte ich mich. „Er hat mich nur in den Arm genommen, weil Leon mich verlassen hatte und ich völlig fertig war." stellte ich nun ein für alle Mal klar.
„Das stimmt" meldete sich nun auch Maxi mal zu Wort.
„Verflixte Hühnerkacke, Maxi! Wieso hast du das Leon nicht gesagt?" fragte ihn Joschka völlig verwirrt. Er zuckte nur mit den Schultern und sah noch etwas verängstigt aus.
Shitte! Das machte doch alles nur noch schlimmer! Jetzt dachte Leon, dass ich IHN betrogen hätte.
Ich setzte mich an den Tisch und wusste nicht mehr weiter. Er würde mir nicht glauben, wenn ich es ihm erklären würde. Ich konnte ihm doch jetzt auch nicht hinterherrennen. Ich wusste nicht was zu tun war. Ich wusste es einfach nicht.
Und da kam auch schon die Person, die ich in diesem Moment am wenigsten sehen wollte... Maxi.

„Ich geh ihn suchen!" sagte er zu mir und machte den Reißverschluss seiner Jacke zu. „Und was soll das bitte bringen?" antwortete ich ihm, während ich auf meine Hände schaute. „Ich werde ihm die Wahrheit sagen. Das hätte ich vorhin schon machen sollen. Es tut mir leid!" sagte Maxi reumütig.
Ich nickte und signalisierte ihm damit, dass es ok wäre. Maxi schwang sich auf sein Motorrad und fuhr davon. Ich hatte ein ziemlich mulmiges Gefühl... aber was hätten wir sonst machen sollen?
Leon war vorhin so sauer, dass er zu Fuß abdampfte und scheinbar gar nicht an sein Motorrad dachte.
Und jetzt blieb mir nichts anderes übrig als zu warten. Klette kam zu mir rüber und versuchte mich ein wenig abzulenken, indem sie mir Ratschläge gab, die ich nicht wirklich brauchte. Dennoch war ich ihr sehr dankbar, dass sie für mich da war.