Teil10

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'Ich mag dich Gwen, und ich will nicht, dass es dir schlecht geht.' Diese Worte hallten auch immer noch eine Stunde später in meinem Kopf nach. Sie hatten mich beruhigt, aber gleichzeitig auch wütend gemacht. Mittlerweile saß ich am Küchentisch und begutachtete die Blume, die in der Mitte stand. Sie hatte weiße und rote Blüten und sie schimmerten wie kleine Edelsteine in dem Licht. Meine Gedanken schweiften zu Gideon. Natürlich konnte er nicht hier bei mir sitzen, es war schließlich seine Geburtstagsparty, die in 15 Minuten ihren Höhepunkt erreichen würde. Es war nämlich kurz vor Mitternacht, kurz vor Gideons 18. Geburtstag. Ich hatte nichts dagegen, hier alleine zu sitzen, aber der Laute Bass der Musik ging mir doch ein bisschen auf die Nerven. „Gwen, da bist du!" Ich schreckte auf und drehte mich zur Tür, wo Leslie mir zuwinkte. „Komm, wir wollen um Mitternacht alle im Wohnzimmer sein und Konfetti werfen!" Ich grinste, weil mich das an meinen 16. Geburtstag erinnerte und ich folgte ihr in den großen Raum, wo alle wie in einem Haufen zusammen standen. Gideon sah ich nicht. Leslie packte mich am Arm und versuchte die Musik zu übertönen: „Kannst du mal bitte die restlichen Tüten Konfetti aus dem Abstellraum holen? Raphael der Depp hat sie dort versteckt." Sie kicherte und drehte sich schwankend wieder in die andere Richtung, wo sie anderen Mädchen noch etwas zuschrie. „Leslie?", schrie ich ebenfalls, „Wo ist der Abstellraum denn?" Ohne sich umzudrehen zeigte sie einen kahlen Flur entlang. Schulterzuckend drehte ich mich um und kämpfte mich durch die vielen Leute hindurch, während ich versuchte, mein silbernes Kleid zurecht zu zupfen. Schließlich stand ich vor drei verschiedenen Türen und natürlich hatte ich keine Ahnung, was sich dahinter befand. Also entschied ich mich wahllos für die ganz am Ende links. Vergeblich suchte ich in dem stockfinsterem Raum nach einem Lichtschalter und tastete mich blind vorwärts, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, um den Lärm zu entgehen. Ich ging gerade mal vier Schritte, bis mein Knie gegen etwas hartes stieß und ich sofort nach vorne umkippte. Blöde Stiefel mit Absätze! Glücklicherweise landete ich statt auf dem harten Parkett auf einem weichen Bett, das meinen Sturz abfederte. Das war definitiv nicht der Abstellraum. Ich rappelte mich auf die Knie und stieß dabei an etwas hartes, doch diesmal war es nicht das Bett. Ein Schreckensschrei entfuhr mir und schon kurz darauf hatte ich das harte Etwas in meinem Bauch: es war ein Bein, wie ich bemerkte. Der Schmerz ließ mich zusammenfahren und ich kippte sofort auf die Seite. Die Person, die in diesem Bett lag, lag direkt vor mir und ich spürte den Atmen in meinem Gesicht. Doch es passierte nichts weiter - der Reflex mit dem Bein war wohl das einzige gewesen. Wer auch immer das war, war betrunken und sollte jetzt einfach weiterschlafen während ich mich leise davon machte. Vorsichtig versuchte ich, aufzustehen, jedoch schnellte der Arm der Person um meinen Oberkörper und ließ mich einfach nicht frei. Als ich versuchte den Arm von mir zu lösen, wurde der Griff nur noch fester. Ich war doch kein Teddybär! Der fremde Kopf lag immer noch neben mir und kuschelte sich jetzt regelrecht an mein Gesicht und ein leiser Seufzer war zu hören. „Hey, ich muss jetzt gehen", flüsterte und versuchte erneut, zu entkommen, vergeblich. „Gwenny", murmelte die Person zurück und kam noch näher an mich. Warte - das konnte doch nicht sein. Hatte ich mich verhört? War das hier wirklich Gideon der hier gerade in dem Bett, wahrscheinlich betrunken, mit mir kuschelte? An seiner Geburtstagsfeier?

Back to Life - Liebe besiegt alles. | ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt