Teil21

225 2 0
                                    

Da standen wir nun also, vor Zimmer 137. Die Krankenschwester öffnete uns die Tür und gab den blick auf Gideon frei, der mit geschlossenen Augen in einem Krankenbett lag und an etlichen Schläuchen hing. Mir fiel ein Stein vom Herzen: immerhin lebte er. Neben ihm stand der Oberarzt der gerade etwas auf seinem Klemmbrett vermerkte und dann zu uns hoch sah. „Sie sind die Angehörigen von Mr de Villiers?" Wir beide nickten und der Doktor redete weiter: „Ich kann Ihnen noch nicht genau sagen, was er hat. Aber es scheint so, als würde es mit seinem Autounfall vor einem Monat zusammenhängen. Er wurde damals schwer am Kopf verletzt und anscheinend hat ihm irgendwas einen Rückfall gegeben. Wissen Sie vielleicht irgendetwas von einem Streit oder einer schweren Entscheidung, die sein Gehirn überfordert haben könnte?" Charlotte und ich warfen uns einen Blick zu, sagten aber nichts. Wir waren Schuld. „Nun gut", fuhr er fort, „ich muss weiter. Sollte er heute aufwachen, könnten wir ihn morgen schon wieder entlassen, aber wir müssen schauen was die Zeit bringt." Der Arzt verließ das Zimmer mit der Krankenschwester und wir bekamen noch ein paar Minuten Besuchszeit. Kaum hatte sich die Tür geschlossen ertönte eine Stimme vom Bett: „Ihr setzt mir ganz schön zu, man." Mein Gesicht erhellte sich sofort von einer Sekunde auf die nächste, als ich Gideons typisches Grinsen sah. Ich ging zu ihm und setzte mich auf die Bettkante. Charlotte kam mit verschränkten Armen auch langsam näher. „Mir tut das alles so Leid! Wegen mir warst du innerhalb eines Montas zwei mal im Krankenhaus und das auch noch wegen einer so dummen Sache!" Er nahm vorsichtig meine Hand und sah dann Charlotte an, die wehmütig, fast schon mitleidig, auf uns schaute. „Nein, MIR tut es leid", sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich wollte niemanden verletzen, aber..." Sie konnte nicht mehr weiter reden, da ihr die Tränen über das ganze Gesicht liefen und sie einfach keine Worte mehr fand. „Charlotte, ich hab mich...unverantwortlich verhalten dir gegenüber, es hätte gar nicht so weit kommen müssen. Aber...ich liebe Gwen einfach." Mein Herz machte einen Freudenhüpfer und Charlottes Augen schlossen sich für einen kurzen Moment. „Ich weiß", flüsterte sie und sah uns dann wieder mit Sehnsucht an. „Und gegen wahre Liebe kann man nichts tun." Sie zuckte mit den Schultern und versuchte ein bisschen zu lächeln. Sie tat mir leid, aber wir konnten nichts für unsere Gefühle.

Ein paar Wochen später war wieder alles in Ordnung und so wie es sein sollte. Gideon und ich waren glücklich zusammen, Charlotte hatte sich auch wieder gefangen und wir verstanden uns wieder blendend. Weder Gideon noch ich hatten Krankenhausaufenthalte (wegen physischer und psychischer Gründe) und ich fühlte mich endlich normal. An meine Krankheit von früher dachte ich gar nicht mehr, und hatte auch nie vor das anzusprechen – es war das Geheimnis meiner Familie. Man konnte sagen, dass ich nun endlich wieder zurück im Leben war, da wo ich hingehörte – zu meiner Familie und meinen neuen Freunden, die ich mir so sehnlich gewünscht hatte. Es war ein harter Weg, aber das war es mir Wert. Ich hatte endlich alles was es brauchte, um im Leben glücklich zu sein.

Back to Life - Liebe besiegt alles. | ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt