6 Stunden hatte ich Zeit. 6 Stunden Zeit um in die Schule zu gehen und die Reinigung durchzuführen. Schnell stand ich auf und zog mich an. Ich musste grinsen bei dem Gedanken, dass ich heute das Leben hunderter von Menschen verändern werde. Entscheidend verändern werde. Endlich wird man mich sehen. Ich warf mir noch schnell die Kapuze meiner Jacke über und zog noch meinen Mundschutz an. Block, Federmäppchen, Messer und Nadeln packte ich in meinen Rucksack, dann verließ ich das leblose Haus.
An der Bushaltestelle fing ich sogleich einige missbilligende Blicke der anderen Kinder ein, die sich anscheinend für etwas besseres hielten. Man sah es ihnen an. Diese Feigen, arroganten Menschen, die in Grüppchen zusammenstanden, sich die verlogenen Mäuler zerrissen, gewissenlos, abfällig über die redeten, die alleine waren und nicht in das System der perfekten Menschheit passten. So... wiederwärtig!
Ich sah sie.
Hörte was sie über mich sagten.
Hörte wie sie kicherten, mich mit ihren Augen abschätzig musterten.
Ich grinste auch, nur waren meine verzogenen Lippen durch den Mundschutz nicht zu sehen. Aber würden sie es sehen, hätten sie ahnen können, was ich vorhatte. Dann hätten sie richtig Angst vor mir. Aber das kommt noch. Da war ich mir GANZ sicher. Welch eine Wonne.
Es dauerte nicht lange, bis der Bus um die Ecke bog, die Straße hinab fuhr, langsamer wurde und schließlich an der Bushaltestelle anhielt. Dabei gab er ein knurendes Brummen von sich und es klang, als würde der Motor angestrengt ausatmen, heiser und krank röchelnd lufthohlen und diese dann wieder aus seinem elektronischen inneren pressen. Als die Räder aufhörten sich zu drehen und die Türen sich gemächlich öffneten, bildeten sich kleine Trauben aus Schubsenden und drängelnden Missgeburten von Kindern um die Eingänge.
Hin und hergerissen zwischen Belustigung und Abscheu beobachtete ich, abseits, wie eine Siebtklässlerin einem deutlich jüngeren Mädchen den Ellebogen vor die Brust rammte und sie zurück drängte. Ein Junge, ungefähr in meinem Alter, trat nach den umstehenden und wieder ein anderer quetschte sich, den Oberkörper leicht gebeugt, zwischen den Schülern hindurch um möglichst schnell einen Platz zu bekommen. Ihre Augen funkelten angriffslustig und gestresst zu den jeweils anderen, während sie sich gegenseitig den Eintritt in das Fahrzeug streitig machten. Einige saßen bereits im Bus, hatten ihre Jacken und Taschen auf die Sitzplätze gelegt um diese für ihre Freunde zu reservieren und blickten aufgeregt in die Schubsenden Mengen. Ich selbst stand abseits, die gierig zuckenden Hände zu Fäusten geballt in meinen Jackentaschen vergraben und den Blick amüsiert zu den abschwellenden Menschentrauben gerichtet. Ich würde keinen Platz mehr bekommen, aber wen interessierte das schon? Als letzte betrat ich den Bus, welcher sich wieder in Bewegung setzte, nachdem sich die Türen geschlossen hatten.Im Schulgebäude lief alles wie immer ab. Die Mädchen-schar, tatsächlich wurden hier nur Mädchen unterrichtet, versammelte sich um das schwarze Brett um sich den Vertretungsplan anzusehen, zogen sich dann ihre Hausschuhe an und gingen anschließend in ihre Klassenzimmer. Ich nicht. Ich übersprang den Part mit dem Schwarzen Brett und den Hausschuhen einfach und machte mich gleich auf den Weg zum Klassenraum. Ich hatte einen einfachen Plan. Zuerst würde ich mich um meine nacheinander eintreffenden Klassenkameraden kümmern und dann um den Lehrer, der uns in der ersten Stunde unterrichten sollte. Dann würde ich dem Sekretariat und dem Lehrerzimmer einen Besuch abstatten und zum Schluss ein Klassenzimmer nach dem anderen abklappern. Die Leichen würde ich einfach notdürftig in Schränke stopfen, oder hinter Möbeln verstecken. Ja, mein Plan war einfach aber riskant. Es war schlichtweg unmöglich das alles unbemerkt zu vollbringen. Jemand würde die Schreie hören, jemand würde das Blut und die Leichen sehen, das Fehlen der Lehrer bemerken. Sie werden versuchen die Polizei zu rufen, doch...
Vergebens.
Dafür sorgten SIE.
Meine geliebten dreizehn. SIE werden mir helfen, die Ausgänge zu zuhalten und den Empfang stören. SIE werden mir helfen. Sie blind und taub machen. SIE werden mir helfen. Sie festhalten, während ich zusteche. Und SIE werden mir helfen das Schulgebäude zu reinigen, das Gebäude, welches so schmutzig ist, dass sich der Dreck, der ganze Abschaum, nur mit Blut abwaschen lässt.
Mit IHRER Hilfe kann mir niemand entkommen.
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13 (ABGESCHLOSSEN)
Short Story⚠️ACHTUNG ⚠️ Eine äußerst brutale Kurzgeschichte, die ich mit zwölf oder dreizehn Jahren geschrieben habe.