Wahrheit

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1. Klasse Aobajohsai High

„Ich möchte ehrlich mit dir sein", meintest du und richtetest dich auf, was der Dunkelhaarige dir gleichtat. Als dein Blick für einen Moment auf seine Bauchmuskeln glitt, musstest du dir von innen leicht auf die Unterlippe beißen.

Abwartend blickte dich Iwaizumi an, doch du schütteltest mit dem Kopf. „Zieh dir erstmal was an! So kann ich kein ernsthaftes Gespräch mit dir führen", befahlst du ihm und blicktest mit roten Wangen weg.

Auch sein Gesicht nahm eine ungesunde Röte an, worauf er sich schnell erhob und zu seinem Kleiderschrank ging. „Woher sollte ich denn wissen, dass du hier bist", meckerte der Ältere und streifte sich ein Shirt über den Kopf.

Du konntest es einfach nicht lassen und beobachtetest ihn dabei. Schnell verschwanden seine Muskeln unter dem Stück Stoff, was dich abermals rotwerden ließ.




Nachdem er sich auch eine Hose angezogen hatte, setzte er sich wieder zu dir aufs Bett. Diesmal nahmt ihr eine entspannte Haltung ein, auch wenn sie bei dir eher das Gegenteil darstellte.

„Womit wolltest du denn ehrlich sein?", fragte dich der Dunkelhaarige, um wieder auf das Thema zurückzukommen.

Unsicher schautest du auf den Bettbezug. Doch du atmetest kurz durch, worauf du mit der Sprache rausrücktest: „Damals beim Trainingslager hatte ich durch Oikawa kein Sand in die Augen bekommen."

„Okay?", fragte der Größere und zog die Augenbrauen zusammen.

„Was ich damit sagen wollte, war, dass mich Oikawa damals versehentlich geküsst hatte. Deshalb bin ich weinend weggerannt", fingst du an, stopptest aber, um das Gesagte erstmal sacken zu lassen.

„Dieser-!", brachte Iwaizumi wutentbrannt heraus, jedoch unterbrachst du ihn, indem du eine Hand auf seinen Unterarm legtest. Erschrocken stelltest du fest, wie muskulös sich dieser anfühlte.

Du räuspertest dich und fuhrst fort: „Das war noch nicht alles. Nachdem ich damals mit Oikawa ins Bungalow verschwunden war, um seine blutende Nase zu verarzten, hatte er mich wieder geküsst."

„Ich bring ihn um!", knurrte dein Kindheitsfreund laut, doch du schütteltest mit dem Kopf.

„Es war ja nicht so, als hätte es mir nicht gefallen gehabt. Vielleicht lag es daran, dass ich schon da in ihn verliebt war. Jedenfalls konnte ich den Kuss nie wirklich vergessen, auch wenn wir nie wieder darüber geredet hatten. Doch jetzt, wo er eine andere geküsst hat, weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich noch empfinden soll. Er hatte bestimmt früher auch schon einige Mädchen geküsst. Daher-, was ich damit sagen wollte, ist-", setztest du an, wusstest aber nicht weiter.

Wütend fuhrst du mit deinen Händen in dein Haar und rauftest sie. Doch du spürtest, wie deine Hände aus deinen Haaren entfernt wurden. Deine Augen schauten zu Iwaizumi, der dich stumm anblickte. Du fühltest dich unglaublich verwirrt. Dein Kopf machte beinahe dicht.

„Du musst nicht weitersprechen. Danke, dass du mir die Wahrheit gesagt hast", vernahmst du seine Stimme, welcher du weder Wut noch irgendeine andere Emotion entnehmen konntest.

„Ich hoffe, dass das alles jetzt nicht zwischen uns steht", sagtest du und lächeltest ihn kläglich an.

„Natürlich nicht", antwortete Iwaizumi sofort und griff mit geröteten Wangen nach deiner Hand. Sachte verschränkte er seine Finger mit deinen, worauf du ihn glücklich anlächeltest. „Es wird nie etwas zwischen uns stehen."

Freudig umarmtest du deinen Kindheitsfreund, welcher dich ebenfalls in seine Arme schloss.









Nachdem ihr ein klärendes Gespräch geführt hatte, händigte dir Iwaizumi deine Sachen aus und begleitete dich noch bis nach Hause. Was du nicht mitbekamst, war, dass er einen Abstecher zu Oikawa machte.





„Iwa-chan?", fragte Oikawa überrascht, als er die Tür öffnete. Doch im nächsten Moment flog ihm eine Faust entgegen, die ihn hart gegen den Wangenknochen traf. Rücklings stolperte der Setter nach hinten und hielt sich überrascht seine schmerzende Verletzung. Sie pochte regelrecht in seinem Gesicht.

„Wie bescheuert bist du eigentlich?", schrie Iwaizumi ihn an und griff nach seinem Oberteil.

Wutentbrannt zog er den Brünetten hoch, der sich abwehrend von ihm stoßen wollte, was ihm aber nicht geling.

„Wovon redest du?", entgegnete er ihm genauso laut.

„Ich rede davon, dass du deine Freundin hier anschleppen musstest! Hast du mal an [Name]s Gefühle gedacht!? Erst küsst du sie, machst dann einen auf normalen Freund, bedrängst sie aber die ganze Zeit! Kannst du dich mal entscheiden?!", brüllte der Dunkelhaarige und schüttelte dabei seinen besten Freund.

„Was? [Name] ist in mich verliebt?", fragte Oikawa verblüfft.

„Ist das das Einzige, was dich interessiert? Du hast ihre Gefühle verletzt! Vorhin war sie nur noch ein Häufchen Elend, weil du deine Freundin geküsst hast!", plärrte das Ass ihn an.

„Sie hat es gesehen? Scheiße", kam es verblüfft vom Brünetten, welcher anschließend frustriert knurrte.

„Ich wollte ihr doch nie wehtun!", meinte er und raufte sich sein schokoladenbraunes Haar.

„Hast du denn überhaupt mal an sie gedacht, als du dich für deine Freundin entschieden hast?", brach es nun aus Iwaizumi heraus.

„Natürlich! Ich mag [Name] sehr und das weißt du! Sie ist mir unglaublich wichtig, aber bei Aiko ... bei ihr fühle ich mich anders. Ich möchte es mit ihr versuchen", gestand Oikawa, worauf sein Freund von ihm abließ.

„Wundere dich aber nicht, wenn sich eines Tages [Name]s Gefühle für dich ändern", warnte er ihn und trat aus der Tür.

Noch einmal, bevor er sich zum Gehen abwand, drehte er sich zu ihm um und sagte: „Sie wird nicht ewig dein sein."

Wütend fuhr Oikawa mit seiner Hand unter seiner Nase entlang und stellte genervt fest, dass sie blutete. Es war nicht das erste Mal, dass sie es tat, doch diesmal warst du nicht zur Stelle, um sie zu säubern. Zermürbt vor lauter Gefühlen ließ er sich nach hinten gleiten und beobachtete die Decke. Ob er sich richtig entschieden hatte?









Der nächste Tag brach an und du machtest dich gemeinsam mit Iwaizumi zur Schule auf. Wie so häufig fuhr er dich mit dem Fahrrad dahin. Auf dem Schulhof angekommen, zog ein ungewöhnlicher Anblick deine Aufmerksamkeit auf sich.





Händchenhaltend ging Oikawa mit seiner neuen Freundin über den Schulhof, dabei zog er viele sehnsüchtige Blicke seiner Fangirls auf sich. Zu deinem Entsetzen musstest du feststellen, dass er es ernst mit ihr meinte. Du spürtest wie sich Tränen in deinen Augenwinkeln sammelten, weshalb du dich wieder zum Gehen umdrehen wolltest, doch du wurdest von Iwaizumi aufgehalten. Dieser packte dich an deinem Handgelenk und schleppte dich ins Schulgebäude. Dort suchte er sich einen ruhigen Flur und drückte dich an sich.

„Es wird nicht leicht, aber halte durch", flüsterte er in dein Ohr, worauf du nicken musstest.

Es machte dich froh, zu wissen, dass er bei dir war. Du hattest das Gefühl, diese Tortur nicht alleine durchmachen zu müssen.

„Danke", hauchtest du und entferntest dich ein wenig von ihm, um ihn lächelnd anzusehen. Eine sanfte Röte zierte seine Wangen, was dich zum Kichern brachte. „Du bist schon wieder rot."

„Ach, halt doch die Klappe", meckerte Iwaizumi und griff abermals dein Handgelenk, während er dich durch den Flur führte. Ein Lächeln trat auf deine Lippen, als du darüber nachdachtest, wie es wäre, wenn er nach deiner Hand greifen würde.




Nach kurzer Zeit wart ihr an deinem Raum angekommen. Dort blieb das Ass des Volleyballclubs stehen und sah dich an.

„Danke fürs Herbringen", lachtest du und drücktest ihm ein Kuss auf die Wange.

Sofort ging das Gesicht des Dunkelhaarigen in Flammen auf, weshalb du noch mehr lachen musstest. Genervt hielt er sich den Arm vor sein Gesicht, um es vor dir zu verbergen. Vorsichtig griffst du nach diesem und drücktest ihn herunter.

„Sei nicht immer so schüchtern, Hajime", kichertest du, woraufhin dein Gegenüber protestierte.

„Erzähl doch keinen Blödsinn! Ich bin nicht schüchtern!", meckerte der Ältere.

Kopfschüttelnd sagtest du: „Das stimmt, aber mir gegenüber schon." Während du das von dir gabst, strecktest du ihm leicht die Zunge entgegen.

„Bis nachher", meintest du und gingst schnell in deinen Klassenraum, bevor er dir antworten konnte.




Im Klassenraum traf dich der Schlag, denn dort saß Aiko breit grinsend auf ihrem Platz, während sie von vielen Mädchen umringt wurde.

„Ich beneide dich, Aiko! Oikawa ist so süß!", sprach ein Mädchen aus deiner Klasse.

„Ich habe wirklich Glück, dass nur er mich liebt", lachte die Blonde und sah provozierend zu dir.
Wütend balltest du deine Hände zu Fäusten.

„Was? Hat er wirklich schon gesagt, dass er dich liebt?", fragte ein weiteres Mädchen verblüfft.

„Natürlich! Was denkst du denn?", meinte sie hochnäsig und kicherte.


Du setztest dich auf deinen Platz und schütteltest mit dem Kopf. Dir wurde schlecht bei dem Gedanken, dass dein Kindheitsfreund sich tatsächlich für sie entschieden hatte. Ob er sich damit selbst bestrafen wollte? Bei dieser Überlegung musstest du leicht lachen.

„Was lachst du denn so dämlich? Du bist doch nur eifersüchtig auf mich!", äußerte Aiko, die sich in deine Richtung gedreht hatte.

„Ich muss zugeben, dass ich es nicht leiden kann, dass du mit meinem besten Freund zusammen bist. Aber eifersüchtig? Soweit aus dem Fenster möchte ich mich nicht lehnen. Ich bin nur geschockt, dass Toru wirklich so dumm ist und eine Beziehung mit so einer falschen Schlange eingegangen ist", teiltest du ihr ehrlich mit.

Du erkanntest ihr schockiertes Gesicht. Doch dann schlich sich ein gehässiges Grinsen auf ihren Lippen: „Ach ja? Und wieso bist du dann heulend weggerannt, als ich Oikawa geküsst habe?"

Überrascht schautest du sie an. Hatte sie dich tatsächlich gesehen? Hatte sie womöglich darauf gewartet? Wut loderte in dir auf, doch du ermahntest dich, nicht auf sie loszugehen.

Zu deinem Glück kam der Lehrer gerade ins Klassenzimmer, worauf das Klingeln des Unterrichts ertönte. Noch nie warst du so froh, dass Mathe begann.

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