Kapitel 28

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Mirabella P.O.V.
Die Aufnahme endet, ich lasse den Text sinken. Ja, so ist alles in Ordnung. Der Text kommt zu all meinen anderen Liedtexten, in einer ordentlichen Hülle, beschriftet mit Datum und Titel. Die Noten sind ebenfalls dabei. Die aufgenommene Instrumentalversion speichere ich in den dafür vorgesehenen Ordner und stehe auf. Unmengen an Artikeln liegen überall im Raum verteilt, lose Blätter, die ich dringend wegräumen muss. Meine Augen brennen, mein Kopf brummt. Zu wenig Schlaf war noch nie etwas, mit dem ich gut umgehen kann. Zielstrebig nehme ich mir meine Jacke und schalte alles aus, den restlichen Kaffee trinke ich auf dem Weg in die Küche aus. Der Becher fällt mir fast aus der Hand, als ich ihn in die Spüle stelle. Morgen früh werde ich eh wieder die erste sein, da macht das jetzt auch nichts.

Ich trete in die Kälte, noch immer schneit es. Meine Mütze rutscht mir fast in die Augen, sie gehört eigentlich Matthew. Unter meinen Füßen knirscht der Schnee, alle anderen Geräusche werden gedämpft. Ein Bus fährt an mir vorbei, ein monotones Brummen in dieser Winternacht. Langsam gehe ich durch die Straßen von Hamburg, lasse die Ruhe auf mich wirken. Leise summe ich eine Melodie vor mich her, beobachte die Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen. „Und du bist alles, was bleibt, auch wenn jeder Strick reißt, unser Weg sich auch teilt, ich will nur dass du weißt, ich bin doch nie mehr, als nur einen Herzschlag entfernt.", singe ich leise, fange ein paar Schneeflocken auf und dann bekomme ich eine Nachricht. Der Ton meines Handys sticht durch die Stille, aber niemand außer mir bemerkt es. Erst bin ich versucht, die Mitteilung einfach zu ignorieren, aber darin war ich noch nie gut. Also suche ich das Telefon aus meiner Tasche und gucke auf das Bild, das Shawn mir geschickt hat. Er zeigt mir den Schnee, der unseren Steg bedeckt, ohne von Fußspuren zerstört zu werden. Kurzentschlossen setze ich meine Kopfhörer auf und rufe ihn an. Mein Internet wird es mir danken, aber das ist es mir wert, für den Rest des Monats fast keine mobilen Daten mehr zu haben. „Mira? Ist es bei dir nicht mitten in der Nacht?", begrüßt Shawn mich grinsend und ich laufe in den Schein einer Laterne, damit er mich sehen kann. „Mitternacht trifft es ganz gut.", stimme ich ihm zu, drehe mich einmal um mich selber, zeige ihm, wo ich mich befinde. „Warum bist du mitten in der Nacht im Schnee unterwegs?", will er wissen und ich lache leise auf. „Ich war bis gerade eben im Studio, ich habe noch was fertig gemacht und gehe jetzt nach Hause.", erkläre ich ihm und er schüttelt fassungslos den Kopf.

„Du arbeitest zu viel. Dir ist schon klar, dass du eigentlich gerade Urlaub haben solltest? Stattdessen sitzt du über zwölf Stunden täglich im Studio und arbeitest an keine Ahnung was.", weist mein bester Freund mich zurecht und ich nicke, während ich mich aus dem Lichtkegel der Straßenlaterne entferne. „Ich weiß, aber im Moment brauche ich das irgendwie. Damit nehme ich Stress aus dem nächsten Jahr, weil ich vorarbeite und habe nächstes Jahr mehr frei, sprich, ich kann mehr Urlaub nehmen.", kläre ich ihn über die Prinzipien bei uns im Studio auf und erwähne nicht, dass ich den Urlaub brauche, um ihn öfter zu sehen. „In einem halben Jahr ist meine Ausbildung zu Ende und ich habe generell mehr freie Zeit, weil ich dann auch mehr in Arenen und so dabei bin.", füge ich noch hinzu und wische etwas Schnee von meinem Handy. „Trotzdem musst du dir auch mal eine Pause gönnen. Aber mal ganz abgesehen davon, ich vermisse dich.", sagt Shawn und eine einzelne Träne läuft über meine Wange. „Ich vermisse dich auch...", murmele ich und atme kurz durch, um mich nicht völlig in Emotionen zu verlieren. Manchmal vermisse ich ihn mehr als gut ist.

Lange telefonieren können wir nicht, Shawn muss noch zu einem Interview. Die Kälte beißt inzwischen in meinem Gesicht, meine Klamotten werden von einer dünnen weißen Schicht bedeckt. Meinen Schal wickele ich neu um meinen Hals, sodass er auch meine Wangen zum Teil verdeckt. Meine Erschöpfung ist vergessen, viel mehr zählt jetzt in diesem Moment nur die Stille der Nacht. Mit meinen Schuhen schiebe ich den Schnee auf dem Boden ein wenig zur Seite, male kleine Muster auf den Boden. Einige Meter vor mir ist eine Parkbank mit einem Tisch, der Schnee darauf ist komplett unberührt. Lächelnd ziehe ich einen meiner Handschuhe aus und beginne, in den Schnee zu schreiben. Als ich einige Minuten später weiter nach Hause gehe, ist auf meinem Handy ein Bild vom Songtext von Imagination, der im Schnee auf dem Tisch steht. Vermutlich ist das bis morgen wieder weg und nicht mehr lesbar, aber was soll's.

xx Mira | a Shawn Mendes FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt