Kapitel 19

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Taleria P.O.V.

„Was ist das jetzt für ein Geschenk?" Wir wanderten jetzt schon eine Weile durch die Stadt und ich wurde zunehmend neugieriger. Und Aragorn zunehmend genervter.
„Das wirst du schon noch sehen. Wir sind bald da und jetzt halt verdammt noch mal die Klappe." Er bog in eine Seitengasse ein und öffnete eine etwas kleinere Tür.
„Na los, geh schon rein.", sagte er, als er mein Zögern bemerkte. Aufgeregt betrat ich den dunklen Raum.
Er war größer als erwartet und in einer Ecke stand ein kleines Tischchen. An den Wänden hingen ein paar Fackeln, welche den Raum in ein warmes Licht tunkten.
„Da seid ihr ja endlich! Ich dachte schon ihr hättet euch verlaufen." Erst jetzt bemerkte ich Gandalf, der gleich neben der Tür stand.
„Nein Mithrandir, wir haben uns nicht verlaufen. Also, was ist das jetzt für ein Geschenk?" Neugierig suchte ich den Raum ab.
„Geschenk? Welches Geschenk?" Gandalf wirkte, als wüsste er nicht wovon ich sprach, doch sein lächeln verriet ihn.
„Ach, ist nicht so wichtig. Worüber wolltest du mit mir reden?"
Gelassen lehnte ich mich an eine Wand, darauf bedacht, genügend Abstand zu den Fackeln zu haben.
„Ich habe ein Geschenk für dich. Naja es ist von deinen Großeltern.", meinte Gandalf und holte ein großes Bündel aus seinem Mantel hervor. Ich konnte mich gerade noch davon abhalten, aufgeregt in die Hände zu Klatschen.
„Jetzt sag schon Gandalf! Was ist es?" Der Zauberer öffnete die Schnur des Bündels und breitete es auf dem kleinen Tisch aus.
„Ach du meine Güte! Das ist ja...Aber ich hab' doch schon..."
Gandalf unterbrach mein Gestotter lachend: „Ich weiß, aber glaubst du nicht, dass es Zeit für einen Richtigen ist?"
Sprachlos nahm ich den Bogen in die Hand. Er war nicht besonders groß und bestand aus einem relativ dunklen Holz.
Wie bei meinem Schwert, waren auch hier elbische Wörter eingraviert.
Ryss en-ethuil, anno nin 'alu lîn. Regen des Frühlings, gebt mir euren Segen.
Vorsichtig legte ich den Bogen beiseite und griff stattdessen nach dem mit Pfeilen gefüllten Köcher.
Die Pfeile hatten harte Stahlspitzen und waren mit grünen Federn bestückt. Sorgsam legte ich den Köcher neben den Bogen und nahm nun den letzten Gegenstand zur Hand.
Es war ein Dolch. Wie beim Schwert, war der Griff mit grünem Stoff umwickelt und die Klinge erinnerte mich an ein Blatt.
Bei genauerem Hinsehen erkannte ich auch hier eine Inschrift.
Suil en-iavas, anno nin 'west lîn. Winde des Herbstes, gebt mir euren Atem.
„Diese Inschriften. Stehen sie mit der auf meinem Schwert in Verbindung? Sie klingen so ähnlich."
„Tatsächlich gehören sie zusammen. Es ist ein Zauberbann bestehend aus vier Teilen. Das Schwert, der Bogen, der Dolch und du"
„Ich? Wie kann ich Teil dieses Zaubers sein?"
„Natürlich bist du noch kein Teil davon. Dazu musst du eine spezielle Zeremonie durchführen."
„Und was macht dieser Bann mit mir?" Es klang verlockend für mich, Teil eines Zauberbannes zu sein, der mir möglicherweise einen Vorteil im Kampf gegen Sauron verschaffen könnte.
„Wenn du ihn richtig einsetzt, verschärft er deine Sinne und stellt eine gewisse Verbindung zwischen dir und deinen Waffen her. Sie ist von Person zu Person anders, also kann ich dir nicht sagen, welchen Vorteil sie dir bringen wird."
Nachdenklich betrachtete ich den kleinen Dolch in meiner Hand.
„Was ist das für eine Zeremonie? Wann kann ich sie durchführen?"
Der graue Zauberer schmunzelte mich an. „Ich dachte mir schon, dass du zustimmen wirst. Die Zeremonie findet heute Abend statt. Dort wo auch das Fest war. Keine Sorge, du musst nichts machen. Es werden nur Deine Großeltern, du und ich anwesend sein."
Überrascht war ich nicht, dass Gandalf schon vorausgeplant hatte. Es war einfach seine Art, so viel Zeit wie möglich zu sparen.
„Ich werde da sein. Danke Gandalf." Der Zauberer nickte nur und verließ den Raum.

Den restlichen Tag über konnte ich mich kaum auf etwas anderes konzentrieren, als die bevorstehende Zeremonie. Es kam mir vor, als stünde ich unter Strom.
„Könntest du dich jetzt endlich einmal hinsetzen und etwas essen? Die Zeremonie wird schon gut gehen.", meinte Aragorn genervt, als ich zum vierten Mal den Esstisch umrundet hatte.
„Ich weiß ja, aber ich bin einfach so nervös! Was, wenn ich etwas falsch mache? Ich weiß ja nicht einmal, was ich machen muss! Oh Gott..." Verzweifelt setzte ich mich und vergrub mein Gesicht in den Händen.
„Ach komm schon. Gandalf weiß, was er tut. Vertrau ihm! Jetzt iss endlich deinen verdammten Salat, sonst stopfe ich ihn dir eigenhändig in den Mund!"
Mit bösem Blick blickte mir mein Freund in die Augen und machte mir so klar, dass er es ernst meinte.
„Taleria, ich warne –"
„Schon gut!" Bevor Aragorn noch etwas sagen konnte, nahm ich mir die Gabel und begann den Salat zu essen.
Ich hatte ja wirklich nichts gegen Gemüse, aber wenn man seit Monaten nichts anderes als Grünzeug bekommt, hat man die Nase voll davon.

Als es Abend wurde, machte ich mich auf den Weg zum Thronsaal. Es überraschte mich immer wieder, dass es hier so warm war.
Der Winter war schon längst eingebrochen, doch irgendetwas schien das Klima auf einem eher frühlingshaften Niveau zu halten.
Nach wenigen Minuten stand ich vor der Tür zu bân merethrond, dem Platz, wo das gestrige Fest stattgefunden hat. Gandalf wartete bereits auf mich.
„Schönen guten Abend Taleria." Der Zauberer schenkte mir ein mildes Lächeln. Dieser Satz rief ein kleines Déjà-vu-Gefühl hervor. Bilbo hatte zu Gandalf einmal etwas ganz Ähnliches gesagt und an Gandalfs Antwort konnte ich mich nur zu gut erinnern.
So bemühte ich mich um einen ernsten Gesichtsausdruck und sagt: „Wünschst du mir einen schönen und guten Abend oder meinst du, dass dieser Abend schön und gut ist? Oder wolltest du einfach nur sagen, dass an diesem Abend alles schön und gut ist?"
Lange konnte ich meine Fassade nicht aufrechterhalten, denn Gandalfs Gesichtsausdruck war einfach nur zum Schreien.
Auch Gandalf schien langsam zu verstehen und fiel in mein Gelächter mit ein. Es war schön, sich an diese Zeit zu erinnern.
Damals war das alles nur ein Spaß für mich gewesen. Ich wollte einfach eines dieser Abenteuer aus den Geschichten erleben.
Hätte man mir gesagt, dass ich in einen Krieg verwickelt werden würde und dass ich einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben verlieren würde, hätte ich demjenigen vermutlich ins Gesicht gelacht. Doch hier stand ich nun.
Mitten in Caras Galadhon und bereitete mich auf einen Krieg vor. Inzwischen waren auch meine Großeltern eingetroffen und die Zeremonie konnte beginnen.
„Du wirst von dieser Zeremonie ein Mal davontragen. Du kannst dir eine Stelle aussuchen, aber es sollte leicht zu verstecken sein."
Ich überlegte kurz. „Mach es mir auf die Rippen. Da sieht es niemand." Der Graue nickte und wies mich an, mich auf den Boden zu legen.
Dann kamen auch Galadriel und Celebron dazu. Celebron legte mir die Hand auf die Stirn, Galadriel platzierte die ihre über meinem Herzen und Gandalf legte seine Hand über meinen rechten Rippenbogen.
Es war etwas unangenehm, doch ich hielt weiterhin still. Gandalf fing an etwas zu murmeln, das ich nicht verstand. Vermutlich war es irgendeine alte Sprache.
Kurz darauf stimmten auch meine Großeltern mit ein und es entwickelte ich eine Art Sprechgesang.
Mir wurde zunehmend unwohler. Ich kam mir vor wie mitten in einer Dokumentation über Exorzismus.
Plötzlich spürte ich ein schmerzhaftes brennen, genau an der Stelle, wo Gandalfs Hand lag.
Dann fing auch noch mein Kopf an, schmerzhaft zu pochen und ein Stechen fuhr in meine linke Brust. Es dauerte einen Moment, bis ich verstand, dass diese Punkte von meinen Großeltern und Gandalf verbunden wurden.
Der Schmerz wurde immer intensiver, bis ich nichts anderes mehr spürte. Ich wollte schreien, doch kein Laut verließ meinen Mund.
Das Atmen fiel mir immer schwerer und alles an meinem Körper schmerzte. Es soll aufhören! Bitte lass es aufhören!
Dann, als ich schon dachte, dass es nie mehr aufhören würde, stoppte der Schmerz. Er hinterließ nur ein dumpfes Gefühl, so als ob ich unter Drogen stünde.
Langsam öffnete ich meine Augen und blickte in drei besorgte Gesichter.
„Alles in Ordnung?" Es war Galadriel, die die Stille als erstes unterbrach.
Ich nickte nur und setzte mich vorsichtig auf. Gandalf reichte mir seine Hand, welche ich dankbar annahm, und zog mich auf die Füße. Ich war noch etwas wackelig auf den Beinen, doch sonst fühlte ich mich ganz in Ordnung.
„Bist du sicher, dass es dir gut geht?" Auch Celebron schien besorgt zu sein.
„Ja. Mir geht's bestens. Lasst uns gehen." Selbst sicher ging ich zurück zur Treppe.
Allerdings kam ich keine drei Schritte, da verschwamm alles in meinem Blickfeld und die Welt wurde schwarz.


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Hallöle :)

Ja ich weile noch unter den Lebenden und ich habe es doch tatsächlich geschafft, dieses Kapitel hochzuladen. *Applaus an mich* 
Tut mir wahnsinnig leid, dass es immer so lande dauert :(
Oben seht ihr ein Bild vom Köcher.

Eure Jinji

Die Zukunft der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt