Kapitel 20

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Taleria P.O.V.

Schwarz. Das war alles, was mich umgab. Weder ein Geräusch, noch ein Funke Licht störte den schwarzen Teppich vor mir. Es war, als wäre ich in Watte gepackt. Plötzlich hörte ich Stimmen.
„Warum wacht sie nicht auf? Du sagtest doch, dass es ungefährlich ist!" Ist das Aragorn? Was macht der denn hier?
„Ist es auch! Sie hat sich doch nur übernommen."
„Warum schläft sie dann noch?"
„Weil sie Ruhe braucht." Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch ich schaffte es einfach nicht.
„Komm jetzt Aragorn, sie wacht bestimmt bald auf."
„Ich bleibe hier. Sie soll nicht alleine sein, wenn sie aufwacht."
Ich hörte ein rascheln und dann die Tür. Gandalf muss gegangen sein. Dann hörte ich ein seufzen.
„Ach Taleria." Aragorns Stimme kling etwas gedämpft. Ich versuchte noch einmal meine Augen zu öffnen und diesmal funktionierte es.
Meine Augen brauchten eine Weile, bis sie sich an das Sonnenlicht gewohnt hatten. Aragorn saß, mit dem Gesicht in den Händen vergraben, neben meinem Bett.
Ich versuchte mich aufzusetzen, was eine verdammt schlechte Idee war. Ein stechender Schmerz schoss mir in die Rippen und vor meinen Augen verschwamm alles.
„Taleria! Was machst du denn da? Leg dich wieder hin!"
Aragorn stand auf und drückte mich sanft aber bestimmt wieder zurück ins Bett.
„Was zur Hölle ist passiert?" Verwirrt ließ ich meinen Kopf zurück auf das Kissen sinken.
„Nach der Zeremonie bist du zusammengeklappt. Gandalf und Frau Galadriel haben dich hierher gebracht." Stöhnend schloss ich meine Augen.
„Wie spät ist es?", fragte ich Aragorn.
„Sehr früh, die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Am besten, du ruhst dich noch ein wenig aus und wir reden morgen weiter."
Ich brummte nur zustimmend und ehe ich mich versah, war ich schon in einen tiefen Schlaf gefallen.

Als ich wieder aufwachte war ich alleine im Zimmer. Die Sonne strahlte hell durch das Fenster und tauchte den Raum in ein goldenes Licht.
Vorsichtig setzte ich mich auf, diesmal auf die Schmerzen gefasst, und stand auf.
Langsam tastete ich mich zu dem großen Spiegel an der Wand und blickte hinein.
Meine Haare waren etwas zerzaust und ich hatte dunkle Augenringe, doch ansonsten sah ich gar nicht so schlecht aus.
Plötzlich fielen mir Gandalfs Worte wieder ein. Du wirst von dieser Zeremonie ein Mal davontragen.
Vorsichtig hob ich mein Hemd an und betrachtete meinen rechten Rippenbogen.
Dort waren zwei Schriftzüge zu sehen, welche, wie die Sprüche auf den Waffen, auf Sindarin verfasst waren.
Da sie von meiner Sicht aus auf dem Kopf gestellt waren, konnte ich sie nur mit Mühe lesen.
Adar a Bâl Ceven, boe dulu lín an nad beleg. Yelin os nin, calad mi nin, bail vín sí erthar. Urnatur und Kraft der Erde, helft mir, dass ich mächtig werde. Winter ringsherum und Licht in mir, unsre Kraft vereint sich hier.
Lange konnte ich nicht über das Mal nachdenken, denn die Tür wurde von Gandalf aufgestoßen.
„Taleria! Gut dass du wach bist, wir haben schlechte Nachrichten bekommen. Komm mit!" Und schon war er wieder verschwunden.
Verwirrt folgte ich dem Zauberer. „Gandalf! Jetzt warte doch. Welche schlechten Nachrichten?"
Tatsächlich blieb Gandalf stehen und wartete, bis ich zu ihm aufgeschlossen hatte. Ich brauchte länger, als ich gedacht hätte. Mein Körper hatte die ganze Sache wohl tatsächlich nicht so gut weggesteckt.
„Also? Welche Nachricht? Von wem?" Wir waren nun fast beim Thronsaal angekommen.
„Vom Waldlandreich. Jetzt komm mit, dann kann er es dir selbst erzählen."
„Wer?" Doch meine Frage erübrigte sich, als Gandalf die Tür zum Thronsaal aufstieß.
„Schön dich zu sehen, Taleria. Wie geh es dir?" Es war Élor, der neben meinen Großeltern und Aragorn stand.
„Élor, w-was ist passiert?", stotterte ich hervor. Ich war mit dieser Situation schlichtweg überfordert.
„Es geht um Thranduil.", antwortete meine Großmutter.
„Ist er –", doch Élor unterbrach meine Frage.
„Es geht ihm gut. Aber ich glaube nicht, dass wir ihm noch trauen können."
„Was? Jetzt mal halblang. Warum zur Hölle sollten wir ihm nicht mehr trauen können?"
Élor schien kurz über seine nächsten Worte nachzudenken und erklärte dann: „Ich habe ihn bei einem Gespräch beobachtet. Er redete von einem Anschlag auf dich um Herrin Galadriel zu schwächen."
Darauf wusste ich erst mal keine Antwort. Ein Anschlag? Auf mich? Aber warum sollte er das tun? Das ergibt doch keinen Sinn!
Schließlich fand ich meine Stimme wieder: „Du musst da etwas falsch verstanden haben. Thranduil würde sowas doch nicht machen! Er wollte mich doch nicht einmal hierher kommen lassen."
Nun schaltete sich auch Gandalf ein: „Ich fürchte, Élor hat sich nicht verhört. Seit dem Tod von Legolas' Mutter ist er nicht mehr derselbe. Er kann seine Emotionen nicht kontrollieren und neigt dazu, irrationale Entscheidungen zu treffen. Es wäre nicht sehr abwegig, dass er sich mit Sauron verbündet. Vielleicht bietet Sauron ihm Schutz und Rache an seinen Feinden."
„Das ist doch kompletter Schwachsinn! Aragorn, sag ihnen, dass sie sich irren." Der schwarzhaarige war bis jetzt still gewesen.
„Taleria... Ich halte es für das Beste, wenn wir Thranduil nicht mehr in das weitere Geschehen einweihen. Das Risiko ist zu hoch." Nein! Nicht Aragorn.
„Ihr... Nein das...Aber...Ich..." Unfähig einen vollständigen Satz zu bilden sah ich in die Gesichter vor mir. Sie alle sagten das gleiche aus: Es war wahr.
Erst jetzt fing ich an zu realisieren, was das für mich heißt. Er hat mir das alles nur vorgelogen.
Meine Brust zog sich zusammen und es fiel mir schwer zu atmen. Langsam stolperte ich zurück zur Tür. Die Rufe der anderen und die Schmerzen ignorierend lief ich aus dem Thronsaal. Immer weiter, bis ich nicht mehr konnte. Dann konnte ich die Tränen nicht mehr unterdrücken und ließ mich auf den Boden fallen.
Ein Schluchzer nach dem anderem schüttelten meinen Körper. Ich wollte es nicht war haben, doch ich wusste, dass mir keine andere Wahl blieb. Er will mich töten.
Plötzlich musste ich lachen. Es war ein kein ‚alles ist gut' Lachen. Eher ein ‚ich habe den Verstand verloren' Lachen.
‚Da ist etwas zwischen uns. Etwas Besonderes' Ha! Wie konnte ich nur so naiv sein, das zu glauben?
Einige Minuten vergingen, in denen ich einfach vor mich starrte.
Die Tränen waren versiegt, doch der Schmerz blieb und auch das dumpfe Gefühl, welches die Tränen zurückließen, konnte diesen nicht unterdrücken. Zudem merkte ich, dass mein Körper gegen die Anstrengung von eben protestierte.
Irgendwann stand ich auf und sah mich um. Schnell stellte ich fest, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich war.
Kurzerhand entschloss ich einfach geradeaus zugehen und wie es nicht anders zu erwarten war, hatte ich mich schon bald verlaufen.
Es schien, als würde ich immer im Kreis laufen, obwohl ich nicht einmal abgebogen war. Verzweifelt blieb ich stehen und drehte mich einmal um mich selbst.
„Verdammt! Warum passiert so ein Mist immer mir?" Fluchend kickte ich einen Stein weg.
Dann, endlich, konnte ich eine Baumtreppe finden. Gott sei Dank! Vielleicht kann Koriat rufen.
Vorsichtig stieg ich die Treppe hinunter. Unten angekommen sah ich mich erst einmal um, doch außer Bäumen und Sträuchern war nichts zu sehen. Mir blieb wohl nichts Anderes übrig, als versuchen Koriat zu rufen.
„Koriat! Kannst du mich hören? Ich bräuchte hier ein wenig Hilfe."
Ich wartete auf eine Antwort, doch es kam keine. Ich hatte diese ganze Gedankennummer wohl doch noch nicht so drauf.
Seufzend beschloss ich, die gleiche Taktik wie eben anzuwenden: einfach geradeaus gehen.
Ich musste schon einige Minuten gegangen sein, da sah ich ein Schimmern zwischen den Bäumen.
Neugierig ging ich darauf zu. Das Schimmern wurde immer heller, bis es zu einem strahlenden Licht wurde.
Ich konnte fast nichts sehen und stolperte durch das Unterholz. Dann war es plötzlich dunkel.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sich meine Augen von dem kurzen Schock erholt hatten. Endlich konnte ich mir die Umgebung genauer ansehen.
Dort stand der Baum, an dem ich schon vorbeigekommen war, als wir nach Lóthlórien gekommen waren. Von ihm musste das Licht ausgegangen sein.
Jetzt war nur mehr ein weißes Glühen, doch es schien, als ob etwas um den Baum herum pulsieren würde.
Wie schon das erste Mal, faszinierte mich etwas an der Macht, die von diesem Baum ausging. Wie in Trance ging ich darauf zu und blieb nur wenige Zentimeter vor dem Stamm stehen.
Das Pulsieren war stärker geworden, ich konnte es förmlich spüren.
Ich wusste, dass ich es nicht tun sollte, doch ich kote dem Drang, meine Hand nach der Rinde auszustrecken, nicht wiederstehen.
Vorsichtig legte ich meine Handfläche auf die raue Rinde. Ich spürte, wie die Macht des Baumes auf mich überging und mich erfüllte.
Das Pulsieren war nun auch in mir und es wurde immer stärker. Es fühlte sich an, als müsste ich gleich platzen, so stark Pulsierten meine Adern.
Plötzlich strahlte der Baum wieder ein gleisend helles Licht aus. Schmerz schoss in meinen rechten Rippenbogen. Blind stolperte ich zurück und stürzte zu Boden. Es lag so viel Energie in der Luft, dass ich kaum atmen konnte. Wegen des Sauerstoffmangels schrillten sämtliche Alarmglocken.
Ich versuchte aufzustehen, doch meine Arme konnten mein Körpergewicht nicht stützen.
Sämtliche Macht von eben war verschwunden aus meinem Körper und zurück blieb nur das schwache, zerbrechliche Mädchen, das ich im Moment war.
Meine Lungen füllten sich immer weniger mit Luft und ein starkes Schwindelgefühl machte sich in meinem Kopf breit. Plötzlich erlosch das Licht und meine Lungen konnten sich wieder mit Luft füllen.
Erschöpft lag ich auf dem Boden und versuchte so viel Sauerstoff wie möglich zu bekommen.
Als ich endlich wieder normal atmen konnte, bemerkte ich die Müdigkeit, die sich in meinem Körper breit machte.
Ich versuchte die Augen offen zu halten, doch es schien schier unmöglich. Nur kurz. Dann suche ich den Rückweg. Nur kurz...
Das letzte was ich sah, waren schwarze Hufe, welche ein paar Meter entfern auf dem Gebüsch preschten, dann schlief ich ein.

Halli Hallo

Thranduil will Taleria umbringen! Wer hätte das gedacht? Was sagt ihr dazu?
(Das Bild oben zeigt den Dolch, den sie bekommen hat)

LG Jinji

Die Zukunft der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt