Zwei Schuss, ein Treffer ✔Teil 3

Kapitel 93

Ich hatte es mir gerade auf dem Sofa bequem gemacht als es an der Tür schloss. Das konnte doch nur Dogan sein. Erik war schließlich beim Training und das müsste noch mindestens zwei Stunden dauern bis er nach Hause kam, denn heute war eine Doppeleinheit angesagt. Ich stand also auf und watschelte Richtung Flur. Dort stand aber nicht nur Dogan wie erwartet, sondern auch Erik. Sein Gesicht sah alles andere als glücklich aus. Ich spürte wie mein Blut zu pumpen anfing. Was hatte das zu bedeuten? Jedenfalls mit Sicherheit nichts gutes.
"Was......was ist passiert?" Erik lief einfach an mir vorbei ins Wohnzimmer und ließ sich stöhnend auf das Sofa plumpsen. Kaum das er saß, fuhr er sich mit seiner Hand durch die Haare "Das ist doch totale Scheiße.", brüllte er auf einmal los und schmiss das Sofakissen neben ihm durch den Raum. So einen Gefühlsausbruch hatte ich noch nie bei ihm erlebt. Was war bloß passiert? In mir zog sich alles zusammen. Es musste wirklich etwas ganz furchtbares sein, wenn Erik so emotional wurde. Ich schaute zu Dogan. In seinem Gesicht konnte ich aber auch nichts ablesen.
"Mensch Eri, das wird schon wieder. Der Doc hat doch nur gesagt, dass du eine Woche pausieren musst. Und das ist nur reine Vorsichtsmaßnahme." Okay, dann musste Erik sich wohl verletzt haben. Aber das hörte sich ja nicht ganz so schlimm an. Dogan ließ sich in den Sessel gegenüber von ihm plumpsen. Ich lief also zu Erik und setzte mich neben ihn und legte meinen Arm um seine Schulter. Sofort legte er seinen Arm um meine Taille und zog mich zu sich auf den Schoß. "Was ist denn nun passiert?", bohrte ich noch einmal nach. Erik schnaufte einmal tief durch "Ich habe so ein blödes Ziehen in der Wade und da wollte Marcus gleich auf Nummer sicher gehen und hat mich aus dem Rennen genommen. Man, das ist der volle Mist. Jetzt habe ich gerade einmal ein Spiel gemacht und schon muss ich wieder pausieren. Da stürzen sich doch gleich wieder alle drauf und ich bin das gemachte Fressen. Der Loser, der immer verletzt ist. Das Sensibelchen. Bestimmt fragen sich Zorc und Watzke schon, warum sie sich das mit mir angetan haben." Es machte mich fertig Erik so deprimiert zu sehen. "Aber eine Woche ist doch nicht lange.", versuchte ich ihn also zu trösten. Erik vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge und ich kraulte seinen Nacken. Sofort konnte ich spüren, wie er sich entspannte.
"Du hast recht, ich versäume nur das Auswärtsspiel in Hannover. Und wenn es gut mit der Physio läuft bin ich ja auch wieder vorher fit." Ich hörte Dogans Handy bimmeln.
"Muffin, was gibt es?" Dogans Gesicht fing an zu strahlen. Auf Mallorca hätte ich niemals gedacht, dass er jemals strahlen würde, wenn er Vickis Stimme hörte. Manchmal fragte ich mich wirklich, ob sich da etwas zwischen den beiden entwickelte. "Alles klar, danke für das Bescheid sagen." Dogan hatte nachdem er das Gespräch beendet hatte, knallrote Wangen. Das hatte ich bei ihm noch nie erlebt und fuhr sich nervös durch den Nacken.
"Der BVB hat sich gemeldet. Ich habe Übermorgen ein Vorstellungsgespräch wegen des Ausbildungsplatz in der Geschäftsstelle. Ich wollte mich noch einmal bedanken, dass du die Bewerbung für mich abgegeben hast, Bro." Ich hatte Erik gleich davon überzeugen können, dass Dogan endlich eine Ausbildung machen musste. Es konnte ja nicht ewig so weitergehen, dass er sein ganzes Leben für Erik zurückstellte und dann irgendwann vor dem Nichts stand.
"Du packst das. Die können zufrieden sein, wenn sie so einen motivierten Auszubildenden bekommen. Aber sag mal, warum nennst du Vicki eigentlich immer Muffin?", brach es jetzt doch neugierig aus mir heraus. Ich fragte mich das schon die ganze Zeit, insbesondere da ich wusste wie sehr meine Schwester Spitznamen hasste. Dogan schaute mich mit aufgerissenen Augen an "Naja...ähm" er fuhr sich mit seiner rechten Hand durch die Haare. "Ich habe zum Einzug halt Muffins gebacken und Vicki hat sie geradezu verschlungen, deshalb ist sie jetzt für mich halt Muffin. Außerdem ist sie genauso süß wie ein Muffin." Den letzten Satz hatte er nur ganz leise von sich gegeben. Dogans Gesicht leuchtete wie ein gekochter Hummer. Ich musste mir echt ein freudiges Quietschen verkneifen. Das war ja mal so niedlich von ihm. Aber ganz war meine Neugier noch nicht gestillt. "Und wieso nennt sie dich dann Cookiemonster? Und was heißt Einzug? Wohnst du jetzt fest bei Vicki  und nicht nur so lange bis sie ihren Gips los ist?" Erik zwickte mich sanft in die Seite "Engelchen, du bist ganz schön neugierig. Schau doch wie peinlich ihm das ist.", grinste Erik.
"Man, also Vicki ist es alleine in der Wohnung zu einsam seit du ausgezogen bist und ich bin zufrieden, dass ich nicht mehr zu meinen Eltern zurück muss. Also eine reine Zweckgemeinschaft.", schoss es aus ihm heraus.
"Für eine Zweckgemeinschaft bist du aber ganz schön rot angelaufen, Cookiemonster.", gackerte Erik auf einmal. Dogan verzog sein Gesicht bei dem Spitznamen.
"Jetzt musst du nur noch das Cookiemonster erklären.", ließ ich nicht locker. "Fuck, ich esse halt gerne Cookies. So, seid ihr jetzt zu frieden?" Warum war der denn jetzt so genervt? Das war doch süß, dass die beiden sich so gut verstanden. Obwohl sie würden schon ein ziemlich eigenartiges Paar abgeben. Ich stöhnte kurz auf, weil mein kleiner Prinz plötzlich mächtig anfing zu boxen.
"Was ist? Alles okay?" Sofort hatte ich Eriks volle Aufmerksamkeit und auch Dogan schaute mich hektisch an "Geht es los?" Ich musste grinsen und schüttelte den Kopf. "Nö, da wollte nur jemand Bescheid geben, dass ihm langweilig ist." Erik legte seine Hand auf meinen Bauch und streichelte sanft darüber. "Du, dein Bauch ist aber ganz schön hart. Ist der immer so?" Ich legte auch meine Hand auf den Bauch. Wieso sollte der hart sein? Der war doch so wie immer. "Komisch jetzt ist der wieder normal." Erik runzelte die Stirn. Dogan schaute prüfend zu mir. "Hattest du das schon öfter?" Ich zuckte mit den Schultern. "Nicht, dass ich es gemerkt hätte." Was machten die beiden denn hier für einen Aufstand? Da war doch gar nichts. Wollten die mir jetzt irgendetwas einreden? Mein kleiner Prinz hatte noch drei Wochen Zeit. Also brauchten die hier gar nicht mit so einem Blödsinn anfangen. "Sollen wir mal ins Krankenhaus fahren." Erik schaute mich alarmiert an. Manno, der sollte hier mal nicht völlig unbegründet Panik schieben "Es ist nichts.", maulte ich ihn also an.
"Wenigstens zu deinem Arzt.", mischte sich nun auch noch Dogan ein. Das war doch echt nicht zu glauben.
"Es ist nichts.", wurde ich jetzt etwas lauter. Die hatten doch einen Vollknall. Ich wurde von zwei Augenpaaren angestarrt. Manno "okay, ich rufe den Arzt an, aber mehr auch nicht und frage ihn, was das sein kann." Ich zog also mein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer.
"So, der Arzt hat gesagt, dass das Senkwehen sind, die kommen in den letzten Wochen vor der Entbindung vor. Also alles im grünen Bereich, kein Grund zur Panik. Alles ganz normal. Der Kleine kommt noch nicht.", knallte ich den beiden zufrieden vor den Latz, nachdem ich aufgelegt hatte. Es war witzig zu sehen wie beide erleichtert aufatmeten. Und wenn ich ehrlich war, atmete ich auch auf, denn so mental war ich noch gar nicht darauf vorbereitet. In mir baute sich eine gewisse Angst vor der Geburt auf. Ich hatte zwar schon mit Jasi und Franzi gesprochen, und ich hatte ja auch die Geburt von Leokardia miterlebt, aber trotzallem hatte ich irgendwie Angst, wie es werden würde. Und von Tag zu Tag wurde sie irgendwie größer.