...lost...

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Die Zeit danach war seltsam.

Nach Außen hin war alles wie immer und gleichzeitig war rein gar nichts in Ordnung.

Zu Lilli zu gehen und zu erklären was passiert war, war einfacher als Remus gedacht hätte. Er war direkt aus dem Wald in den Krankenflügel gegangen um es hinter sich zu bringen, und natürlich auch weil er sich Sorgen um sie machte.

Sie hatte zwei tiefe Schnitte am Schlüsselbein, doch dank Magie waren die bereits am verheilen. Lilli hörte ihm aufmerksam zu und wirkte kein bisschen geschockt als er ihr erklärte was er war und wieso er das getan hatte.

Im Gegenteil, sie lächelte sogar und umarmte ihn.

James machte ein paar dumme Witze, aber so etwas wie Vorwürfe hörte Remus nicht von ihm. Wahrscheinlich hatte Lilli ihm eingeschärft die Klappe zu halten. So war sie eben.

„ich wusste ja, dass James ein Animagus ist, aber das ihr euch gleich alle vier in Tiere verwanden könnt..." sie blickte Moony warmherzig an „und alles nur für dich"

Remus grinste schief „schätze ich hatte mehr Glück mit meinen Freunden als ich verdiene"

„quatsch Moony" sagte Peter „du verdienst jeden Tropfen Sonnenlicht, der auf dich herabfallen sollte"

„seit wann bist du so poetisch" lachte James „wo ist eigentlich Padfoot?" fragte er dann

Remus zuckte zusammen „Er...er wollte sich glaube noch mal vergewissern ob er den Besenschrank wirklich abgeschlossen hat" sagte er schnell

„okay..wenn du meinst" James war verwirrt




Sirius irrte eine ganze Weile im Wald herum.

Mal als Mensch, mal als Hund. Er wollte nachdenken, aber ein Summen in seinen Ohren verhinderte das beharrlich.

Wie hatte das eben so verflucht schiefgehen können?

Die Sache zwischen ihm und Moony hatte erst vor wenigen Monaten angefangen Gestalt anzunehmen. Die ganze Zeit danach war sie schwammig gewesen. Nie hatten sie offen darüber gesprochen Was es war, zwischen ihnen.

Sie hatten sich nie eingestanden ineinander verliebt zu sein.

Es war eine lange Reihe von versteckten Blicken gewesen, flüchtigen Berührungen, sogar ein paar Küsse. Und dann dieser Tag am See.

Dieser wunderschöne Tag. Sirius hatte gedacht danach wäre endlich alles klar gewesen. Dass Moony wusste, was er für ihn empfand. Doch der hatte angefangen auf Abstand zu gehen und da keiner von ihnen beiden wusste, nötigte sie nichts und niemand darüber zu reden. Eigentlich hätte es doch seltsam sein müssen. Seinen besten Freund nach den ganzen sechs Jahren die sie hier zusammen zur Schule gegangen waren, plötzlich anders zu sehen. Auf eine andere Weise zu mögen. Anzusehen.

Doch es war nicht seltsam.

Sirius hatte es lange selbst nicht gemerkt, doch als er Nachts aus einem Traum aufgeschreckt war, konnte er es nicht mehr leugnen.

Keine Sekunde lang hatte Sirius sich für die aufkeimenden Gefühle geschämt.

Er scherte sich sowieso nicht mehr um die Meinung seiner Verwandten.

Alles was zählte waren seine Freunde...und Moony.

Natürlich Moony. So lange spukte das Wort schon in seinem Kopf herum. Immer wenn da eine Lücke zwischen seinen Gedanken war, schob es sich hinein. Moony.

So stark und klug und viel zu weise für einen Sechzehnjährigen.

Und schön. Unfassbar süß!

Sirius wusste wie sehr Moony seine Narben verabscheute, doch er fand auch diese schön.

Der wunderschöne, menschliche Moony.

Und nun hatte er ihn verloren. Einfach von einem Moment auf den anderen, hatte er eine Distanz geschaffen, die Sirius Angst machte.

Irgendwann war er wieder im Schloss. Umnachtet geisterte er durch die Flure und lies sich nach einigen verwirrenden Umwegen schließlich im Gemeinschaftsraum auf ein Sofa fallen.

Er wollte nicht in sein Bett. Im Schlafsaal waren die anderen. Sie würden ihm Fragen stellen. Und Moony... Moony würde ihn gar nicht erst ansehen.

Sirius starrte in den Kamin. 'so unfair ist der Mond' dachte er 'er macht Menschen zu Wölfen und bricht den armen kleinen Kindern der Erde das Herz'.

Mit diesem Gedanken schlief er ein.




Remus  wachte mitten in der Nacht auf. Etwas stimmte nicht, doch es viel ihm nicht ein was es war. Er blickte sich um. Das Licht des fast vollen Mondes viel durchs Fenster als wollte es ihn spottend an seine Machtlosigkeit erinnern.

James neben ihm brabbelte ihm Schlaf vor sich hin, während Peet sich komplett in die Decke gerollt hatte und wie eine Mumie bewegungslos da lag.

Sirius Bett war leer. Ein Schreck durchfuhr Moony als ihm einfiel was vor wenigen Stunden passiert war. Sirius hatte sich am vergangenen Abend nicht blicken lassen. Es konnte doch nicht sein, dass er immer noch nicht zurück war..

Kalte Angst umfing Remus und wie von einer Nadel gestochen sprang er auf, schnappte sich seinen Zauberstab und eilte hinaus auf den Flur, hinunter in den Gemeinschaftsraum. Er schmiss sich eilig einen Mantel über, und als er noch eine Decke vom Sofa nehmen wollte, hielt er plötzlich inne.

Da lag jemand. Sirius. Merlin sei dank! Remus viel ein Stein vom Herzen.

Der Junge hatte den Kopf nach hinten über die Lehne gestreckt, sodass sein Kehlkopf bei jedem Atemzug hervortrat.

Remus stand da und betrachtete ihn. Bedacht darauf kein Geräusch zu machen.

Er war so wunderschön.

Moony wusste was die anderen in ihm sahen. Einen unverschämten, selbstsicheren, stilbewussten, bestaussehenden Draufgänger.

Das alles war er ja auch. Aber die meisten merkten nicht wie hilflos Sirius in Wirklichkeit war. Er hatte viel durchgemacht mit seiner Familie. Und abgesehen von seinen Freunden war er nun auf sich allein gestellt.

Hatte seinen Stammbaum und seine Familie verloren. Sirius sprach nie über seine Sorgen, lieber redete er Stunden über belangloses Zeug, und trotzdem hörte Moony ihm gerne zu. Wie geschickt er die Worte wählte. Nie perfekt und doch immer so dass es einen zum Lachen brachte.

Moony streckte langsam seine Hand aus und strich dem schlafenden Jungen durchs Haar. Dann lief er so leise wie er konnte zurück in den Schlafsaal.


In den folgenden Wochen war es genauso wie Sirius es geahnt hatte.

Remus sprach nie mit ihm, wenn sonst keiner dabei war, vermeidete Blickkontakt und versank in seinen Büchern. Sirius spielte mit. Er versuchte einmal mit James darüber zu reden, doch der Mut verließ ihn schon nach den ersten paar Worten.

Two lonely WolvesWhere stories live. Discover now