Her last letter

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Ich denke schon den ganzen Tag über meinen Selbstmord nach. Ich hab irgendwie das Gefühl das ich nicht so akzeptiert werde wie ich bin. Das niemand mich so mag wie ich in Wirklichkeit bin. Alle kennen nur meinen oberflächlichen Charakter doch niemanden interessiert es wie ich wirklich bin. Sobald jemand mehr über mich wissen will werde ich ausgelacht und nicht wirklich ernst genommen. Beleidigungen die eigentlich nicht ernst gemeint sind verletzen mich doch ich tue so als würde mich das alles nicht interessieren. Wenn ich dann mal sauer bin kann ich nie lange böse bleiben weil ich Angst habe diese Person dadurch zu verlieren was ich eigentlich nicht will. Ich hab schon so oft überlegt mir einfach das Leben zu nehmen nochmal von vorne anzufangen denn irgendwie muss es ja mit mir nach dem Tod weitergehen doch dann komme ich mir wieder so vor als wäre ich feige und hätte nicht gekämpft wodurch ich den Gedanken beiseite schiebe. Außerdem die einzige Person die ich damit verletzen würde wäre meine Mutter alle anderen würden mich nach einer gewissen Zeit vergessen da bin ich mir sicher. Niemand wird wissen wieso ich das getan habe weil sich nie jemand für mein inneres interessiert hat. Immer ging es um mein Äußeres und weil dieses nicht perfekt war wurde ich schon oft nicht akzeptiert oder abgestoßen. Genau deswegen werde ich es jetzt tun. Aber vorher möchte ich noch einen Abschiedsbrief an die wichtigste Person in meinem Leben schreiben. Gedankenverloren starre ich auf das weiße Papier und weiß nicht so recht wie ich anfangen soll.Doch dann fange ich einfach an zu schreiben.

Lieber Michael,

Ich weiß das das wahrscheinlich nicht gut ist aber ich werde es trotzdem tun. Du kennst mich nicht und wirst mich auch nie kennenlernen wie alle anderen Menschen in meinem Leben auch, aber ich möchte das wenigstens eine Person auf dieser Welt weiß wieso ich mich umbringen werde. Deshalb habe ich mich entschieden dir diesen Brief zu schreiben. Verwunderlich das es keiner meiner Freunde oder Familie ist die diesen Brief bekommt oder? Ich meine normalerweise schreiben Menschen mit Selbstmordgedanken Abschiedsbriefe an ihre Freunde und Familie und nicht an Menschen die sie nicht kennen und auch nie kennenlernen werden. Da wären wir auch schon bei den Gründen wieso ich es tun werde und wieso du diesen Brief bekommen wirst. Mir fehlt in diesem Leben die Akzeptanz. Nie wirst du so akzeptiert wie du bist. Alle interessieren sich nur für dein oberflächliches Aussehen und deinen oberflächlichen Charakter. Niemanden aber auch wirklich niemanden interessiert es wie es in dir aussieht und wenn du dann denkst das es doch eine Person gibt die es interessiert und anfängst mit ihr darüber zu reden, fängt diese Person an zu lachen und nimmt dich nicht ernst. Das war der Moment ab dem niemand mehr etwas über meinen wirklichen Charakter meine Gefühle erfahren hat. Ich habe es aufgegeben mich anpassen zu wollen denn das kann ich nicht. Deshalb habe ich beschlossen mich umzubringen die einzige Person die mich vermissen wird und die verletzt sein wird ist meine Mum aber ich kann einfach nicht anders. Ich weiß auch das ich nicht ewig in den Gedanken der Leute bleibe die mich etwas kannten denn sie werden mich nichtmals richtig vermissen. Aber weißt du was am schlimmsten ist? Das ich keine Angst mehr vor dem Tod habe. Ich meine irgendwie muss meine Seele ja weiterleben. Vielleicht kann sie in einer besseren Welt ja ein besseres Leben anfangen? Wer weiß das schon aber ich bin in der Hoffnung das es so ist. Das ist doch ein Gedanke mit dem man sterben kann oder? Ein neues Leben in einer neuen Welt. Einfach von vorne anfangen. Wenn du das liest bin ich wahrscheinlich schon tot aber ich möchte das du weißt das du in meinen Augen ein perfekter Junge warst und ich es bedauert habe dich nicht kennenlernen zu könnnen. Du bist der einzige der das je erfahren wird und ich bitte dich das niemandem zu erzählen. Geb dir auch nie die Schuld dafür das du mich nicht auf halten konntest, denn ich war nicht aufzuhalten. Ich wünsche dir ein schönes weiteres Leben und hoffe das wir uns vielleicht im nächsten wiedersehen.

In Liebe Stacey

Sauber verschließe ich den Brief und schreibe die Adresse seines Managements drauf damit Michael ihn auch wirklich bekommt. Nachdem ich die Briefmarke aufgeklebt habe stehe ich auf und räume meine Wohnung so ordentlich wie noch nie auf. Schon traurig das ich das alles nie wieder sehen werde aber ich habe jetzt mit meinem Leben abgeschlossen und werde es durchziehen. Als ich fertig bin lege ich mein Handy und die Schlüssel auf den Tisch und ziehe meine Schuhe an. Schnell schnappe ich mir den Brief und verlasse dann auf schnellstem Weg die Wohnung und laufe zum nächsten Briefkasten wo ich den Brief auch direkt rein schmeiße. Ich habe mir Gedanken gemacht wie ich es machen werde und beschlossen den einfachsten Weg zu nehmen und von einem Hochhaus zu springen und da ich in New York wohne ist das auch kein großes Problem. An dem Hochhaus angekommen fange ich an zu lächeln und fahre schließlich mit dem Aufzug ins oberste Stockwerk wo ich dann das Dach betrete und auf die Stadt hinunter sehe. Meine Heimat. Ich setze mich auf den Rand des Daches und betrachte die Autos und Menschen unter mir. Ich hoffe Mama nimmt es mir nicht allzu übel und wird es mir irgendwann verzeihen. Mit einem letzen Lächeln sehe ich hinunter bevor ich mich nach vorne beuge und mich fallen lasse. Es fühlt sich einen Moment einfach nur unbeschwert und toll an und es ist wirklich wie in den Filmen du siehst dein ganzes Leben an dir vorbei ziehen,die guten und schlechten Momente bis ins kleinste Detail, doch dann kommt der große Aufprall und du spürst nichts mehr.

Michaels Sicht zwei Tage später

Fassungslos lese ich diesen Brief. Das ist das Mädchen das überall in den Nachrichten auftaucht. Diejenige die so glücklich Selbstmord begangen hat. Ich halte ihren einzigen Abschiedsbrief in der Hand und bin einfach nur fassungslos. Sie hat so furchtlos und offen geschrieben das es schon nachvollziehbar klingt wieso sie es getan hat. Mit Tränen in den Augen setze ich mich auf das Sofa. Was hätte ich dafür gegeben dieses Mädchen kennenzulernen. Wieso sind Menschen so oberflächlich und treiben andere damit zum Selbstmord? Wieso? Sie hat mir ihr Herz ausgeschüttet und niemand anderem in der Hoffnung das sich wenigstens eine Person nach ihrem Tod Gedanken über sie macht. Ich weine um ein Mädchen was ein so viel besseres Leben verdient hatte auch wenn ich sie nicht kenne dessen bin ich mir sicher. Genau deswegen werde ich ihr die letzte Ehre erweisen und zu ihrer Beerdigung fliegen.

Weitere zwei Tage später

Ich sitze in der vollen Kirche ihrer Beerdigung. Niemand weiß wer ich bin oder wieso ich hier bin. Doch ich weiß wer sie sind. Sie sind diejenigen die Schuld an dem Tod einer wundervollen Person sind. Sie sind diejenigen die so getan haben als wären sie Freunde und im Endeffekt keine waren. Sie sind die die so tun als kannten sie sie. Doch nichts wussten sie von ihr, genauso wenig wie ich. Es ist traurig wie wenig wir uns Gedanken um unsere Mitmenschen machen. Um die Personen die eigentlich unser Leben sind. Sie wurde gemocht was ihr wahrscheinlich garnicht bewusst war aber sie wurde es. Jeder einzelne Person auch ich weint in diesem Raum doch eine Frau ist nahezu hysterisch und klammert sich an ein Mädchen das etwas älter als ich scheint. Diese Frau ist ihre Mutter. Die Person die ihre Tochter über alles geliebt hat und die Liebe mindestens genauso zurück bekommen hat. Diese Frau ist die einzige die mein tiefstes Mitleid hat das sie ihre wundervolle Tochter verloren hat. Stacey war gerade mal achtzehn Jahre alt als sie ihr Leben beendet hat und alles was ich noch für sie tun kann ist ihr einen letzten Gefallen zu tun. Nachdem die Trauerfeier zu Ende ist gehe ich zu ihrer Mutter und nehme sie in einem etwas ruhigeren Moment in den Arm. Völlig am Boden zerstört erwiedert sie die Umarmung und weint hemmungslos. "Mrs. Kingsey ihre Tochter war eine wundervolle Person aber da wo sie jetzt ist wird es ihr bestimmt nicht schlecht gehen denn ich denke an ein Leben nach dem Tod und ich bin mir sicher das sie dort das schönste Leben überhaupt haben wird denn sie war ein wundervolles Mädchen. Aber sie sollten auch ihr gegenüber Verständnis aufbringen und sie so im Herzen behalten wie sie sie kannten. Sie hätte nicht gewollt das sie ihr Leben aufgeben also behalten sie ihren Kopf oben und geben sie nicht auf." Ich spüre das sie etwas ruhiger wird und über meine Worte nachdenkt "Danke" dieses eine Wort nehme ich als Abschied lächel noch einmal traurig und aufmunternd zu gleich bevor ich zu ihrem Sarg gehe und mich neben ihn setze. "Ich weiß wirklich nicht wieso ich den Brief bekommen habe Stacey aber ich bin dir dankbar. Weißt du, du hast mir die Augen geöffnet und dank dir werde ich unter die Schale der Menschen sehen die ich liebe. Du warst bestimmt ein tolles Mädchen und ich hätte dich wirklich gerne kennengelernt doch dafür ist es leider zu spät. Aber etwas habe ich noch für dich." holt einen Ring aus seiner Tasche und legt ihn zwischen die Blumen. "Den habe ich von meiner Oma bekommen für die Person die ich bewundere und über alles schätze. Ich denke bei dir ist er am besten aufgehoben und du weißt ihn zu schätzen. Hoffentlich hast du das bekommen was du dir gewünscht hast" lächelt noch einmal streicht über das Holz des Sarges und steht dann auf. Aus dem Augenwinkel sieht er einen Jungen stehen der ihn die ganze Zeit beobachtet hat und jetzt wieder hemmungslos weint. Das ist der Junge der dich über alles geliebt hat Stacey, dessen bin ich mir sicher.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 27, 2014 ⏰

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Her last letter || 》 Michael CliffordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt