14. Kapitel

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„Max? Bist du da drinnen?", fragte Samantha und klopfte ungeduldig an der Tür. Sie hatte so vieles zu berichten... Wichtige Dinge mussten geklärt werden, und durch Kate hatte sie schon genug Zeit verloren. Nicht dass das Gespräch mit Kate schlecht gewesen wäre, sie war nur ungelegen gekommen. Sammy liebte die Unterhaltungen mit ihr. Im selben Moment öffnete ihre beste Freundin die Tür, und blickte sie mit schiefgelegtem Kopf an. „Warum hast du so lange gebraucht?", fragte sie neugierig. „Ich erklär es dir gleich, lass mich erstmal rein. Ich habe ein Problem." „Wie groß?", hakte Max nach. „Ein Nathan-Problem."

„Gigantisch also?", fragte die Fotografin grinsend. „Ich bin so gut wie tot", erklärte Sam während sie sich in Max' Zimmer umsah. Es herrschte noch die gleiche Unordnung wie das letzte Mal, als sie hier war. Sammy betrachtete immer, wenn sie in das Zimmer kam, zuerst die Wand mit den unzähligen Fotografien. Sie hatte irgendwann mal angefangen diese zu zählen, doch da stetig neue hinzukamen, war eine genaue Zahl fast unmöglich. Jede Aufnahme zeigte eine andere Situation. Manche entstanden, um einen bestimmten Moment festzuhalten, einen schwachen Abglanz der Situation festzuhalten, andere zeigten einfache, aber wunderschöne Motive. Sam ließ sich gerne immer etwas mehr Zeit, um die einzelnen Bilder zu betrachten. Ihr fiel sofort auf, wenn und vor allem wo ein neues aufgehangen wurde.

Dieses Mal gab es zwei Bilder, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Das eine zeigte sie, Max und Warren auf einer Bank vor den Wohnräumen. Die Rothaarige konnte sich noch an diesen Moment erinnern. Max hatte, wider Erwarten aller, aus heiterem Himmel vorgeschlagen ein Selfie zu machen. Die Fotografin macht sonst eigentlich nur Bilder von anderen, sie war auf fast keinem selbst zu sehen. Warren saß in der Mitte, und hatte einen Arm um die beiden Mädchen gelegt. Er grinste fröhlich in die Kamera, während seine linke Nebensitzerin, Max, nur leicht verschmitzt lächelte. Samantha hingegen hatte ihren Kopf auf Warrens Schulter abgelegt und lächelte fröhlich.

Die Rothaarige wollte sich gerade von der Aufnahme abwenden, da sprang ihr ein kleiner Farbklecks im Hintergrund des Bildes auf. Sie beugte sich näher zu dem Bild, und versuchte mit zusammengekniffenen Augen etwas zu erkennen. Da war eine Person. Rötliche Jacke, braune, kurze Haare... Nathan? Sie konnte es nicht genau erkennen, doch diese Person hatte durchaus Ähnlichkeiten mit ihm, und es sah so aus, als würde sie ebenfalls direkt in die Kamera schauen. Sammy schüttelte den Kopf, und wandte sich nun endgültig von der Abbildung ab. Nathan geisterte n letzter Zeit viel zu sehr in ihrem Verstand herum. Das musste aufhören, sonst würde sie auf Dauer noch verrückt werden.

„Also... was ist passiert?", fragte Max, welche es sich auf ihrem Bett gemütlich machte. Samantha tat es ihr gleich. „Naja... ich hab ja mit Zach geredet, wie du weißt. Als ich dann reingehen wollte, wurde ich von Victoria, und Nathan", fügte sie hinzu, „aufgehalten." Max, welche direkt neben ihr saß, blickte sie verwirrt an und seufzte. „Victoria ist der Inbegriff von Ärger." Die Rothaarige nickte bestätigend. „Sie hat mich zu Zachary und Juliet ausgefragt, was auch nicht besonders seltsam gewesen wäre, wenn sie sich nicht schon wieder so hinterhältig verhalten hätte. Jedenfalls, das eigentliche Übel kommt erst noch." Sam lehnte sich vorsichtig an die beklebte Wand, und atmete tief durch.

„Gerade als ich an der Tür war, hab ich gehört was Nathan zu Victoria gesagt hat. Er... als ich ihn dort in der Gasse belauscht, und sein Handy genommen habe, habe ich meinen Zimmerschlüssel verloren. Keine Ahnung wie, ich habe das erst vorhin bemerkt. Aber er weiß es. Nathan weiß, dass derjenige, der in der Gasse war, der Besitzer des Schlüssels sein muss. Es wird nicht lange dauern, dann wird er wissen, dass ich es war." Sammy blickte verzweifelt zu Max. „Kurzgefasst, du bist geliefert?"

„So ungefähr", sagte die Rothaarige bestätigend und nickte. Sie seufzte noch einmal. „Ich habe keinen blassen Schwimmer was ich jetzt machen soll. Prescott ist nicht gerade jemand, mit dem man über so etwas reden könnte." Max fing an zu kichern. „Du kannst es bei Prescott ja einfach mal versuchen", fing die Brünette grinsend an. Sammy verdrehte die Augen. Ihr war so eben lediglich aufgefallen, dass sie Nathan Prescott viel zu vertraut anredete. „Sowas wie: Hey Nathan, hat dein Vater mal wieder dafür gesorgt, dass irgendein ehrlicher Arbeiter arbeitslos wird? Ja? Ach, das freut mich zu hören. Ach ja, übrigens, du brauchst den Schlüssel nicht an jeder Tür auszuprobieren. Er gehört mir. Ich hab ihn verloren als ich dich gestalkt habe, weil ich dich so sehr liebe." Samantha blickte ihre Freundin genervt an. „Das bringt mich jetzt weiter", erwiderte sie fast schon zickig.

„Schön, dass du es noch nicht einmal verneinst", meinte Max noch breiter grinsend. Die Rothaarige legte den Kopf schief. „Na, dass du Prescott magst." Sam legte den Kopf schief, und schien kurz verwirrt, bis ihr auffiel, dass sie dieser Aussage wirklich nie widersprochen hatte. Plötzlich sah sie verlegen zur Seite. „Keine Ahnung... manchmal habe ich einfach das Gefühl, dass er gar nicht so schlimm ist wie immer alle sagen. Dass die meisten seinen Vater und ihn einfach verwechseln", erklärte sie leise und blickte wieder zu ihrer Freundin. Max musterte sie überrascht. „Ich... ich glaube wir hatten einfach verdammt viel Glück mit unseren Eltern", fuhr Sammy fort. Die Braunhaarige nickte.

„Die Prescotts waren schon immer die bösen hier in Arcadia. Ich glaube nicht, dass sich das jemals ändern wird", fügte Max hinzu. Die Rothaarige hing für einen Moment ihren eigenen Gedanken nach. Erziehung machte in der charakterlichen Entwicklung eines jeden so viel aus. Natürlich war Nathan auch teilweise für seine eigenen Taten verantwortlich. Doch nachdem sie dieses Telefongespräch angehört hatte... Sie erschauderte. Ihre Eltern hatten nie viel Geld gehabt, aber sie hatten sich um sie gekümmert. Sam hatte eine Kindheit gehabt, die Nathan niemals haben könnte. „Und was machen wir jetzt?", fragte sie, um von dem Thema abzulenken. Max zuckte mit den Schultern.

„Gegen die Tatsache, dass Nathan Prescott jetzt deinen Schlüssel hat, können wir erstmal nicht besonders viel tun", antwortete Max, „Allerdings können wir mal zu Samuel gehen und nach einem Zweitschlüssel fragen." Sammys Miene hellte sich sofort auf. „Das wäre perfekt", erwiderte sie, nun etwas weniger pessimistischer als zuvor. „Na dann komm, du Ninja", Max stand auf, und zog ihre Freundin mit nach oben. „Ich habe so langsam das Gefühl, immer alles ausbaden zu müssen, was andere falsch machen." „Vor allem immer", merkte Samantha beleidigt an. Max fing an zu grinsen.

„Ja, immer. Aber keine Sorge. Ich leide gerne für meine Freunde."

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Jaaaaaaa, ich lebe noch. Und ich werde in nächster Zeit sogar aktiver sein, glaube ich zumindest...

Focused          [Nathan Prescott FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt