Kapitel 2

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Bens Sicht
Ich brauche einen Moment um zu realisieren was auf meinem Piper angezeigt wird. Doch auch Minuten später verharre ich in meiner Schockstarre. Kein Muskel meines Körpers bewegt sich, nicht einmal ein kurzes Zucken. Ich bin wie gelähmt und habe das Gefühl, jemand schnürt mir meine Kehle zu. Hektisch schnappe ich nach Luft doch so sehr ich es versuche, desto weniger bringt es. Wenig später knicken meine Beine zur Seite und ich pralle mit voller Wucht auf den Boden, doch bekomme zunächst nichts davon mit. Von draußen höre ich hektische Stimmen die nach mir rufen, doch ich kann mich weder von der Stelle bewegen noch ihnen auf ihre Rufe antworten. Zu sehr sitzt mir noch der Schock in den Knochen. In meinen Augen sammeln sich immer mehr Tränen, die dann wie ein Wasserfall aus meinen Augen schießen und nicht mehr aufhören wollen zu fließen. Ich bin nicht mehr fähig irgendetwas zu tun geschweige denn zu denken. Die Tür wird aufgerissen und Kate stürmt zu mir. Sie legt behutsam ihre Arme um mich, doch ich spüre weiterhin ihre besorgten Blicke auf mir liegen. Ich traue mich garnicht sie anzusehen, zu sehr fürchte ich mich vor ihrer Reaktion. Doch ich muss es wissen, ich muss wissen ob sie... Ich kann den Gedanken nicht einmal zu Ende denken. Zitternd richte ich meinen Blick auf Kate. Ich schlucke schwer und setze zur Frage an, jedoch kommt kein Ton aus meinem Mund. "Ben...Tina Sie, sie ist schwer verletzt, aber sie lebt. Dr. Walther kümmert sich um sie" "Und...Malina?" "Sie hat einen Schock aber sonst ist nichts weiter passiert. Komm mit, ich bring dich zu ihr" Ich nicke und Kate hilft mir auf meine wackligen Beine. Zusammen gehen wir in die Notaufnahme, in der mir Malina weinend in die Arme läuft. Ich schließe sie in meine Arme und drücke sie ganz fest an mich. Ich bin so unendlich froh, dass meiner Kleinen nichts passiert ist. Malina drückt ihren Kopf ganz fest an meine Brust und ich lege schützend meine Arme um sie. " Ich bin so froh dass es dir gut geht" Während ich sie weiter in meinem Arm halte kommt Dr. Walther herein. " Wie geht es meiner Freundin?" "Es sah nicht gut aus Herr Ahlbeck aber wir schaffen das schon. Bleiben sie solange bei ihrer Tochter. Sie wurde untersucht und es geht ihr gut" Ich nicke ihm dankend zu und widme mich dann wieder Malina zu. In ihrem ängstlichen, verweinten Gesicht zeichnet sich langsam wieder ein Lächeln. Ich setze mich auf eine Liege in der Schockbox und setze sie auf meinen Schoß. "Was ist mit Mama?", fragt Malina ängstlich und eine Träne verlässt ihr Auge. "Mama ist verletzt aber die Ärzte machen sie wieder gesund, okay. Ihr wird nichts passieren" Malina fällt mir wieder in die Arme. Ich küsse sie auf ihre Haare und streiche sanft darüber, dass sie sich langsam wieder beruhigt. Ich wüsste zu gerne, was passiert ist aber ich kann Malina unmöglich fragen. Sie ist zu klein um das alles richtig verstehen zu können. Meine Kollegen kommen in die Notaufnahme und setzen sich zu uns. "Dana, was ist passiert? Und was ist mit Tina?" Sie blickt Malina zu mir und beginnt zu sprechen. "Scheinbar waren sie gerade auf dem Weg nach Hause, als ein Autofahrer die Kontrolle über den Wagen verloren hat und mit Vollgas in die Fußgängerzone gerast ist. Sie hatten keine Chance auszuweichen und Tina hat es frontal erwischt. Malina war zum Glück in diesem Moment weit genug weg, sodass das Auto sie nicht erfassen konnte aber wir haben sie zur Sicherheit einmal gründlich durchgecheckt" "Okay. Danke, dass ihr auf sie aufgepasst habt" "Ist doch klar" "Und Tina?" "Mehrere Rippenbrüche, schweres Schädel-Hirn-Trauma und mehrere Frakturen" "Wird sie es schaffen?", frage ich nervös weiter. "Wir tun alles, was in unserer Macht steht Ben..." "Aber es sieht wirklich Ernst aus", beendet Kate ihren Satz. Ich würde gerne sehen, wie Tinas OP läuft, jedoch will ich Malina hier nicht alleine lassen. Sie sitzt immer noch verängstigt auf meinem Schoß und klammert sich an mich. Ich will mir garnicht vorstellen, wie es für sie gewesen sein muss, das mitansehen zu müssen. Wäre ich doch nur eher hier weggegangen, dann wäre das alles vielleicht garnicht erst passiert. Aber die Gedanken an Leyla zerren immernoch an mir. Ich fühle mich so schlecht gerade jetzt an Leyla denken zu müssen, obwohl meine Freundin gerade im OP um ihr Leben kämpft. Ich versuche weiter diese Gedanken zu verbannen und mich wieder auf meine Familie zu konzentrieren, dass ist gerade wichtiger als alles andere. Kate, die gerade wieder von der Kinderstation kommt, setzt sich mit einem Teddy in der Hand zu mir und Malina. "Kommst du mal zu mir Kleine? Dein Dad schaut jetzt mal nach deiner Mama" Malina nickt lächelnd und setzt sich zu Kate. "Danke Leute" "Schon gut. Halt uns auf dem Laufenden" Ich ducke mich nocheinmal zu meiner Tochter. "Ich bin gleich wieder da, Süße. Bleib solange bei Kate" Es ist gut, dass Malina sich so gut mit allen hier versteht und sie kennt, sonst könnte ich hier jetzt nicht weg. "Ben. Sie wird das durchstehen, okay?" "Okay" Mit zitternden Knien entferne ich mich von der Notaufnahme und betrete wenige Sekunden später den OP- Vorraum. Die Ärzte beugen sich über Tinas Verletzungen und versuchen die Blutungen zu stoppen. Ich kann die Gesichtsausdrücke nicht deuten, Zuversicht sieht jedoch anders aus. Dann steigt Panik auf. Tina steht kurz vor einem Herzstillstand. Ich bete einfach nur noch, dass sie es überlebt und wir sie bald wieder in die Arme schließen können denn sonst wüsste ich wirklich nicht mehr was ich machen sollte. Auch wenn ich sie nicht liebe, ist sie mir trotzdem sehr wichtig und ich will nicht, dass Malina ohne ihre Mutter aufwachsen muss. Weitere Stunden vergehen und die Situation spitzt sich immer mehr zu. Ich halte diese Anspannung langsam nicht mehr aus. Nicht zu wissen was passiert, nicht zu wissen ob sie es überlebt macht mich verrückt. Die Ärzte schütteln immer wieder mit dem Kopf und holen ein blutiges Bauchtuch nach dem anderen heraus. Dann ist einen Moment lang alles still und aufeinmal höre ich den Ton...

Beyla StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt