~1~ Die Cowboys

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,,Can anybody find me somebody to love."

Gedankenverloren summte die Teenagerin vor sich hin und kraulte dabei den Hald des Pferdes, welches seelenruhig vor ihr stand und es sich gefallen ließ. Die Sonne brannte beständig auf die Felder hinab, ließ den schon so heißen Sommer noch heißer werden.

,,Ooh, each morning I get up I die a little. Can barely stand on my feet. Take a look in the mirror and cry."

,,Sieh einer an." Die erstaunte, raue Stimme eines Mannes erklang neben ihr. Sofort hörte sie auf zu singen.
,,Seb lässt sich sonst nie von fremden Menschen streicheln." Das Lächeln, welches seine Lippen zierte, war in seiner Stimme nicht zu überhören.
Das Mädchen lächelte in sich hinein, ihr Blick galt dennoch dem Pferd, als sie dem Fremden Mann freundlich antwortete. ,,Ich kann eben gut mit Tieren."
,,Merkt man." erwiderte er schlicht, gesellte sich neben sie und kraulte ebenfalls Sebs Hals. Die Teenagerin sah seine tattoowierten Arme, die großen Ringe an seinen schmalen Fingern und wagte einen vorsichtigen, unauffälligen Blick in seine Richtung. Er hatte ein weißes Muskel-Shirt an, welches gut auf seine anderen Tattoos blicken ließ. Sein Kopf wurde durch einen Cowboy-Hut vor der hinab prasselnden Sonne geschützt. An der löchrigen Jeans hing eine Metallkette und die Cowboy-Stiefel rundeten den gesamten Look ab.

,,Du hast eine wirklich schöne Stimme." riss er sie aus ihren Gedanken und dieses mal schaute sie ihn direkt an. Seine dunkel braunen Augen schimmerten hell in der Mittagssonne. ,,Vielen Dank." Geschmeichelt von diesem Kompliment lief sie leicht rot an.
,,Darf ich denn auch den Namen hinter dieser tollen Stimme erfahren?" Der Schwarzhaarige ließ von Seb ab und wandte sich der Teenagerin nun ganz zu. Das Pferd zog von Dannen und auch das Mädchen drehte sich vollends zu ihrem Gegenüber.
,,Ellie." lächelte sie breit und reichte ihm die Hand.
,,Alec." stellte auch er sich vor, nahm ihre Hand und schüttelte sie kräftig.

,,Sag, Ellie, wie kommt's, dass du auf unserer Ranch stehst und mit dem scheusten Pferd schmust?" fragte Alec lachend.
,,Oh, das ist deine Ranch. Sorry, ich wollte nicht ungefagt..." entschuldigte sich Ellie voreilig, wurde aber direkt unterbrochen. ,,Ach, das ist doch nicht schlimm. Kann man ja nicht wissen, wenn man nicht von vorne rein kommt, wo das Schild steht." beruhigte er sie direkt.
,,Und das ist nicht nur meine Ranch, sondern die unserer Band." fügte er breit grinsend hinzu.
Als Ellie das hörte, funkelten ihre schwarzen Augen beglückt auf. Es freute sie immer wieder, von Männern zu hören, die Part einer Band waren. Es erinnerte sie sehr an ihren Vater.

,,Wo die Gedanken nun mal hinfallen, wenn man an einem so schönen Tag spazieren geht. Da landet man auch mal an Orten wie diesen." ging sie auf seine Frage ein, zuckte, blustigte über sich selbst, mit den Schultern.
,,Das kenne ich nur all zu gut." lächelte Alec verträumt.
Kurz schwiegen Beide, schauten den Pferden beim grasen zu.
,,Was meinst du? Lust, mit uns 'n Kaffee zu trinken?" Überrascht von dieser spontanen Einladung fand Ellie erst keine Worte. Doch sie fasste sich, freute sich sehr darüber.
Auch wenn sie diesen Mann nicht kannte und auch nicht wusste, wen er mit uns meinte, fühlte sie sich auf Anhieb wohl in seiner Nähe. Sie spürte, dass er nichts Böses wollte.
,,Wenn ihr auch Tee habt, sehr gerne."
,,Toll! Dann komm mal mit."

Mit Leichtigkeit öffnete Alec die massive Holztür des anliegenden Hauses, gemeinsam traten sie in eine gemütliche Lodge. Mehrere Sofas, ein Couchtisch und viele Bilder schmückten den Raum.
,,Fühl dich ganz wie zuhause. Ich bin nebenan in der Küche." meinte der Cowboy locker und verschwand im Nebenraum.
,,Na Al, wen hast du denn da mitgebracht?" wollte Sascha frech grinsend wissen, sobald sein Kollege und Freund in die Küche trat.
,,Eine junge Frau. Du wirst es kaum glauben, aber sie stand hinten bei den Pferden und hat Seb gekrault." berichtete Alec, öffnete den Schrank und holte den schwarzen Tee raus.
,,Ehrlich?! Seb ist Fremden gegenüber doch immer total misstrauisch." Erstaunt zog Sascha eine Augenbraue hoch.
,,Sonst ja, aber bei ihr schien er sich echt wohl zu fühlen." Alec zuckte nur mit den Schultern umd setzte im gleichen Moment das Wasser auf.

,,Na aber da steckt doch bestimmt noch mehr dahinter, als nur die anscheinende Tierliebe? Oder etwa nicht?" wollte Sascha mit einem verschmierten Grinsen wissen.
Entsetzt starrte Al seinen Kumpel an.
,,Um Gottes Willen! Sasch! Sie ist vielleicht an die zwanzig Jahe alt. Mitte zwanzig, wenn's drauf ankommt. Ich bin neununddreißig. Was denkst du bloß!"
,,Ja sorry! Ich kenn dich doch nur all zu gut und weißt, wie du tickst!"
,,Mag sein. Aber nicht bei so jungen Frauen!"
,,Okay. Tut mir Leid." entschuldigte sich Sascha aufrichtig, bereute seine Andeutung. ,,Aber warum hast du sie dann zum Kaffee, ich meine Tee, eingeladen?" griff der noch achtunddreißig Jährige seine Frage noch einmal auf.
,,Unter anderem, weil sie eine unfassbar tolle und wirklich einzigartige Stimme hat. Doch andererseits ist da etwas an ihr, das... Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll. Diese Energie, die sie ausstrahlt, die Art, wie sie sich gibt... Ach, du wirst schon wissen, was ich meine, wenn du sie siehst."

Als die beiden Männer, Kaffee und Tee auf einem Tablet, in die kleine Lodge traten, stand Ellie vor einem der vielen Fotos der Band, die Hände locker hinter ihrem Rücken verschränkt, und betrachtete es verträumt. ,,Wie es scheint, herrscht in eurer Band eine umfassbar positive Harmonie. Ein wirklich tolles Foto, muss ich sagen." Lächelnd drehte sie sich zu Alac und Sascha, ihr schulterlanges, braunes Haar wirbelte leicht um ihren Kopf.
,,Hallo. Ich bin Ellie. Schön, sie kennen zu lernen." ergänzte sie und reichte Sascha die Hand. Dieser ergriff sie, nachdem er das Tablet abgestellt hatte.
,,Hey Ellie. Und bitte, bleib direkt bei Sascha." entgegnete er freundlich grinsend.

,,Setz dich doch." Anbieten deutete Alec auf eines der Sofas, setzte sich selbst auf ein anderes, neben Sascha. Sein Cowboy-Hut landete hinter ihm auf einer Ablage. Ellie kam dem nach und nahm ebenfalls Platz.
,,Ich hoffe, er hat lang genug gezogen." meinte der Ältere und reichte ihr die Tasse Tee. Dankend nahm sie sie entgegen und trank einen kleinen Schluck.
,,Er ist sehr gut. Danke."
Zufrieden nickte Alec, setzte seine Kaffeetasse an seine Lippen und nahm einen großen Schluck.

,,Can anybody..." begann Alec plötzlich an zu summen, merkte es selbst fast gar nicht.
Breit fing Ellie an zu lächeln.
,,Wow. Ich fühle mich wirklich geschmeichelt. Du bist der erste, der meine Stimme hört und schon hast du ein Ohrwurm." Es freute sie wirklich sehr, dass ihre Stimme eine solche Wirklung auf ihn hatte.
,,Der Erste?" wollte Sascha erstaunt und irritiert wissen.
,,Abgesehen von meinen Vätern und Dads Band natürlich."
Kaum hatte sie es ausgesprochen, erkannte sie erst, was sie da gesagt hatte. Noch nie hatte sie vor jemandem zugegeben, dass sie zwei Väter hatte.
Doch engegen Ellies Erwartung, machte es ihr selbst nichts aus.
Denn sie hatte das Gefühl, dass die Männer ihr gegenüber Menschen waren, die kein Problem damit hätten. Und so war es auch.

,,Wenn das wirklich so ist, fühle ich mich geehrt." grinste Alec freudig, seine braunen Augen strahlten glücklich auf.
,,Ihr redet so viel von deiner Stimme, da würde ich sie auch gerne mal hören. Würde es dir was aus machen, Ellie?" wandte sich Sascha an die Teenagerin und schaute sie bittend an.

,,Tonight, I'm gonna have myself a real good time.
I feel alive and the world I'll turn it inside out, yeah
And floating around in ecstasy..."
begann sie locker zu singen, ließ sich einfach in den Song fallen.

,,Wow..." hauchte Sascha beeindruckt, wusste nicht, was er sagen sollte.
Noch nie hatte er eine solche Stimme bei einer so jungen Frau gehört.

,,Irgend wie ist es komisch. Ich hab mich immer davon in Acht genommen, vor fremden Leuten zu singen. Und jetzt tue ich es und liebe es." grinste Ellie zufrieden.
,,In Acht genommen?" hakte Alec nach, war verwirrt von dieser Aussage.
,,Das ist eine ziemlich komplizierte Sache."
Die Cowboys merkten sofort, dass Ellie nicht weiter dafauf eingehen wollte, hakten auch nicht weiter nach.

,,Ellie, es freut mich wirklich, dich hier getroffen zu haben. Du bist echt ne coole Frau und wir können dich wirklich gut leiden. Wir hätten nichts dagegen, wenn du morgen wieder vorbeigeschneit kommst. Wenn du denn willst." Die Männer und Ellie standen vor dem Haus und verabschiedeten sich. Sie hatten noch einen schönen Tag gehabt, sich lange unterhalten und viel gelacht.
,,Danke! Und sehr gerne komme ich morgen wieder!"
freute sich Ellie. Sie hatte das Gefühl, dass diese Männer mit ihr auf der gleichen Wellenlänge waren. Obwohl sie älter waren. Die Cowboys empfanden genau so und spürten, dass Ellie etwas besonderes war, das man nicht so schnell loslassen sollte.
,,Super! Dann bis morgen." lachte Alec glücklich.
,,Bis morgen!"

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