Ich hatte an dem Abend Renesmee ins Bett gebracht, als ich eine SMS von Jasper bekam. Da stand nur: Wir müssen reden. Geheimort. Das machte mich etwas stutzig. Aber Nessi schlief, also konnte ich dem ruhigen Gewissens nachgehen. Unser Geheimort war der Wasserfall an der Grenze zum Gebiet der Quileute. Dort hatten wir uns früher ein paar mal hingesetzt, die Beine baumeln lassen und die Schule geschwänzt. Dieses mal jedoch wartete er dort nicht allein auf mich. Alice war bei ihm. Aber sie war nunmal seine Freundin, von daher war es für mich (halbwegs) okay, dass er mit ihr unseren Geheimort teilte. Naja, auch egal. ,,Wieso schreibst du mir bitte so eine einsilbige SMS?", fragte ich ihn verwirrt. ,,Ich hatte eine Vision", erklärte Alice knapp, ,,Deshalb müssen Jasper und ich noch heute Nacht los." ,,Genau", fügte Jasper hinzu, ,,Bitte sag den anderen noch nichts. Ihr müsst nach Zeugen suchen, die helfen, Renesmee zu beschützen. Und du musst meinen Freund Peter finden. Er würde den anderen nicht vertrauen, doch von dir weiß er etwas mehr. Ich habe ihm bereits gesagt, er kann dir vertrauen. Du findest ihn momentan in New Orleans." ,,Alles klar", sagte ich erstmal nur und die beiden wandten sich zum gehen, ,,Hey, passt auf euch auf! Und wenn ihr einem Wolf begegnet, dann sagt einfach, ihr seid meine Freunde und wollt nur schnell durch schlüpfen, dann werden sie euch durch lassen." ,,Danke Elisa", rief Jasper mir noch über die Schulter zu, als sie schon beinahe weg waren.
Als die Sonne aufging, war ich wieder zurück im Haus der Cullens. Dort wurden bereits einige Vorbereitungen getroffen. ,,Wenigstens kommen wir so wieder nach London", meinte Esme liebevoll zu Carlisle, ,,Wir waren schon lange nicht mehr dort." ,,Hey, wo warst du heute Nacht?", fragte Alec mich plötzlich hinter mir. ,,Nirgendwo, nur spazieren, wieso?", gab ich etwas verwirrt zurück. ,,Ich habe mir Sorgen gemacht", erwiderte Alec darauf und zog mich in seine Arme. Ich war von dieser Sorge zugegeben etwas überrascht. ,,Also von meiner Seite kann die Sache los gehen", verkündete Jane, die gerade die Treppe runter kam. Sie trug Klamotten von mir. Sie hatte sich scheinbar mein Shawn-Mendes-Shirt geschnappt und eine meiner engeren Jeans. ,,Steht dir", meinte ich über Alecs Schulter hinweg. Und auch Dimitri, der neben ihr die Treppe runter kam, sah echt gut aus in den normalen menschlichen Klamotten. ,,Ja, los geht's", meinte dann auch Jake mit seinem Rucksack über der einen Schulter, doch er stockte beim letzten Wort. Ich drehte mich in die Richtung, in die er sah und sah Sam kommen. ,,Wir müssen los, wenn wir Peter und Charlotte garantiert noch erwischen wollen", sagte ich leise zu Alec, ,,Wer weiß, wie lange sie noch in New Orleans sein werden." Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und dann flitzten wir los nach New Orleans. In meinem knallpinken T-Shirt fiel ich ausnahmsweise einmal nicht besonders auf. Auch zerrissene Jeans wie meine sah ich des öfteren. Alec schien sich in diesem kunterbunten fröhlichen Treiben nicht sehr wohl zufühlen. ,,Hey, wir müssen die beiden nur finden, dann können wir wieder weg", sagte ich sanft zu ihm und zog ihn mit mir durch die Straßen, bis ich eine Stimme sagen hörte: ,,Wir sind hier." Sie klang so, wie Jasper mir einmal Peters Stimme beschrieben hatte: Wie ein Teenager im Stimmbruch. Sie führte uns zu einem Friedhof. Dort auf einem der Grufteingänge saßen nebeneinander ein Mädchen in etwa meinem Alter (zumindest äußerlich) mit schwarzen kurzen Haaren und ein Blondi, der von seinem Blick her Severus Snape aus Harry Potter hätte sein können. Das mussten Peter und Charlotte sein. ,,Im Ernst?", fragte ich etwas empört, ,,Kriegsrat auf einem Friedhof? Ist das nicht etwas respektlos?" ,,Du musst Elisa sein", meinte Peter dann und ließ sich vor mir auf die Füße fallen. Charlotte landete neben ihm. ,,Jap", erwiderte ich, während Alec meine Hand regelrecht umklammerte, ,,Und du musst Peter sein. Wir haben ein mächtig großes Problem, bei dem wir eure Hilfe gebrauchen könnten." ,,Jasper hat etwas in der Richtung erwähnt", meinte Charlotte dann zaghaft, ,,Aber du kennst ihn ja, er spricht oft in Rätseln. Es geht um ein Kind?" ,,Ja, meine Nichte", erklärte ich es ihnen dann, ,,Meine biologische Nichte. Renesmee wurde vor ihrer Verwandlung von meiner Schwester geboren und jetzt ist ihr Leben in Gefahr." ,,Dank einer Verwandten der Cullens halten die Volturi sie nun für ein unsterbliches Kind", fügte Alec hinzu, ,,Sie sind auf dem Weg, um Renesmee zu töten. Aber das werden wir nicht zulassen." ,,Bist du nicht einer von denen?", schnaubte Peter dann verächtlich. ,,Das war ich einmal", erwiderte Alec nur knapp, ,,Doch das ist Vergangenheit." ,,Wie alt bist du eigentlich, dass du so altmodisch redest?", fragte Charlotte einfach so. ,,Über tausend Jahre", antwortete er nur, ,,Ich wurde mit 13 verwandelt, nachdem meine Schwester und ich fast auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sind." ,,Tut mir leid, ich wollte nicht...", stammelten sie beide fast gleichzeitig. ,,Das ist nicht das, worum es geht", unterbrach Alec sie, ,,Es geht darum, Renesmee zu beschützen. Also, kommt ihr mit uns und beschützt sie mit eurem Leben oder bleibt ihr hier und haltet euch fern?" ,,Wir kommen mit euch", verkündete Peter dann, nachdem die beiden einen Blick gewechselt hatten. ,,Geht schon einmal vor, wir treffen uns dann am Friedhofsausgang", meinte dann Alec und die beiden gingen vor, ohne zu fragen. Ich wunderte mich jedoch, was hier eigentlich lief. ,,Irgendwas hast du vor", rätselte ich und sah fragend meinen Freund an. Der legte mir als Antwort nur ein kleines schwarzes Döschen in die Hand und sagte mit einem Grinsen: ,,Mach es auf." ,,Du musst mir doch nicht dauernd etwas schenken", meinte ich etwas verlegen, während ich die Dose aufklappte. Darin war ein Ring mit einem in den Ring eingefassten Diamanten. Ich vermutete dahinter etwas und fing deshalb beinahe an, zu heulen. ,,Eli", fing Alec dann an, ,,Ich suche schon ewig nach dem richtigen Zeitpunkt, nun ist mir klar geworden, dass ein perfekter Zeitpunkt wahrscheinlich niemals kommen wird. Und das es vielleicht keine nächste Woche mehr gibt. Doch wenn es die gibt, dann möchte ich mit dir die Ewigkeit verbringen. Ich liebe dich bis zum Sonnenaufgang und darüber hinaus. Willst du mich heiraten?" ,,Ja", war alles, was ich unter Tränen und mit zitternden Händen raus brachte. Überglücklich küsste ich ihn und er steckte mir den Ring an den Finger. Das war einer der schönsten Momente meines Lebens.
Als wir zurück in Forks waren, waren bereits einige andere Nomaden eingetroffen. Renesmee zeigte ihnen ihre Bilder. Und sie alle konnten überzeugt werden. Bei dem ganzen Trubel hatte ich allerdings noch nicht die Gelegenheit gefunden, Bella von Alecs Antrag zu erzählen. Ich hatte es Ness erzählt, als sie mich gebeten hatte, ihr für den Fall der Fälle ein paar Kampftechniken zu zeigen. Nach und nach kamen immer mehr Vampire bei uns an. Immer mehr rote Augen. Jeder hatte andere Fähigkeiten. Benjamin konnte zum Beispiel die Elemente beeinflussen. Er gehörte dem ägyptischen Zirkel an und begegnete Renesmee mit einer Warmherzigkeit, die ich von Außenstehenden nicht erwartet hätte. Auch die Amazonen, Senna und Zafrina, kamen zu uns, um mit uns meine Nichte vor den Volturi zu schützen. Zafrina konnte quasi Gedanken manipulieren. Sie konnte einen das sehen lassen, was sie wollte. So zeigte sie Edward, Bella und mir zum Beispiel einen Dschungel. ,,Würdest du nicht meine Hand halten, könnte ich schwören, dass ist real", meinte Edward mit einem Grinsen. ,,Jap", stimmte ich ihm zu, ,,Wie in 4D." ,,Ich sehe gar nichts", sagte dann jedoch Bella und Zafrina zog die Illusion zurück. ,,Edward, du hast mir nie erzählt, dass deine Frau ein Schutzschuld ist", sagte dann plötzlich Eleazar, der irgendwo aus dem Gebüsch kam. ,,Die die ich kenne, sind ganz anders", murmelte ich verblüfft, während mir gleichzeitig ein Licht aufging. Edward schien es ähnlich zu gehen, denn er sagte: ,,Deshalb konnte ich nie deine Gedanken lesen. Und Aro ebenso wenig." ,,Sie kann Dinge abwehren", erklärte Eleazar es uns, ,,Du hast eine sehr mächtige Gabe." ,,Oh ja, sie ist definitiv ein Schutzschild", meinte Kate plötzlich hinter uns, während sie Bellas Hand gegriffen hatte, ,,Das hätte sie umhauen müssen." ,,Oder deine Voltzahl wird überschätzt", spöttelte Garrett. ,,Vielleicht funktioniert es nur bei den Schwachen", erwiderte Kate darauf belustigt und ließ einige Funken über ihre Handfläche tanzen. ,,Das würde ich lassen Garrett", riet Edward ihm. Doch er ignorierte meinen Schwager und berührte nur für einen winzigen Moment Kates Hand, bevor er auf die Knie sank und zugab: ,,Du bist eine unglaubliche Frau." Und in diesem eigentlich sehr friedvollen Moment hörte und roch ich jemanden, der nicht eingeladen war. Alec stand mit einem Mal neben mir und meinte: ,,Ich glaube, ich kenne den Geruch." Mit versammelter Mannschaft flitzten wir zu den Eindringlingen und da saßen zwei Typen auf einem der Felsvorsprünge, während einige Wölfe (ich erkannte Jacob unter ihnen) sich zu deren Füßen tummelten. ,,Vladimir, Stefan", begrüßte mein Freund (oder wohl eher Verlobter) die beiden Neuankömmlinge, ,,Ihr seid weit weg von zu Hause." ,,Alec, einer der Volturi", meinte der mit den schwarzen Haaren, ,,Muss 1232 gewesen sein, als ihr unsere Schlösser nieder gebrannt habt." ,,Ich bin sicher, die Renovierung hat niemandem geschadet", spöttelte Alec, während ich nach seiner Hand griff. Der andere mit den Wasserstoffblonden Haaren lachte komisch, bevor er sagte: ,,Wir haben gehört, die Volturi starten ein Manöver gegen euch. Und doch ist einer von ihnen unter euch." ,,Hey, hör mir mal zu Blondi", keifte ich ihn an und schob Alec beschützend ein bisschen hinter mich, ,,Wir waren beide einmal bei den Volturi, aber wir haben sie verlassen. Ebenso Jane und Demitri. Also pass ja auf, was du sagst! Niemand will sich mit mir anlegen, wenn es um meine Familie geht, kapisch?" ,,Kapisch", meinte Blondi dazu nur belustigt, ,,Sie werfen euch einige Dinge vor. Doch uns ist es egal, was ihr getan oder nicht getan habt." ,,Wir warten schon ein Millenium, dass der italienische Abschaum herausgefordert wird", meldete sich dann der andere wieder zu Wort. ,,Wir hoffen einen Kampf vermeiden zu können", erwiderte Carlisle darauf (keine Ahnung, wo er so plötzlich hergekommen war. ,,Wie schade", sagte dazu der schwarzhaarige, ,,Aros Zeugen mögen einen guten Kampf." ,,Aros Zeugen?", fragte Eleazar die beiden verwirrt. ,,Hofft ihr noch immer, dass sie euch anhören werden?", spöttelte Blondi daraufhin nur. Halleluja. Das würde noch was werden...
Ich hatte an dem Abend Nessi-Zeit. Ich hatte sie zugedeckt und las ihr ein Gedicht vor, welches mom Bella und mir schon vorgelesen hatte, als wir noch kleiner waren: ,,Hier ist liebliche Musik, die weicher fällt, als windverwehte Rosenblüten auf Gras. Oder als Tau der Nacht auf still ruhendes Wasser im Schatten der schimmernden Granitwand. Musik, die dich mit selig süßen Schlaf in die Träume wiegt." ,,Eli", fragte Renesmee mich dann aus heiterem Himmel, als ich das Buch wieder weggelegt hatte, ,,Sind Tante Alice und Onkel Jasper fortgegangen, weil wir alle sterben werden?" ,,Süße, nein", erwiderte ich etwas erschrocken über diese tiefsinnige Frage, ,,Sie sind gegangen, um dich zu beschützen. Deshalb sind auch all die anderen hier. Wir alle sind hier um dich zu beschützen. Und weißt du was, ich verspreche dir, dass alles gut werden wird." ,,Wirklich?" ,,Wir müssen nur ganz fest dran glauben. Na komm, schlaf jetzt. Sonst bringt deine mom mich noch um." Da kicherte sie, während ich sie in die Decke einpackte. Ja. Auch wenn die Chancen in einem Kampf geradezu nicht existent wären, glaubte ich fest daran, dass alles gut werden würde. Ich würde alles tun, um Renesmee zu beschützen. Alles geben, für ihren Schutz.

DU LIEST GERADE
Bis(s) zum Ende der Nacht What if...
Fiksi PenggemarBellas Hochzeit steht an. Doch diese Heirat wird noch einige Komplikationen mit sich bringen... Wie verläuft Elis Leben während Bellas Flitterwochen? Stellt sie sich am Ende gegen die Volturi oder kämpft sie mit ihnen? NUR ALS KLEINE ANMERKUNG: Alle...