Mittendrin

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Das Messefieber hatte regelrecht Besitz von ihr ergriffen. Es gab kein entkommen.
Die Vorbereitungen liefen bereits auf hoch touren. Der Schlachtplan steht. Die Bücher sind in zig Umzugskartons gepackt. Die Goodies sind einfach nur phänomenal. Hoffentlich hatte Wanda auch wirklich genug mit dabei. Sie freute sich schon riesig auf das Meet und Greet. Bei ihr trudelten zahlreiche Bestätigungen / Anmeldungen ein. Es war einfach nur überwältigend. Gerade hatte sie ihr Herzensprojekt im Bereich Dark Romance und Zeitreisen abgeschlossen. Denn Erfolg konnte sie nicht so richtig genießen, da sie bereits an der Realisierung ihres nächsten Projektes arbeitete. Daher war die Leipziger Buchmesser eine willkommene Auszeit für die ehrgeizige Autorin. Wanda setzte sich in ihre alter Klapperkiste und trat tapfer den Weg nach Leipzig an. Auf den Straßen herrschte der alltägliche Wahnsinn. Dieser konnte ihr die gute Laune kein Stück nehmen. Dafür, allerdings etwas anderes. Ihre Klapperkiste machte ihr einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Beinah wäre sie auf der Autobahn liegen geblieben.

Rechtzeitig steuerte sie einen Rastplatz an. „Und nun?", fragte sie niemand bestimmten. Sie war ziemlich aufgeschmissen. Sollte die Reise hier nun endgültig vorbei sein? Das akzeptierte sie nicht. Sie begab sich mit ihren Handy auf die Suche nach Empfang. Sie hatte doch tatsächlich in 5G- Zeiten Holzinternet, wie sie es liebevoll nannte. Ein Schrei zerriss die Luft. Metall traf auf Metall. Die Kampfgeräusche schienen immer näher zu kommen. Wanda war, wie gelähmt. Sie spürte einen festen Griff um ihren rechten Arm und anschließend seinen heißen Atem im Nacken. Für kurze Zeit wurde ihr speiübel. Sie fühlte sich, als würde sie in tausenden von Teilen gerissen werden. Wanda landete im Gegensatz zu ihren Begleiter nicht sehr elegant. Sie attackierte regelrecht den Boden. „Wo bin ich?", schrie sie regelrecht und bewaffnete sich mit einen silberne Kerzenständer. Ohne Verluste, würde sie ihm den Kerzenständer über die Rübe ziehen. „Die Frage sollte ehre lauten wann sind wir.", sagte er doch tatsächlich belustigt. „Ich persönlich weiß nie in welcher Zeit ich für gewöhnlich lande. Es ist jedes Mal aufs neue ein Abenteuer.", führte er weiter aus. „Wovon redest du?", fragte Wanda. Ihr Gehirn begann sich wie Pudding zu fühlen und nicht in der Lage sein, das Ganze begreifen und erfassen zu können. Sie sank auf die Knie. Dabei wäre sie fast auf den Boden aufgeschlagen, wenn er nicht an ihrer Seite getreten wäre und eingegriffen hätte. Erst jetzt schaute sie sich ihm genauer an. Sie verlor sich in seinen türkisfarbenen Augen. Erst jetzt wurden Wanda, die Ähnlichkeit zu ihren erschaffenen Protagonisten bewusst. Es war gespenstisch. Wanda konnte ihren Blick einfach nicht abwenden. „Sind wir tatsächlich in der Zeit gesprungen?", schaffte sie zu fragen. Ihr Begleiter nickte als Antwort. „Wie ist das Möglich?", fragte sie weiter. „Alles ist irgendwie möglich.", sagte er und half ihr auf die Beine.

Als sie sicher stand nahm er ihr den Kerzenständer aus der Hand und zündete diesen an. „Wir sollten besser herausfinden wo und wann wir sind.", sagte er und verließ das Vorzimmer. Wanda folgte ihm auf wackligen Beinen. Sie wusste immer noch nicht wer er genau war und was seine genauen Absichten waren. Verwickelte er sie in etwas was ihr letztendlich den Kopf kosten könnte oder würde sie ihren letzten Atemzug auf eine andere Art und Weise machen? Würde er sie opfern, wenn alle Stricke reißen? Ging gerade die Fantasie mit ihr durch?

Wanda fiel auf, dass sie sich noch gar nicht bei ihn bedankt hatte. Hätte er nicht blitzschnell und geistesgegenwärtig gehandelt, dann würde jetzt nämlich ein Schwert aus ihren Herzen ragen. Gerade, als sie ihn darauf ansprechen wollte, presste er sie gegen die Wand und bedeutete ihr mit einer Geste still zu sein.
Schwere Schritte, das rasseln von Ketten, ein tiefes schnaufen erfüllten die Räumlichkeiten.
Das, was Wanda zu sehen bekam ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
Ein wahrhaftiges Monstrum. Wanda fehlten die Worte. Das Monstrum trieb nun im anderen Stockwerk des Krankenhauses sein Unwesen. Wandas Begleiter schaute sie besorgt an. Als Wanda allmählich ihre Sprache wiederfand fragte sie: „Wie sieht es mit den Zeitsprung zurück aus?"
Ihr Begleiter begann herzhaft zu Lachen. „Du bist ja süß. Ich würde es nicht, als Zeitsprung bezeichnen. Viel mehr bist du ein Ball der quer durch Raum und Zeit geworfen wird. Wir können noch nicht weg. Ich benötige noch etwas und gerade ist uns der Wächter begegnet.", klärte er sie auf. „Ein Wächter? Warum nicht? Was ist der Plan?", fragte sie. „Welchen Plan?", fragte er und griff nach ihrer Hand um sie mit sich zu ziehen.
Das Monstrum pa­t­rouil­lie­rte. Es wirkte, als sei es in Trance. Wanda hat sich mit ihren Begleiter in eine düstere, nicht einsehbare Ecke hinter einen alten Krankenbett gemütlich gemacht. Sie beobachteten das Monstrum schweigend. „Was bewacht es?", fragte Wanda.
Ihr Begleiter kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Denn goldenen Apfel.", war seine Antwort. „Was ist so besonders an diesen Apfel?", fragte sie leise weiter. Er ließ ihre Frage unbeantwortet. Die Beiden blieben nicht lange unbemerkt. Das Monstrum nahm die Verfolgung auf. Wanda und ihr Begleiter begannen ihre Beine in die Hand zu nehmen und um ihr Leben zu kämpfen. Das Monstrum griff sie nämlich mit Energiestrahlen an. Alles, was es traf, verbrannte augenblicklich. Zurück blieben nur Schutt und Asche. Wanda gab sich riesengroße Mühe beim wegrennen, ausweichen und ducken. Sie merkte und bedauerte, dass sie null Multitaskingfähig war. Ihr Begleiter schien keinerlei Probleme zu haben und voll und ganz Herr der Lage zu sein. Sie änderten ihre Strategie. Statt sich vom goldenen Apfel komplett zu entfernen, rannten sie schnurstracks darauf zu. Das Monstrum saß ihnen nur noch mehr im Nacken. Sie spürten seinen heißen Atem auf der Haut. Je näher sie denn goldenen Apfel kamen, desto heißer und glänzender wurde es. Wanda war von der Macht, die der Apfel ausstrahlte überwältigt. Genauso würde sie liebend gerne die Anziehungskraft zwischen ihren beiden Charakteren beschreiben.
Wanda streckte ehrfürchtig ihre Hand nach den Apfel aus.
Die Berührung riss sie in mehrere tausend Teile.
Wanda wurde quer durch Zeit und Raum geworfen.
Materialisiert hatte sie sich ...


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⏰ Last updated: Mar 28, 2019 ⏰

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