fünf

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"Oma, darf ich noch mit zu Zea?" Fragend sehe ich meine gut gelaunte Oma an. In ihrer Hand hält sie ein Bier und mit ihrem Tischnachbarn scheint sie sich auch gut zu verstehen. Denn die zwei lachen sich schon seit mindestens 20 Minuten schlapp. Aber das liegt sehr wahrscheinlich am Alkohol, dem Weizenbier.

"Ja klar, aber um elf bist du wieder hier.", sagt sie und trinkt einen weiteren grossen Schluck aus ihrem Bierglas. Anschliessend stellt sie ihr Glas ab und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Ich lächle sie höflich an und sobald sie wegsieht, wische ich mir meine Wange trocken.

Zea mustert mich grinsend und zieht mich an meinem Arm nach draussen. Wir laufen gemeinsam durch den Wald und unterhalten uns über unsere peinlichsten Geschichten. Mit Zea verstehe ich mich echt gut. Anders gut.

"Dein ernst? Du bist wirklich in eine fremde Umkleidegarderobe?" Zea hielt sich lachend den Bauch, als ich ihr erzählt habe, dass ich letztens im Urban Outfitters in eine Umkleide gegangen bin, in der ich zu glauben gedacht habe, dass meine Freundin sich darin befunden hat. Hingegen zu Zea finde ich es gar nicht so witzig. Viel mehr ist es mir peinlich. Vor allem da die besagte Dame in der Umkleide in Unterwäsche gewesen ist.
Ich lasse mich weitere fünf Minuten von Zea auslachen bis sie sich allmählich wieder einkriegt. Zeas Lachen klingt schön und hat eine eigene Melodie. Eine wunderschöne Melodie.

"Wir sind da.", meint Zea, als wir vor einem grossen, weissen Haus stehen bleiben. Das Grundstück des Hauses ist riesig und ist von anderen Häusern abgeschirmt. Zea nimmt ihren Schlüssel hervor und öffnet die Haustür. Sie lässt mich zuerst ihr Haus betreten und folgt mir dann. Der Eingangsbereich ist ebenfalls gross und weiss. Nur der Boden ist aus einem dunkeln Holz. An der Wand rechts von der Haustür ist ein grosser, Spiegel und links davon ist eine Garderobe angebracht. Geradeaus steht eine, zum Boden passende Holztreppe, die eine Etage höher führt. An den Wänden der Holztreppe hängen viele Familienportraits, die ich mir zu gerne angesehen hätte. Doch Zea hat einen anderen Plan und zieht mich direkt in ihr Zimmer, das sich im ersten Stock befindet. Ihr Zimmer unterscheidet sich vom restlichen Haus.

Ihr hölzernes Bett ist gross und besitzt eine bunte Decke. Ihr Schreibtisch ist ebenfalls aus demselbe hellen Holz wie ihr Bett. Der Boden besteht aus ein weissen Teppich. Über ihrem Bett hängt ein selbstgemaltest Bild, so wie Zea es mir eben erklärt hat. Ein Sonnenaufgang über den vorher besuchten See ist darauf abgebildet. Denn Zea bevorzugt Sonnenaufgänge in jeder Hinsicht. Mit der Begründung, dass man diese nicht all' zu oft zu Gesicht bekommt und die Farben natürlicher wirken. Zea liebt es früher aufzustehen, um an den See zu radeln und den Sonnenaufgang zu bestaunen.

In der einen Ecke steht ein altes, dunkelrotes Sofa, auf dem sich Zea niedergelassen hat. Sie räumt ihre Zeichnungen von dem Tischchen vor ihr. In der anderen Zimmerecke steht eine Staffelei, in der sich eine bunte Leinwand befindet. Alle möglichen Farben sich darauf zu sehen.

Zea besitzt auch einen Balkon mit dem Blick auf den Wald. Auf ihrem Balkon ist eine selbsgzusammengestellte Kissenecke zu entdecken. Zea lässt sich auf diese fallen und bietet mir an, mich zu ihr zu setzen. Ich befolge ihre Anweisung und setze mich neben sie.

"Mir gefallen deine Sommersprossen.", unterbricht Zea die Stille. Ihre Augen hat sie geschlossen. Die langen, dunklen Wimpern werfen einen Schatten auf ihre hohen Wangenknochen.

"Danke.", gebe ich leicht unbeholfen von mir, da ich Mühe mit Komplimenten habe. Es liegt nicht daran, dass ich sie nicht schätze, denn das tue ich, mir fällt es nur schwer eine passende Antwort darauf zu finden. Gibt es überhaupt eine passende?

"Sie haben den gleichen Ton wie deine Augen. So etwas hab' ich noch nie gesehen." Zea öffnet ihre Augen und schaut mir in die Augen. Mein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. Denn das ist um einiges einfacher, als darauf zu antworten.

"Du kannst nicht wirklich gut mit Komplimenten umgehen, was?" Zeas Augen widerspiegeln eine Belustigung. Ich schüttle den Kopf und seufzte leise.

"Du bist allgemein ein wunderschöner Mensch.", sagt die Dunkelhaarige leise und kommt mir ein bisschen näher. Dabei richtet sie sich von ihrem Kissen auf.

Ich werde von ihrem Geruch benebelt und bleibe wie versteinert. Nervös schaue ich in ihre Augen, um herauszufinden was ihr nächster Schachzug sein wird. Normalerweise bin ich kein nervöser Mensch. Nicht vor Prüfungen, nicht bei Vorträgen oder Fussballspielen und nicht einmal bei Finn. Auch bei unserem ersten Kuss bin ich nicht nervös gewesen. Schliesslich ist es vorhersehbar gewesen, dass wir uns beim Treffen auf dem Jahresmarkt näher kommen. Ich bin fest davon überzeugt gewesen einen Kuss von Finn zu erhalten und weitere mit ihm an diesem Abend zu teilen.

Ich denke, das liegt daran, dass ich noch nie einem Mädchen so nahe gewesen bin. Es ist mein erstes Mal und deswegen hätte ich auch nie mit Zeas nächstem Schritt gerechnet. Denn diese legt ihre weichen, rosigen Lippen auf meine. Ohne irgendeine Vorwarnung. Geschockt lasse ich es zu, dass sie ihre Lippen weiter auf meinen lässt und sie langsam beginnt zu bewegen. Sie greift mit einer Hand in meinen Nacken, um mich näher zu sich zu ziehen.




to be loved and to be in loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt