Kapitel 0. Der Traum

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Ich öffnete die Augen, vollkommene Dunkelheit umringte mich.

Unter meinem Rücken spürte ich die Härte und die Kälte von altem Holz und ich versuchte mich aufzurichten. Es gelang mir zwar doch meine linke Hand fühlte sich ungewöhnlich kalt an, jedoch gab es gerade andere Dinge über die ich mir Gedanken machte „wo war ich, wie bin ich hierhergekommen und wie komme ich hier wieder weg?!"

Ein knarzendes Geräusch hinter ließ einen kalten Schauer meinen Rücken hinab laufen, doch ich sah einen Schatten vor mir, dass konnte nur eins bedeuten „Licht" raunte ich zu mir selbst und drehte mich schnell um. Doch in dem Licht stand eine Gestalt, sie war eindeutig weiblich das konnte man an den langen dunkelblauen gelockten Haaren und dem zierlichen Körperbau bestimmen. Doch eine Sache zerstörte das ganze Bild und ließ meine Freude über das Licht wie mit einem Hammer zerschlagen in tausend Scherben zerbrechen.

Sie besaß kein Gesicht

Anstelle von grünen, blauen oder braunen Augen, einer zierlichen, dünnen oder dicken Nase, anstelle von vollen dünnen oder vielleicht auch gespritzten Lippen war bloß eine Flache Ebene zu sehen. Keine Löcher zum Atmen oder um Nahrung geschweige denn Flüssigkeiten zu sich zu nehmen. Ihr Körper wurde von einem dunklen Umhang verdeckt auf dessen Brust sich ein Wappen mit einem Raben befand. Es war ausgesprochen gut gestickt keine Frage und der dunkle Rabe hob sich sichtlich von dem blauen Hintergrund ab, doch da war noch etwas. Unter dem Wappen stand etwas „Ravenclaw?" laß ich leise vor „was konnte das sein, etwa eine Art Kult?". Doch bevor ich meine Gedanken sammeln konnte näherte sich die Gestalt mir, wie ein kleiner Hase der sich in der Falle befand rutschte ich instinktiv zurück und drückte mich an der Wand hoch. Mit jedem Schritt den die Gestalt näher kam schlug mein Herz schneller und lauter, als sie dann vor mir stand hatte ich das Gefühl ohnmächtig zu werden, so laut war das Rauschen meines eigenen Blutes in meinen Ohren. Doch anstatt mich in Stücke zu reißen oder schlimmeres legte sie ihre Hände auf meine Schultern und bewegte sich als wenn sie mit mir reden würde, doch was wollte sie von mir, ihr „Gesicht" machte keine Anstalten sich zu bewegen und doch bewegte sich ihr Brustkorb. „Was willst du von mir?" jammerte ich mit zitternder Stimme und drückte mich noch fester gegen die Wand, dass Gesicht nach oben gedreht um mir diese Gestallt nicht länger ansehen zu müssen. Doch dann packte sie meine Haare und zog sich zu mich hinunter und tat etwas womit ich nicht gerechnet hatte.

Sie küsste mich.

Oder versuchte es zumindest doch meine Lippen trafen bloß auf kalte Haut. „Lass mich los!" rief ich der Gestalt aus nächster Nähe ins Gesicht und stieß sie beiseite. Anscheinend war ich über Nacht extrem stark geworden oder sie war einfach nur sehr schwach, denn sie stolperte Rückwarts, knallte gegen eine Wand und rutsche an dieser hinab als wenn sie ohnmächtig wäre. Mein Atem ging viel schneller als es jeder Schulsport jemals geschafft hatte und mein Herz fühlte sich an als wäre ich kurz davor meinen Brustkorb zu durchbrechen und auf den kalten Steinboden zu fallen. Ich musste mich setzen und das Stück Holz auf dem ich anscheinend gelegen hatte war dafür genau richtig. Also ließ ich mich langsam hinab auf das kalte Holz gleiten und versuchte meine Gedanken zu ordnen. „Ich kann mich daran erinnern das ich gestern Abend noch ein wenig Klavier gespielt habe, danach habe ich noch etwas mit Chloe telefoniert nur um dann ins Bett zu gehen und jetzt" ich atmete langsam aus „jetzt bin ich hier in diesem kalten Loch mit diesem" mein Blick wanderte zu dem Wesen „Ding".

„Das Licht" schoss es mir in den Kopf „das Wesen war doch durch diese Tür gekommen, was spricht dagegen, dass ich durch eben diese Tür hinaus gehe und mich umsehe" also stützte ich mich auf meiner linken Hand ab und erhob mich, doch ich spürte das kalte Holz unter meinen Fingern kaum. Eher wusste ich einfach das es da war ohne wirklich zu spüren das es da war. Als ich meine linke Hand hob und im Licht genauer betrachtete wurde mir auch bewusst warum. Sie war im Gegensatz zu meiner anderen Hand weder aus Fleisch, Sehnen und Blut, sondern aus einer Art dunklem Holz. Auf meinem Handrücken war etwas eingraviert, etwas wie eine Mischung aus einem Wassertropfen und einem Blatt, doch was mich am meisten erschreckte war das es mich kein bisschen störte. Die Hand fühlte sich genau wie die andere an nur das sie halt eben aus Holz war. Ich bewegte meine Finger ein paar Mal hin und her, jedoch merkte ich keinen Unterschied. Doch genug davon ich musste dort weg, raus aus diesem Zimmer und weg von dem Ding das anscheinend langsam wieder zu sich kam. Also lief ich los, draußen erwartete mich ein altes Gemäuer wie von einer alten Burg. Teppiche hingen von den Wänden und zwischen ihnen wahren Gemälde mit den verschiedensten Bildern, mal wahren es Elefanten oder auch nur einfache Pflanzen. Ein paar wahren auch den Abbildern vergangener Adeligen gewidmet. Doch je mehr Gemälde ich im schummrigen Licht der Kerzen musterte, desto mehr realisierte ich das sie ebenfalls kein Gesicht besaßen doch sie schienen sich zu bewegen. Dort war ein Bild von einem prunkvollen Ball, viele kleine Menschen tanzten zu einer lautlosen Melodie einen langsamen mir fremden Tanz. Es war faszinierend und erschreckend zugleich diesem Gemälde zuzusehen, als jedoch ich das Knarren der Tür hörte die ich hinter mir angelehnt hatte, rannte ich los ohne hinter mich zu Blicken.

Die Gemälde, Wandteppiche, Kerzenhalter, kleine Kommoden und vereinzelt auch Türen flogen nur so an mir vorbei. Ich rannte immer weiter, die Gänge schienen endlos bis ich eine Treppe vor mir ausmachen konnte. Also sprang ich die ersten drei Stufen hinauf und nahm dann immer zwei Stufen gleichzeitig. „Einfach immer weiter, denk nicht drüber nach wohin lauf einfach" sagte ich immer wieder zu mir selbst. Meine Beine schmerzten langsam als wenn ich Tage lang gerannt wäre als ich durch eine Tür auf einem Wehrgang landete.

Der Wind pfiff mir um die Ohren und das erste Mal seitdem ich hier gelandet war konnte ich mich orientieren, anscheinend war ich in einem alten Schloss und stand auf einem Wehrgang des großen Tores, welches den Eingang darstellte. Im weißen schummrigen Licht des Mondes konnte ich in der Ferne einen großen Wald ausmachen an den ein See mit kristallklaren Wasser grenzte. Doch bevor ich mich noch mehr von dem Anblick verzaubern lassen konnte, nahm ich Schritte hinter mir wahr. Es war das Ding, anscheinend auch außer Atem ihrem Brustkorb nach zu urteilen wie auch immer das möglich war, trat sie ebenfalls in das Licht des Mondes.

„Was bist du und was willst du von mir?!" rief ich ihr entgegen, als wenn es etwas bringen würde, doch es machte mir Mut und ich spürte ein leichtes Pulsieren innerhalb des Holzes, welches meine linke Hand darstellte. Ohne eine Geste oder Auffälligkeit kam sie näher. Zwar langsam und geduldig aber sie strahlte eine Aura aus die mich immer wütender machte „Jetzt hör endlich auf mit dem Mist und verschwinde" rief ich ihr erneut entgegen.

Ichzwinkerte nur einmal und schon vor sie vor mir „wie hatte sie das gemacht siewar gerade noch gute zehn Meter von mir entfernt" doch erneut, anstelle mich zuverletzen umarmte sie mich und presste sich an mich. Doch das brachte das Fasszum Überlaufen „HÖR AUF!" kam es aus meinem Mund und ohne nachzudenken stießich sie von mir weg.

Meine Hand kribbelte als hätte ich sie in einen Ameisenhaufen gehalten, ohne lange Überlegungen und warum ich es tat schoss meine Hand nach vorne. Der grüne Blitz der sich aus meiner Handfläche bahnte erleuchtete den ganzen Wehrgang. Das Wesen wollte nach etwas in seinem Mantel greifen jedoch traf sie der Blitz zuerst, sie zuckte zusammen und krümmte sich vor Schmerzen. Dann war der Blitz so schnell verschwunden wie er gekommen war und das Wesen bewegte sich wieder auf mich zu. Mit einer ausgestreckten Hand kam es näher und näher. Ihre Schritte waren schwankend und unsicher wie die eines kleinen Kindes, ihre Hand strich mein Gesicht entlang bevor sie zu meinem Erschrecken begann zu Staub zu zerfallen.

Zurück blieb bloß der Mantel mit dem Raben und der Aufschrift „Ravenclaw".

The Legacy of the gray WizardWhere stories live. Discover now