Die Vampire mussten schließlich absteigen, denn die Pferde tänzelten so sehr unter ihren Reitern, dass diese keine andere Wahl hatten, um nicht abgeworfen zu werden.
»Was ist das für ein Verhalten?«, wandte sich Phobos an seinen Liebsten. Dieser strich Thally über die Nase. Die Stute rollte mit ihren violetten Augen und bewegte sich nur widerwillig vorwärts.
»Angst. Irgendetwas in der Luft sorgt dafür, dass sie verrückt vor Furcht sind. Wir können sie nicht weiter mitnehmen, wenn wir nicht riskieren wollen, dass sie uns durchgehen. Wir sollten sie hierlassen und erst einmal nachsehen, was sie so beunruhigt.«
Phobos nickte und sie gingen ein ganzes Stück des Weges zurück, um einen Flecken zu finden, auf dem sie Lielan und Thally anbinden und diese etwas grasen konnten. Je weiter sie sich von dem Punkt entfernten, der den Pferden Angst gemacht hatte, umso spürbarer ließ deren Anspannung nach. Sylfaen, die ebenso ängstlich aussah, rutschte auf einer kleinen grünen Lichtung schließlich vom Rücken der Stute und zu dritt setzten sie ihren Weg zu Fuß fort.
»Es ist kein einziges Tier zu hören«, murmelte Riley und das Elflingmädchen blieb irgendwann abrupt stehen und fing zu schlottern an.
»Was hast du?«
»Er ist es«, hauchte sie. »Der Alptraummann. Diese ... diese Schwingung in der Luft ... die war auch da in der Nacht, als er in mein Dorf kam ...«
Phobos hob den Kopf und horchte. Riley hatte Recht, es war totenstill. Nicht einmal mehr das Wühlen der Mäuse und Würmer im Boden war zu hören, was für einen Wald typisch sein müsste. Kein Vogel zwitscherte in den Bäumen und kein sanfter Schritt eines Rehs im Unterholz war zu hören. Es war, als wären alle Waldbewohner verschwunden. Selbst ihr Geruch schien verflogen zu sein.
»Sie hat Recht. Malucius muss hier sein. Diese Stille ist nicht natürlich. Entweder sind die Tiere vor seiner Aura geflohen, wie unsere Pferde es wollten, oder er hat sie getötet.«
»Dann sollten wir ihn stellen und ...«
»Und?«
»Kämpfen. Ich fürchte den Tod nicht!«, knurrte Riley.
»Aber ich. Ich fürchte um dich, um Arian.« Mit einem Blick wandte sich der Unsterbliche wieder an das Mädchen, das blass geworden war, aber einen bitteren und entschlossenen Ausdruck auf seinem kindlichen Gesicht hatte. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Gehen wir.«
Riley hatte seine Armbrust im Anschlag und Phobos hatte das Schwert mit der nachtschwarzen Klinge gezogen, das er aufgrund seiner vampirischen Fähigkeiten selten gebrauchte, aber das für einige Überraschungen gut war. Sylfaen hielt den Magierstab ihres Vaters erhoben und leuchtete ihnen mit dem Amethyst den Weg, denn obwohl es erst früher Nachmittag war, wurde das Licht unter den Bäumen immer schlechter.
»Dieser Teil des Waldes ist alt und dicht. Selbst die Luft scheint sich seit Jahrzehnten nicht verändert zu haben.« Phobos kniff die Augen zusammen.
»Es riecht nach Tod«, murmelte der junge Vampir, »nach Moder und nach Alter.«
Leise huschten sie über abgestorbenes Gehölz, das vor langer Zeit umgestürzt war und nun von allerhand neuem Gestrüpp überwuchert wurde, über versteckte Senken, unter tiefhängenden Ästen und durch Dickicht hindurch. Nur ihrem natürlichen Bewegungsgeschick war es zu verdanken, dass sie nicht alle naselang mit ihren wollenen Umhängen hängen blieben.
Sylfaen, die ihr Leben im Wald verbracht hatte, las die Spuren, die den Vampiren entgingen, strich über Baumrinden und zerrieb Blätter zwischen ihren Fingern.
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Sternschnuppenfänger
FantasyEine Geschichte aus Belletristica ~ Nach fünfhundert Jahren des Wartens wiederholt sich in Belletristica das mystische Schauspiel der Fairieden. Alle Augen sind auf diesen gewaltigen Meteoritenschauer gerichtet, wodurch niemand das Erstarken eines a...