Mrs. Beanie, meine Schwester und ich- Kapitel 1: Maja

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Montagmorgen. Ein stinklangweiliger, normaler Montagmorgen. Und was passte noch dazu? Genau! Gleich mal dein ABSOLUTES Hassfach, auch bekannt als Latein. Naja, mit Frau Schröder ist diese tote Sprache noch halbwegs interessant, aber das war es dann auch schon. Mit halbwegs sind dann auch nur Themen wie Philosophie oder Kultur in der Antike gemeint. Die Sprache? Die kann man in die Tonne kloppen. Also so richtig, mit dem Lateinbuch.

Mein Name? Romana. Ja, Romana. Nicht Ramona. R-o-m-a-n-a. Ich fragte mich wirklich, was meine Eltern zu dieser Namensauswahl bewegt hatte. Wer zur Hölle nannte sein Kind Romana? Oh, stimmt, meine Eltern. Ich war in der neunten Klasse und eigentlich hätte alles ganz schön laufen können, wenn da nicht mein individueller Charakter und Aussehen gewesen wären. Ich war blass wie eine steril-weiße Krankenhauswand, hatte eine Durchschnittsfigur (das wars schon mit Durchschnitt bei mir), war relativ groß geraten - oder waren 1 Meter und 70 Zentimeter mit 14 Jahren nun Norm?  - und mein Gesicht, naja, ich mag nur meine Wangenknochen, die an Benedict Cumberbatch erinnern, aber das wars dann auch. Ich hatte langweilige, stumpfblaue Augen und eine Nase mit nem kleinen Hügel und einen eher schmalen Mund mit umso dickeren Lippen, sodass ich fast schon ein Dauerduckface hatte. Meine Schwester, Alex, meinte ja, ich sollte nicht so übertreiben, aber das lag  nun mal im Blut. Meine Haare  waren mein Stolz. Eigentlich waren sie ja so komisch mausbraun, aber ich hatte nach stundenlangen Diskussionen mit meinen Eltern (" Denk doch mal über die Blicke nach"), es endlich geschafft, sie mir zu blondieren und schlussendlich bunt zu färben. So hatte ich nun pastellfarbene Haare, die von einem Lavendellila in ein Zuckerwatterosa und dann schlussendlich in ein Minzgrün übergingen. Dank meines Haarschnitts und der allgemeinen Frisur musste ich mir öfters auch einmal Sprüche wie "Ey Digga schau mal, da kommt der Emo angelaufen" anhören. Super Leute, damit habt  ihr mein sowieso inexistentes Selbstbewusstsein gestärkt. Gratulation.

 Und während die meisten in der Stadt bei Primark, H&M und all den anderen großen Läden so viele tolle Sachen fanden und en masse kautfen, rannte ich erstmal für fünf Stunden im Laden herum und fand dann erst etwas was mir gefiel- und relativ teuer war. Und ich war ja dummerweise kein Geldscheißer. Aber wenn man große, nette Schwestern hatte, regelte sich das schon. Die ganzen Prinzessinen meiner Klasse lachten natürlich wieder über jedes einzelne T-Shirt und jede Hose, die ich kaufte und warfen mit "Emo" herum, als ob es ein Todesurteil war.

Wussten die überhaupt was Emo ist?

Wenn ich mal nicht im Gefängnis, auch bekannt als Gymnasium, saß, verbarrikadierte ich mich in meinem Zimmer, drehte laut Musik auf und saß an meinem Laptop und spielte entweder Computerspiele oder scroltle durch die Tiefen Tumblrs. Ich habe also kaum produktive Hobbies. Außer ihr zählt Zeichnen und Fanedits machen dazu.

Und es war immernoch Montagmorgen. Der Gong ertönte und Frau Schröder schien immernoch nicht da zu sein. Während ich Löcher in die Luft starrte, redeten die Jungs wieder über Fußball oder ihre Penislängen. Uninteressant.

Dann waren da diese drei Mädchengruppen.

Einmal die "Tussen", deren Hauptthemen aus Klamotten, One Direction, ihren drei Millionen "ernsthaften" Beziehungen und den alltäglichen Gejammer, wie unglaublich hässlich sie doch seien bestanden.

Die zweite Gruppe sind die "Unsichtbaren"

 Sie waren leise, redeten selten und waren immer nur mit ihren Freunden zu finden.

Und zuletzt dann noch die "Anderen", deren stolzes Mitglied ich war.

Wir sind 25 Schüler und fünf von uns haben die Ehre, zu keinen der anderen Gruppen einen Draht zu haben.

Ich, das Scene-Kind der Klasse.

Maria, die man als Unsichbare sehen könnte, wäre sie nicht genauso eine Einzelgängerin wie ich gewesen.

Pia, der Tomboy. Für  die Jungs war sie zu merkwürdig und für die Mädchen auch noch. Super!

Kiara, auch die "Tonne" genannt, was an ihrem Gewicht lag. Danke liebe nette Klasse, habt einen super Job bei Akzeptanz und Toleranz ausüben gemacht!

Und dann wäre da Kara, die "Lesbe". Wieder zeigte sich, wie unglaublich tolerant doch diese Klasse ist.

Nicht.

Wir fünf verstehen uns eigentlich gut, Pia hat dieselben Hobbys, Kara auch, Kiara ist auch lustig und Maria motzt auch nur die anderen an, weil sie sie immer anstarren, als wäre sie ein Alien.

Julius, unser ach so kompetenter Klassensprecher machte nicht ein mal Anstalten, im Sekretariat nach der Schrödinger zu fragen, erst als Kiara aufstand und selbst gehen wollte, war Julius plötzlich vorbildlich und tat so, als würde er sich felsenfest an die Regeln der Schule halten.

Doch da trat unsere kleine, pummelige Lehrerin ein. Sie lächelte und schien jemanden hineinzuwinken, zuerst sah ich niemanden, doch dann trat ein großes Mädchen mit ebenso blasser Haut und  einer schwarzer Beanie in den Raum. "Maja!", rief Corinna, eine der Tussen und fing an herumzuwedeln als hätte man ihr Bienen auf den Stuhl gelegt. "Maja" würdigte sie keines Blickes. "Manche von euch werden sich erinnern, Maja Blomenfeld war ja gegen Mitte letzen Schuljahres leider gegangen wegen ihrer Krankheit und ist nun zurück, da es ihr soweit gut geht. Sie hatte Leukämie, wie ihr alle wisst." Ich wurde ein wenig stutzig. Alle wussten, dass sie zurückkommen würde und niemand hatte mir Bescheid gesagt, sonst hätte ich mich mental vorbereitet. Auf neue Leute zugehen fiel mir nämlich schwer. "Du saßst letztes Jahr ja neben Corinna, dieses Jahr ist die Ordnung anders, aber Ramo- äh Romana hat noch einen Platz neben sich frei. Das macht dir nichts aus, oder?"  Wie verrückt fing ich an zu stottern: "Ne-ne-ne-nein, macht mir nix aus! Ich hab kein Problem! Wirklich nicht" Und dank meiner BESCHISSENEN Ausdrucksweise, hatte ich es wieder geschafft, Menschen davon zu überzeugen, dass ich ein Arsch war. Mrs. Beanie setzte sich neben mich und lächelte nur und drehte ihren Kopf sofort zu mir: "Geile Haare. Ich wünschte, meine wären auch so lang und farbig.", flüsterte sie mir zu. Ich stieß ein "Danke" hervor.

Sofort fing der Tussenverein hinter uns an zu tuscheln, besonders Corinna schien so, als wollte sie Maja zurückgewinnen, da sie dachte, sie wären immer noch Freunde.

Vorne führte Frau Schrödinger wieder ihr "Tänzchen" auf, sie lief auf und ab während sie über Grammatikwiederholungen redete, dazu fuchtelte sie noch mit ihren Händen herum, als würde sie eine Fliege verscheuchen wollen. Meine neue Sitznachbarin kicherte unaufhörlich, aber so leise, dass es unsere Lateinlehrerin zum Glück nicht hörte. "Die macht es ja immer noch!", prustete sie, "Das Gefuchtel hat sie nicht verlernt!" Dann hörte sie abrupt auf. "Bist du auch neu? Ich hab dich letztes Jahr noch garnicht gesehen!" "Jep, bin aus einem Kaff, das sich Rengersricht schimpft, jetzt wohne ich in München! Booyah!" "Ich wohnte schon immer in München. Langweilt auf Dauer.", gab sie lächelnd zurück.

Und dank ihr verging Latein wie im Flug.

Schon klingelte es zur nächsten Stunde. "Sitzt du immer alleine?", fragte mich Maja.

"Jep!", erwiderte ich.

"Cool, dann sind wir jetzt für immer Sitznachbarn.", grinste sie. "BIS IN ALLE EWIGKEIIIIIT!", schrie sie dann noch, die Arme wedelnd.

Das schien schon mal gut zu werden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 16, 2014 ⏰

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