Dein Mädchen

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Mike half seiner Mutter, welche in weiterhin mit seinem Deadname plagte.
Ohne nur ein Wort zu verlieren, wollte er gerade wieder in sein Zimmer verschwinden, um sich wieder in Selbstmitleid und Zigarettenrauch zu stürzen, doch seine Mutter hinderte ihn an seinem Vorhaben. Schon wieder.
„Stop, junges Fräulein! Du kannst gleich hier bleiben und den Tisch decken. Opa ist gleich da, dann essen wir", sagte sie, obwohl ihr mittlerweile bewusst sein sollte, dass das nichts bewirkt.
Mike sagte nichts. Er ging einfach weiter die Treppe rauf.
„Hörst du?", harkte seine Mutter nach.
Er blieb stehen, seufzte leise und schloss genervt die Augen.
„Ich will nichts essen. Ich bin satt", sagte er.
Keine Reaktion. Wahrscheinlich war seine Mutter es leid immer wieder die Sympathie ihres Kindes zu bekommen.
Das hast du dir verbaut, dachte er sich, als er dich auf sein Bett fielen ließ.
Ginger tapste leichtfüßig zu ihm und schnurrte. Sein Schnurren klang mehr wie das Gurren einer Taube.
„Na?", sagte Mike leise, als er sich zu Ginger beugte.
Mikes Bettdecke roch stark nach Rauch... wenn seine Mutter das wüsste. Gut, sie würde wahrscheinlich nur mit Dingen drohen, die sie ohnehin niemals umsetzen würde, und doch hatte er keine Lust auf den Stress.
Da sie selbst rauchte, würde sie es sowieso nicht riechen.
Die Haustür öffnete sich. Mike hörte die Stimme seinen Großvaters und schon stresste sie ihn. Der Mann war der König des Sexismus.
„Du wirst es nicht glauben, Birgit", sagte er in seinem üblichen, strengen Ton. „Den Flieger flog doch tatsächlich eine Frau."
Mike rollte mit den Augen und stand auf um das sicherlich gleich drauf folgende Rufen nach ihm zu vermeiden. „Hey", sagte er leise und ging direkt an ihm vorbei. Der Geruch nach billigem Rasierwasser war wohl das einzige, was sich an seinem Großvater gehalten hat.
Bei jedem Mal, wenn er hier war, sah er etwas älter aus.
Seine Mutter ihn mal wieder aus seinen Gedanken. „Ähhm, Schätzchen? Ich hab dir doch ein Kleid vor die Tür gelegt. Warum ziehst du das nicht an?", fragte sie in einem höflich scheinendem Ton, der den Leuten in unserem Wohnzimmer wohl den Anschein vermitteln soll, in unsere Familie gäbe es keine Konflikte.
„Ich werde das nicht anziehen", sagte er leise zu ihr und sah ihr in die Augen.
Sie fing an hektisch zu lachen, wie sie es immer tat, wenn es nicht nach ihr geht. Diese Frau ist ein Kontrollfreak.
Sie wusste, worauf das hinausläuft.
„Melanie", seufzte sie und fasste sich an den Hinterkopf. „Melanie... bitte. Einmal im Jahr kannst du dich doch bitte wie das Mädchen benehmen, zu dem ich dich erzogen hab."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 15, 2019 ⏰

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Emotional bis Emotionslos  (Transgenderstory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt