Es ist nicht einfach Mensch zu sein. Wir Menschen haben so viele unterschiedliche Gefühle, Empfindungen, Erwartungen, Gedanken und Geschichten. Nichts an uns ist gleich oder identisch. Wir sind alle individuell zusammengefasst aus den unterschiedlichsten Partikeln unserer Selbst und unserer Umgebung, welche selbst wir persönlich nicht vollständig ergründen können. Oder wollen?
Doch was machen wir damit? Mit unseren Gefühlen spielen wir, täuschen diese vor, verstecken sie, leugnen sie oder verachten sie. Wir befassen uns nicht damit, hinterfragen sie nicht, stellen uns diesen nicht und oft leben wir sie nicht aus. Fühlen wir wirklich noch?
Unsere Gedanken behalten wir großteils für uns, spinnen uns auch manchmal unsinnige Gedanken zusammen, überlegen, grübeln, forschen... doch wozu? Wir teilen unsere Gedanken selten mit, behalten unsere Ideen für uns oder grübeln über viel zu viele falsche oder unnötige Dinge nach und durchkreuzen unsere Pläne und Ziele bereits mit dem Gedanken des Scheitern. Woran denken wir heute noch, abgesehen von "was wäre wenn"?
Unsere Empfindungen setzen wir mit unseren Gefühlen gleich, befassen uns nicht mehr mit unseren merkwürdigen Bauchgefühlen oder spontanen Gefühlsregungen welche uns zu unlogischen/irrationalen Entscheidungen bewegen würden - wir müssen erst selektieren, vergleichen, abwägen, abwarten oder auf die Reaktion des Umfeldes achten und lassen keine Funken mehr ein Feuer entfachen. Sind wir abgestumpft?
Dann erwarten wir auch noch ständig und immer - nicht nur von uns selbst sondern auch von allen anderen. Wir erwarten das Beste für uns, von uns, setzen uns unter Druck, stellen Forderungen an unsere Umgebung - oft unausgesprochen erwartend in der Erwartung es nicht zu bekommen, um sich nicht selbst zu enttäuschen. Doch wir erwarten: jeder weiß, was man möchte, was man braucht, was man sich wünscht. Doch wir schweigen während wir wartend erwarten enttäuscht zu werden. Erwarten wir die Enttäuschung bereits ohne diese je zu erfahren nur um sie uns zu ersparen? Doch was gewinnen wir damit?
Wir sind Lügner. Blender. Faker. Täuscher.
Nichts an uns ist mehr echt, wahrhaftig, ehrlich, offen und ungefälscht. Wir alle leben in einer Geschichte, die wir selbst schreiben könnten und doch lassen wir sie von anderen texten. Wo führt das hin? Ich kann euch sagen wohin. Wir werden stillschweigend warten und hoffen während wir unseren Alltagstrott Tagein Tagaus leben. Wir warten und hoffen auf etwas Besseres, auf jemand Besseren, auf eine schicksalhafte Wendung die uns befreit wie damals der weiße Ritter auf seinem Ross.
Doch wir werden das Steuer nicht an uns reißen.
Warum?
Weil wir uns fürchten.
Fürchten vor allem was hinter dieser Grenze liegt, die wir uns selbst und teilweise auch unsere Umgebung uns auferlegt hat. Wir bleiben wer wir zu sein haben um von unserem derzeitigen Umfeld akzeptiert und toleriert zu werden - denn wir sind der Meinung genau so werden wir gebraucht. Wir unterdrücken unsere Wünsche, unsere Empfindungen, unsere Erwartungen, unsere Gedanken um uns selbst und allen anderen keine Last mit all dem zu sein was wir empfinden und fühlen. Wir wären doch nicht mehr wir selbst, würden wir uns dem hingeben, was wir wirklich wollen. Doch wer sind wir dann?Sind wir uns dabei selbst gegenüber zumindest ehrlich? Gestehen wir uns offen ein was wir tun? Wenn wir lügen, unsere Gedanken für uns behalten, unsere Wünsche und Bedürfnisse zurück stecken um uns selbst und anderen nicht zur Last zu fallen? Ist uns dies bewusst? Sind wir so, weil wir es wollen oder ist es doch eher das Gefühl der Verpflichtung so sein zu müssen weil wir glauben genau so gebraucht zu werden? Sind wir heutzutage nur dann "wir selbst", wenn wir das sind, was wir schon immer waren?
Ich selbst habe mich diesem Thema die letzten Jahre so oft hingegeben und werde es auch die nächsten Jahre noch sehr viel öfter machen, dass ich beschlossen habe diesmal darüber zu schreiben. Warum? Weil man sich gar nicht oft genug bewusst werden kann, was aus uns geworden ist.
Damit meine ich gar nicht die Gesellschaft und die kulturell, moralisch, politisch... ständig wechselhafte Welt als solches.
Ich meine mich und dich.
Das kleine "meins" in mir und das kleine "deins" in dir drin, welches so viel mehr sein könnte, als es gerade ist während du meine Zeilen liest.Wir alle sind wie Pflanzen - allerdings mit dem Vorteil uns jederzeit dazu entscheiden können zu wachsen. Man würde es uns nicht sofort ansehen, wie es bei einer Pflanze der Fall wäre, doch wir würden stärker und in so mancher Hinsicht größer werden als wir es zuvor waren - und Schritt für Schritt sieht man es auch uns an. Siehst du das noch nicht so? War bei mir auch nicht der Fall.
Als ich damals in den Spiegel sah - das muss heute etwa 5 Jahre her sein, da sah ich eine Frau aus dem Spiegel blinzeln welche nicht ich selbst war. Ich war Mutter, Frau, Haushaltshilfe, brave Angestellte und noch vieles mehr. Ich spielte jede Rolle so gut ich konnte, denn mehr war ich damals nicht. Die Schauspielerin meiner auferlegten Rollen des Lebens.
Als Mutter musste ich mich um die Kinder kümmern, sie erziehen, für sie da sein, musste darauf achten, dass mich die Umgebung als sorgende, erfahrene, bemühte und organisierte Mutter sah und dieser Rolle hatte ich zu entsprechen. Doch das "meins" war nicht dabei.
Als Frau musste ich meinen Mann umsorgen, ihn an Termine erinnern, ihn um Dinge bitten die ich selbst nicht bewerkstelligen konnte, Pläne durchgehen, das Leben als Familie besprechen und organisieren. Doch das "meins" war nicht dabei.
Als Haushaltshilfe hatte ich meinen Wochenplan zu bewerkstelligen, musste zumindest in weniger als fünf Minuten für spontane Besuche die Wohnräume in Ordnung bekommen können, kochen, Wäsche. Doch das "meins" war nicht dabei.
Als brave Angestellte musste ich meine Arbeitszeit abarbeiten, pünktlich erscheinen, Anweisungen folgen, Pläne einhalten, organisieren, managen. Doch das "meins" war nicht dabei.
Ich hatte so viele Rollen, denen ich entsprechen musste, dass ich vergessen hatte wer ich wirklich bin, wer ich sein will und wo ich eigentlich hin wollte. Ich blieb stehen. Blieb wo ich war und änderte nichts. Ich ruhte stillschweigend und hoffte hinter all meinen Rollen. Bald bekam ich allerdings auch schon nicht mehr alle Rollen gleichzeitig zur vollen Zufriedenheit hin. Meine Erwartungen an die Rollen, welche mir zugeteilt waren stiegen, in der Hoffnung hier mehr zu bekommen als ich bisher bekam. Ich erwartete mir Zufriedenheit, da ich meinen Rollen entsprach und wurde enttäuscht, als diese nicht eintraf. Ich versagte.
So und nicht anders ging es in meinem Kopf zu. Ich beschloss versagt zu haben - und so war es.
Ich sah mich nur noch als eine meiner vielen Rollen. Als Mutter, als Frau, als Haushaltshilfe, als Angestellte... mehr war da nicht. Mehr konnte ich nicht. Natürlich wollte ich mehr - doch ich wusste nicht was und somit konnte ich auch nicht ausdrücken was ich wollte. Doch ich wollte, erwartete und hoffte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ich erkannte was passiert war und wie es dazu kam.
So und nicht anders geht es vielen Menschen heutzutage - doch wir glauben, dass es dem entspricht was Leben bedeutet. Wir denken nicht daran, dass es anders sein könnte denn wie auch? Wie soll eine Mutter mehr sein als eine Mutter? Wie soll man als Frau mehr sein als nur die Ehefrau des Ehemannes? Klingt doch unlogisch.
Und doch ist es genau das, was ich versuche zu erreichen - immer wieder. Denn dies ist kein Start, welchen man erreicht und angekommen ist.
Es ist ein neuer Weg auf der Ziellinie.
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Just be YOURSELF
RandomEs ist nicht immer leicht sich selbst treu zu bleiben, unabhängig zu sein, seine Stärken zu erkennen, einzusetzen oder an seinen Schwächen zu arbeiten um über sich hinaus zu wachsen. Sei es die permanente Angst vor Veränderungen, zu versagen, abgele...