Setz mich in Brand!

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Prolog:

Anfangs des zweiten Jahrtausends der alten Muggel-Zeitrechnung, wurde die Welt von Chaos, Zerstörung und blinder Wut beherrscht. Magie ist allgegenwärtig und ob Jüngling oder Greis egal welcher Spezies, jeder wusste von ihr und jeder hatte sie in sich. Für die Menschen war es seit jeher schwer ihre Magie zu zügeln und zu lenken und seit dem das Wissen über die Zauberstab-Herstellung verloren gegangen ist, sind nur noch die Mächtigsten unter ihnen in der Lage ihre Magie zu beherrschen. Nur jene die die absolute Kontrolle über ihren Geist und ihren Körper haben werden heute noch Magier genannt.

Beginn:

Sie streckte ihre schlanke Gestalt im Sonnenlicht, des erst kürzlich angebrochenen Tages.
Sie atmete tief ein und lies die kalte, beißende Luft langsam in ihre Lunge strömen.
Anmutig schritt sie auf die Mitte des Platzes vor ihrem Quartier und nahm in den gleichen geschmeidigen Bewegungen die ihr beim gehen anmutenden, die Grundhaltung des Atmari ein. Noch einmal Atmete sie tief ein und begann dann den Tanz. Stumm und mit der absoluten Selbstkontrolle über ihren Körper, floss jede Bewegung dahin, wie der unaufhaltsame Strom von Wasser in einem reißenden Bach. Würde ein Unwissender sie beobachten würde er vermuten, das sie tatsächlich tanzte, langsam und bemüht um die korrekte Haltung jeder Pose.
Doch ihr wisst es besser Atmari, ist die Kunst der Kontrolle, der Kontrolle über den Körper. Zusammen mit dem Athman, der Kunst der Kontrolle über den Geist, bildeten sie die heutigen Eckpfeiler zur Anwendung von Magie.
Auf der blassen Haut der Frau bildeten sich kleine Schweißperlen und ihre Wangen zierte ein zarter Hauch von Rosa. Die enorme Anstrengung die nötig ist um die Übungen langsam und präzise auszuführen, war ihrem Gesicht nicht anzusehen, viel zu lange schon stählte sie ihren Körper wie auch ihren Geist.
In ihrem Nacken, kurz unter dem Haaransatz kribbelte es plötzlich leicht. Sie wurde beobachtet, wahrscheinlich sogar begafft, doch das kümmerte sie nicht, sollen sie doch glotzen. Die Minuten verstrichen und noch immer blieb der Platz ruhig, einzig erfüllt von dem Klang der Stille und ihren tiefen, gleichmäßigen Atemzügen. Dann zuckten plötzlich ihre Ohren und sie hörte das Geräusch der aufgleitenden Terrassentür. Harry trat heraus auf dem Platz und blieb mit verschränkten Armen und in gebührendem Abstand, bei ihr stehen. Er war ihr Beobachter und in einem kleinen Teil ihres Bewusstseins dankte sie den Göttern, das es nicht Ron war, der ihr bei den Übungen zusah.
Sie glitt langsam in die letzte Pose ihrer Übungen, hielt diese dann und Atmete langsam aus. Bewegungslos stand sie da und ließ ihr Gesicht von den ersten früh morgendlichen Sonnenstrahlen wärmen. Sie streckte sich und glitt zurück in die Grundhaltung, das Gesicht immer noch der Sonne zugewandt schloss sie die Augen und genoss den trügerischen Frieden. Sie hörte die Schritte hinter sich, Harry kam langsam auf sie zu. Sie spürte die Wärme die von seinem Körper ausging, deutlich an ihrem Rücken, er war ihr nahe, sehr nahe und doch berührte er sie nicht.
Sie ließ sich leicht nach hinten Fallen in dem Wissen, das er sie halten würde. Er beugte seinen Kopf nach vorn so, dass seine Lippen mit Leichtigkeit ihr Ohr hätten streifen können, es aber nicht taten. Er berührte sie nicht, fasste sie nicht an, engte sie nicht ein. Einzig ihre Schultern berührten seine Brust und sie spürte den kratzigen Stoff seines Pullovers auf ihrer nackten Haut.
"Huger?" Fragte er leise und dennoch klang seine Stimme tief und voll und hallte dunkel in ihrem Inneren wider. Sie seufzte wohlig, löste dann die Berührung und drehte sich zu ihm um. "Ist er schon wach?" fragte sie und durchschnitt mit dieser Frage die Stille und die Ruhe die sich noch kurz zu vor um sie gesammelt hatte. "Nein." presste Harry wütend hervor, wandte sein Gesicht ab und starrte zu den Hügeln die sich hinter Hermine erstrecken und sich in weiten Wellen über die Landschaft der schottischen Lowlands zogen. "Er hat die ganze Mission gefährdet, wegen ihm haben sie Remus in ihren Fängen und Luna ist... Sie ist tot Harry. Wieso ist er noch hier? Wir hätten ihn...", "Was Mine? Hätten wir ihn da lassen sollen und das Risiko eingehen, dass er uns verrät? Oder hättest du ihn getötet? Hättest du das gekonnt?" Er schwieg den er wusste, dass sie es gekonnt hätte. Sie hätte es getan, sie hätte ihm ohne zu zögern das Leben genommen. "Dann wären wir nicht viel besser als die Kobolde." Meinte er ruhig und sie setzte zu einer Antwort an, "Ich hätte ihn nicht..." doch Harry unterbrach sie, "ja du hättest ihn vielleicht nicht gefoltert, trotzdem hättest du einen Freund getötet." Sie verengte ihre Augen zu schlitzen und biss sich auf die Zunge um ihm nicht zu widersprechen. Nein, sie hätte ihn nicht gefoltert, nicht so wie sie Luna misshandelt hatten und es zweifelsohne jetzt gerade mit Lupin taten. Sie hätte ihm einfach nur das Leben ausgehaucht, ob mit einer Klinge oder einem Zauber, war ihr gleichgültig. Der Zorn stieg in ihr auf und sie versuchte ihn nieder zu kämpfen, ihm keinen Raum zu lassen. Doch es gelang ihr nicht und so schnaubte sie wütend und stapfte an Harry vorbei zurück zum Haus.

"Wo ist er?" fragte sie betont ruhig und beherrscht. Ihm entging die Kälte in ihrer Stimme aber nicht, die unmissverständlich und drohend in dem Klang ihrer Frage mitschwang. "Er ist in seinem Zimmer, eingesperrt. Ich habe den Raum versiegelt." antwortete Harry gelassen, er wusste, das es Hermines kriegerischen Teil nur noch mehr anstacheln würde, würde er ihr seine Wut zeigen. "Gut." knurrte sie tonlos und setzte sich an die Küchentheke, auf der liebevoll von Harry hergerichtet ihr Frühstück stand. Hermines Blick wurde weich als sie die Pfannkuchen sah die er für sie, fein säuberlich auf den Teller geschichtet und mit Sirup übergossen hatte. "Danke" hauchte sie und schenkte ihm eines, ihrer seltenen und ehrlichen Lächeln. Er trat auf sie zu, die Hände lässig in seinen Hosentaschen vergraben, lehnte sich zu ihr und küsste sie sanft auf die Schläfe. "Gerne" hauchte er ihr entgegen und verzog seine Mundwinkel zu einem Grinsen. Sie erschauerte unter der wohligen Berührung, reagierte ansonsten aber nicht auf den Kuss. Harry leckte sich über die Lippen und grinste schelmisch. "Du schmeckst salziger als ich gedacht hätte." Daraufhin funkelte Hermine ihn böse an, 'Dieser Mistkerl' doch dann gab sie es auf und lachte, am liebsten hätte sie ihm die Zunge entgegen gestreckt, doch das war kindisch und das war sie nicht. Nicht mehr.

Sie stand vor ihrem Spiegel und betrachtete sich. Sie zurrte gerade das letzte Band ihrer schwarzen Lederkluft, die sich eng um ihren Körper schmiegte, straff. Für Eitelkeiten bezüglich ihres Aussehens hatte sie weder Zeit noch Geduld. Es war müßig und so oder so in dieser Zeit voller Entbehrungen und Verlusten, vollkommen irrelevant. Das Haar hatte sie seit ihrer Ausbildung zur Magierin kurz geschoren. Die Narben in ihrem Gesicht und an ihren Händen zeugten nicht nur von ihrer kriegerischen Ader, sondern waren auch, einen ständige Ermahnung daran, was Magie anrichten konnte wenn man nicht fähig ist sie zu kontrollieren. Doch jetzt kurz vor dem Aufbruch, kurz vor der Mission, gestand sie sich ein das sie schön war oder besser gesagt gewesen wäre, hätte der Krieg der nun schon Jahrhunderte andauerte, sie nicht gezeichnet. Gezeichnet nicht nur mit Narben sondern von einem Leben das aus Furcht, Training, Schmerz, Training, Angst und noch mehr Training bestand.
Das Leder ihrer Uniform war schwarz und weich und schluckte jedes Licht. Verschiedenste Zauber wurden in das Material eingearbeitet und schützen ihren Körper gegen eine Vielzahl von Flüchen. Nicht wenige davon hatte sie selber gewirkt. Sie verließ ihr Zimmer und auf dem Weg in die Eingangshalle registrierte sie zufrieden, dass auf Rons Zimmertüre das Siegel von Harry und von King prangte. Nur beide gemeinsam konnten es lösen, das hatte den Vorteil, da Ron ihnen nicht beiden gleichzeitig die Sinne verhexen konnte, das keiner von beiden, stünden sie den unter einem Bann, ihn befreien konnten. Es hieß aber auch, dass sie nicht hinein konnte, zum Glück für ihn. Und es bedeutete aber auch, würden Harry oder King im Krieg sterben, würde sich das Siegel nicht mehr brechen lassen und Ron? Nun ja, er würde in seinem Zimmer vermodern.

Sie versammelten sich in der Eingangshalle, alle in schwarz gekleidet, die Waffen an den Körper geschnürt. Harry stand neben dem Blonden gutaussehenden Jungen der vor knapp zwei Jahren zu ihrem Clan gestossen war. Ein arroganter Mistkerl, ohne auch nur einen Funken Respekt, vor allem und jedem dem ihm nicht das Wasser reichen konnte, aber auch ein sehr fähiger Magier und ein treuer Freund. Er mochte Luna, hat sie trotz ihres freigeistigen Gemüts, als seine Gefährtin anerkannt und er liebte sie innig. Er hatte sich trotz all seiner Arroganz und der Sturheit die nur noch von Trollen übertroffen werden konnte, wie selbstverständlich in ihren Clan eingefügt. Trotzdem, Hermine und er bekamen sich regelmäßig wegen Nichtigkeiten in die Haare, wie ein Katz und Mausspiel, bei dem es keinen Gewinner gab, ganz zum Spaß der anderen Clanmitglieder.
Doch das lag hinter ihnen. Dunkle Schatten zeichneten das Gesicht des schönen Blonden. Luna war tot und er war in dieser Nacht nicht da um ihr zu helfen, um bei ihr zu sein. Er war nicht mit ihnen auf der Mission und konnte sie nicht beschützen, nicht retten. Ron hatte ihn beim Training zwei Tagen zuvor verletzt und er blieb daraufhin im Quartier. Ein Unfall wie sie anfangs noch alle dachten, bis sie schließlich in den Hinterhalt gerieten. Luna verfing sich in einer Falle und als Remus versuchte sie zu befreien, hatten sie auch ihn verschleppt. Sie mussten fliehen, ohne Luna und ohne Remus. Das Luna getötet wurde, wussten sie in dem Augenblick als Draco in seine Zimmer aufschrie. Das Band, die Magie welche sie als Gefährten gekennzeichnet hatte verschwand aus Dracos Geist und zurück blieb die Leere die ihn jetzt auszufüllen, nein zu verschlingen schien. Als Sirius den Schrei Dracos vernahm, stand er wie versteinert da und wartete starr vor unbändiger Furcht darauf, dass sich auch sein Band zu Remus löst. Doch es geschah nichts und so beschlossen sie ihn noch in dieser Nacht aus den Fängen der Kobolde zu befreien.

Die Nacht war kühl und ruhig, selten war es so still und friedlich, man hörte das Zirpen der Grillen und das gelegentliche zwitschern und pfeifen eines noch nicht in den Schlaf gesunkenen Vogels und zusammen mit dem leisen rauschen der Gräser die sich sanft im Wind wiegten, bildeten die Geräusche um die vier Schatten, die sich im lautlos im Dunkel bewegten, einen unsichtbaren Schild. Zusammen und im absoluten Gleichklang ihrer ruhig schlagenden Herzen, huschten sie über das Territorium der Kobolde und erklommen schließlich die erste Grenzmauer zu der Burg in welcher ihr Freund und Gefährte, ein Teil ihrer Familie, ihres Clans, gefangen gehalten wurde. Hermine war die schnellste und wendigste der vier tödlichen Schatten und wartet auf der anderen Seite der Mauer auf ihre drei Begleiter. Ihr Körper war angespannt, wie eine Bogensehne kurz vor dem Abschuss des todbringenden Pfeils. Geduckt und in den Schatten der Hecke vor der Mauer verborgen, beobachtete sie das Grundstück. Sie spürte Harry neben sich und musste sich nicht umschauen um ihn zu erkennen. Sie kannte seinen Geruch, spürte das Band zwischen ihnen, so wie die Wärme und die Liebe die davon ausging und nur für sie zu spüren war. Draco und Sirius schlossen zu ihnen auf. Sie warteten hinter den Hecken verborgen und die Minuten verstrichen in denen sie nur das Gelände beobachteten. Alles war ruhig, viel zu ruhig sogar das leise zirpen der Grillen war nicht mehr vernehmen. Die Wachablösung der Kobolde die sie beobachteten, kam nicht und je mehr Zeit verstrich, desto unruhiger wurde Sirius. In dem Gemäuer brannte Licht, ein Feuer wenn man dem Flackern und dem Züngeln von orange und gelb in den leuchtenden Fenstersilhouetten trauen konnte. Sie hörten wie Sirius leise die Luft einsog. In der Stille, die sich um sie herum enger gezogen hatte, klang es wie der Aufschrei eines in der Dämmerung krähenden Hahns. Hermine verspannte sich unwillkürlich, presste ihre Zähne zusammen und funkelte Sirius warnenden, durch die trübe Dunkelheit an. Er spürte ihren Blick erwiderte ihn aber nicht sondern fixierte einen Punkt knapp vor der zweiten Mauer und reckte dann sein Kinn in diese Richtung. Hermines Blick glitt zu der Mauer, die Wachablösung, ihr Zeichen. Gemeinsam bewegten sie sich vorwärts, die unzähligen Trainingsstunden bei denen sie sich gegenseitig gefordert und sich alles abverlangt hatten, hatte sie zu einer Einheit verschmelzen lassen. Sie kannten einander und vertrauen sich blind jeder wusste um seinen Platz und seine Aufgabe, und so schlichen sie ungesehen weiter. Gerade mal zwei Tage war es her, seit sie im Innern der Burg, Luna und Remus verloren hatten, Luna für immer. Ihr Tod lastete schwer auf ihnen, nicht nur auf Draco der seither kaum noch ein Wort mit ihnen gesprochen hatte und das wenige Wichtige mit einem einfachen Kopfnicken oder Murmeln quittierte. Die Lücke die Luna hinterließ, war riesig und kalt und würde sich kaum mehr schließen. Nicht für den Clan und ganz besonders nicht für Draco der mit Luna seine Gefährtin verloren hatte. Doch es war dieser Verlust den in nun antrieb mit ihnen zu gehen und sei es nur um Sirius das gleiche Leid zu ersparen. Sie bewegten sich langsam, in der vermeintlichen Sicherheit dieser mondlosen Nacht, weiter auf die zweite Mauer zu. Diese wurde wie sie wussten, nicht nur von den patrouillierenden Kobolden bewacht, sondern sie war zusätzlich mit einem Bann belegt so, dass es ein Ding der Unmöglichkeit war, sie alleine mit physischer Kraft zu überwinden. Man war dazu gezwungen Magie anzuwenden um auf das Grundstück zu gelangen, sei es durch die Tore die in ihrem Fall nicht in Frage kamen, oder aber über die Mauer hinweg. Jeder der vier Schatten hatte eine andere Technik die Magie in sich zu sammeln und zu lenken, je nachdem bei wem sie unterrichtet wurden und wie sie danach diese Techniken verfeinert hatten. Sie konzentrierten sich still, jeder für sich alleine. Doch dann als hätten sie ein Zeichen oder einen Zeitpunkt festgelegt erhoben sie die vier Schatten vom Boden und wurden wie von unsichtbaren Schnüren gehalten, in die Luft gehoben und schwebten mit einer anmutigen Leichtigkeit, über die mit dem Bann geschützte, zweite Mauer.
Kaum aber berührten sie den mit Kieselsteinen überschüttete Boden auf der anderen Seite der Mauer, erstarrten ihre Körper und nur Augenblicke später senkte sich eine bleierne Schwärze über die vier Kämpfer. Ihre Sinne schwanden und lösten sich in ein nicht enden wollendes Nichts auf.

Verworrene Farben und Formen zuckten und blitzen immer wieder im Innern ihrer geschlossenen Augenlider auf. Dumpfe Geräusche und Rufe erschollen wie aus weiter Ferne und zerrten unsanft an ihrem Bewusstsein. Nur Langsam und unter großer Anstrengung gelang es ihr, sich von der erdrückenden Taubheit zu lösen und sich ihren Weg aus der Ohnmacht heraus zu kämpfen. Das Erste was sie spürte war der Kopfschmerz, der sich von ihrem Nacken über den Hals zu ihrem Kiefer und über die Rückseite ihres Kopfes zog. Ihr war schwindelig und je klarer ihre Gedanken wurden, desto übler war ihr zumute. Ihre Handgelenke brannten und als sie sie bewegen wollte, spürte sie ein Kribbeln in den Fingerspitzen und das Gefühl von Taubheit, welches sich in den Händen sammelte und sich über die Arme auszubreiten schien. Soweit die Erschöpfung es zuließ, öffnete sie ihre Augen nur einen Spaltbreit, aber das alleine reichte fast schon aus um sie wieder zurück in die Arme der Bewusstlosigkeit zu treiben. Blut tropfte von ihrer Nasenspitze und als ihr Blick den Tropfen folgte, sah sie nicht nur ihr Blut auf dem Steinboden kleben. Erbrochenes, zweifellos von ihr, denn sie erkannte ihr halb verdautes Abendessen, grüne mit Schleim überzogene Broccoli-Reste durchbrachen mit dem weißen schaumigen Magensaft das tiefe Rot der Blutlache unter ihr. Sie musste würgen und husten, doch ausser der brennenden Säure gab ihr Magen nichts mehr her. Schritte hallten von aussen durch den geschlossenen Raum in dem sie angekettet war. Die Eisenscharniere quietschen und klagten laut unter dem Gewicht des wuchtigen Flügels, als die Türe zu ihrem Verlies geöffnet wurde. "Oh, Griphoock, schau an, das Weibchen ist wach." Hermine konnte ihren Kopf nicht heben doch sie erkannte an dem Klang der reibeisernen, dunklen Stimme, dass es sich um einen Kobold handeln musste. Ihre Gedanken wurden dank der frischen Luft die kalt durch die geöffnete Tür zog, klarer und langsam dämmerte ihr wieder was geschehen war, nachdem sie die zweite Mauer passiert hatten.

Die Arme taten ihr weh, ein unaufhörliches Stechen und Pochen dröhnte durch ihre Glieder. Sie war an beiden Händen mit schweren Eisen-Manschetten gefesselt. Diese verjüngten sich auf der Oberseite und bildeten eine Schlaufe, an der eine schwergliedrige Eisenkette befestigt war. Die Ketten führten zur Decke und waren links und rechts über Hermine, nahtlos im Stein verankert. Das war zweifelsohne ein Zauber. Hermine hing schwer in den Ketten, ihre Knie waren nur drei Handbreit vom Boden entfernt, hätte sie die Kraft dazu gehabt wäre es ein leichtes gewesen aufzustehen und ihre Arme zu entlasten, so aber blieb sie in den Ketten hängen. Sie konnte nicht aufstehen, das hatte sie versucht und wie sie langsam und mit wachsendem Entsetzen bemerkte, konnte sie ihre Füße nicht mehr spüren. Was hatten ihr diese verdammten Kobolde angetan. Sie wollte nicht nach unten schauen, fürchtete sich vor dem was sie erwarten würde. Doch ihr Blick glitt von der Blutlache und den darin wiedergegebenen Essensresten über den kalten und nassen Stein unter ihr und dann zu ihren Beinen. Die Füße standen in einem unnatürlichen Winkel an ihren Schienbeinen geknickt ab. Ihre Zehen hatten sich schwarz verfärbt und über den Rest ihrer Füße, zogen sich dunkel die Adern, die sie sicher schon länger nicht mehr mit Blut versorgten. Wenn sie nicht verdurstete oder an den Schmerzen starb, dann sicher an einer Blutvergiftung. Wie ironisch, getötet vom eigenen Körper der ihr Allerheiligstes war, ihr Tempel, ihre Waffe, die sie über Jahre hinweg gestählt und nach ihrem Willen geformt hatte.

Der Klang von Schritten und ein dumpfer Aufschlag gepaart mit einem gequälten aufstöhnen, ließen sie aufblicken. Harry, der Kobold hatte Harry in ihre Zelle gebracht. Er lag vor ihr, sein Körper so geschwungen wie ihrer. Zerkratzt und über und über mit Blut und Dreck besudelt lag er da auf dem Bauch und Atmete schnell und flach. "Harry..." krächzte sie heiser und bemerkte nicht, dass ihr die Tränen über das blutverkrustete Gesicht liefen. Sie musste viel geschrien haben, denn ihre Kehle brannte vor Anstrengung, als sie versuchte Harrys Namen deutlicher zu sagen. Doch er hörte sie und drehte den Kopf in ihre Richtung. Stumm schrie sie auf, als sie sein Gesicht sah. Seine Augen, die Kobolde hatten ihm nicht die Beine gebrochen oder ihn angekettet, doch sie hatten ihm, seine Auge aus den Höhlen geschnitten. Hermine musste erneut würgen doch ihr Magen gab nichts mehr her. "Harry..." schluchzte sie und er senkte den Kopf. "Mine... du lebst." Brachte er mit bebender Stimme hervor. "Jaa..." schnarrte einer der Kobolde, "sie schon, aber du nicht mehr lange." fügte er mit einen höhnischen gackern hinzu. Harry bäumte auf als der stumme Fluch von Griphook ihn traf. Stöhnend und sich im Dreck der Zelle vor unbändigen Schmerzen windend schrie er. Er schrie so lange bis seine Stimme nichts mehr als ein Krächzen, her zu geben vermochte. Hermine wimmerte, sie wollte nicht hinsehen, wollte nicht hören wie Harry, ihr Gefährte um sein Leben bettelte und schrie, doch sie konnte die Augen nicht von ihm lösen. Sie starre in die zwei tiefen Höhlen, wo einst diese wunderschönen und strahlend grünen Augen saßen, die sie immer warm und voller Liebe betrachtet hatten. Sie waren weg, doch das Band zwischen ihnen spürte sie noch immer, es war der letzte Faden, der letzte Rest den Harry noch an sie und an ihr Leben band. Erst wenn sein Herz nicht mehr schlug, würde sich der Zauber lösen.

"Wieso stirbt er nicht?" fragte der Kobold der Harry in ihre Zelle geschleppt hatte. "Er ist gebunden, an sie." Griphook zeigte auf Hermine. "Sein Herz ist stärker als das von den anderen, Urg." "Dann schneide ich es ihm heraus, wie seine Augen." blaffte er und griff nach einem üppig verzierten Dolch, der an seinen Gürtel geschnürt war und trat dann auf den vor Angst und Schmerzen zitternden Magier zu. Er kniete sich neben Harry, so das Hermine die immer noch gefesselt in den Ketten hing alles sehen konnte. "Nein, nein, nein, nein, bitte nicht, bitte nicht, nein nein, bitteee." Flehte sie und ihre Stimme überschlug sich und zitterte bei jedem Wort. Sie wollte ihr Gesicht abwenden und starrte dann immer noch flehend zu Boden. "Nein bitte bitte nicht, nicht Harry... nicht er." Dicke, schwere Tränen rannen ihr über das Gesicht und pflügten weisse Pfade in den Dreck und das verkrustete Blut auf ihrer Haut. "Sie zu! Weib." zischte Griphook und sie spürte wie sie von einem Zauber bemächtigt wurde. Unsichtbare Fesseln rissen ihren Kopf nach oben so, dass sie gezwungen war zuzusehen wie Urg das Messer langsam auf Harrys Brust zubewegte. Er wehrte sich nicht mehr, lag einfach nur da auf dem kalten Stein und Hermine? Hermine schrie. Sie schrie, bettelte und flehte zu allen Göttern, den Alten und den Neuen und zu denen die noch kommen werden. Sie tobte und riss an ihren Fesseln und als der Dolch Harrys Haut teilte, stemmte sie sich an ihren toten Fussstümpfen in die Ketten. "Harry..." schrie sie als sich das Messer immer tiefer und tiefer in seiner Brust versenkte. Ihr war alles egal, ihre Schmerzen, ihre Füsse, ihr Tod all das war ihr gleichgültig, es galt nur noch Harry, sie musste ihn retten, er musste leben. Ihr Körper verlangte danach bei ihm zu sein und ihn zu schützen. Das Band zwischen ihnen war straff gespannt und sie konnte die Liebe spüren die sie beide durchströmte. Doch Harry lag nur da, bewegte sich nicht mehr und als der Kobold die Klinge mit einem letzten Ruck tief in der Brust ihres Gefährten versenkte, barst das Band zwischen ihnen. Es gab nach und schnellte wie ein zu straff gespanntes Seil zu ihr zurück.

Ein sengend heißer Schmerz breitete sich in ihrem Innern aus. Die Trauer und die Wut schienen sie zu überwältigen. Ihr Gefährte war tot, so wie auch Luna, Draco, Remus und Sirius. Sie alle wurden von den Kobolden zu Tode gefoltert bis entweder das Band oder sie brachen. Das Feuer in Hermine brannte heißer und immer wilder, doch es fühlte sich nicht so an als würde sie in Flammen stehen, das Feuer schmerzte nicht und doch wusste sie, dass ihre Haut von Flammen umzüngelt wurde. Es stachelte sie an, schürte ihren Hass, schottete sie aber auch ab und umhüllte sie wie einen schützenden Kokon, der jeden zu Staub zerfallen lassen würde der sich ihr näherte. Dennoch konzentrierte sie sich nicht auf Feuer und die Flammen auf ihrem Körper, sie versuchte nicht es nieder zu kämpfen, sie ließ ihm seinen freien Willen. Mit Tränen verklärten Augen starrte sie auf Harrys leblosen Körper und erst da bemerkte sie, dass sich die Manschetten ihrer Fesseln verzogen, schmolzen und schließlich wie dickes, schweres Harz zu Boden tropften. Sie war frei und hing nun nicht mehr in den Ketten, doch ihre verfaulten Füße vermochten es nicht mehr sie zu tragen und so krachte sie ungestüm zu Boden. Noch immer brannte ihr Körper und ihr Geist und sie kroch langsam auf Harry zu. Sie kauerte über ihm, setzte sich dann neben ihn und zog den Kopf ihres Gefährten auf ihren Schoss. Die leeren Höhlen seiner Augen schienen sie an zu starren, kalt und verhöhnend wo sie früher nur Liebe und Güte gefunden hatte. Auch Harrys Körper fing Feuer, es schien von ihr auf ihn über zu gehen, als wären sie Teil der gleichen Glut und da begriff Hermine. Das was da so neckisch ihren Körper umspielte war ein Dämonen-Feuer, geboren aus Verzweiflung Verlust und Angst. Auch die Kobolde schienen das zu begreifen, erschrocken über die Macht der jungen Magierin, lösten sich aus ihrer starre. "Was hast du getan Weib. Hör auf... Hör auf." kreischte der Kobold. Urg packte sie an der Schulter, doch er zuckte zurück als er sich seine Hand an dem lodernden, beißenden Feuer Hermines verbrannte. Das Fleisch seiner knorrigen Fingern warf Blasen und ein süßlich, schwerer Gestank breitete sich in der Zelle aus. "Nein." Schrie sie ihm entgegen und starrte ihn an. Die Kobolde zuckten von ihr zurück und machten Anstalten zu fliehen, doch ein einziger Gedanke von Hermine reicht aus und die Zellentüre viel krachend am anderen Ende des Raumes in ihr Schloss. "Nein," sagte sie, dieses Mal ruhig, "ihr werdet sterben und ich werde es sein, die euch vernichtet!" Hermines Zorn und die Trauer wurden übermächtig, sie gab sich ihren Gefühlen hin, schürte das Feuer, fütterte den Dämon in ihr, ließ sich von ihm leiten und folgte dem Sog ihrer Magie. Sie weint um all ihre toten Freunde, um Ihre Familie und um ihren Gefährten, ihren Geliebten. Sie ließ den Schmerz zu, gab sich ihm hin und klammerte sich an das Einzige was sie noch bis vor kurzem an ihr Leben gebunden hatte, der tote Leib Harrys lag schwer in ihren Armen. Das Feuer zog sich langsam von Harry über ihre Haut in sie zurück und sie konnte spüren, dass der letzte Rest seiner Magie, seines Dämons, auf sie überging und in sie hinein glitt. Sie sammelten sich in ihr, die Dämonen und ihre Flammen, sie tanzten und tobten und im Höhepunkt ihrer Ektase,, verschmolzen sie zu einem mächtigen Feuersturm und dann als würde sich die ganze geballte Macht in ihr entladen, explodierte ihr Herz. Es zerbarst in unzählige feine Stücke, ging in Feuer, Funken und Magie auf. Es riss ihren und Harrys Körpers in zwei, verzehrte die Kobolde, labte sich an deren Schmerz, bis sie und alles in einem Umkreis von einer halben Meile zu Asche zerfiel.


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Hei Hallo ihr. Danke, dass ihr meinen ersten OneShot gelesen habt. Wie fandet ihr ihn? Ich würde mich sehr über eure Meinungen und eure Kritik freuen. Hab ich es gut erzählt? Sind mir die krasseren Szenen gelungen? Ich habe sowas das erste Mal geschrieben.

Nachtrag: Diese FF spielt in einem Alternativen Universum von Harry Potter. In diesem Fall gehören alle Rechte bis auf die Namen der Charaktere mir.

Vertont und auf meinem Kanal

Setz mich in Brand! ¦ HarmioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt