Genesung

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1. Klasse Aobajohsai High

Oikawas Genesung schritt gut voran, sodass er nach wenigen Tagen bereits wieder ohne Krücken laufen konnte. Zwar durfte er sein Bein nicht durchgängig belasten, hatte aber keine Probleme mehr beim Gehen. Dennoch nagte es an ihm, dass er keinen Sport machen durfte, weshalb du ihn auf die Idee brachtest, seinen Neffen beim Volleyballtraining zu helfen. So wurde er für ihn und andere Kinder ein Coach, wobei du ihn regelmäßig unterstütztest.


„Großartig gemacht, Takeru!", riefst du, als der kleine Junge mit den kurzen, braunen Haaren den Volleyball annahm, den du gerade über das Netz gespielt hattest.

Stolz lächelte er und sah zu seinem Onkel, der ihn von der Bank aus lobte. Oikawa hattest du zum Sitzen verdonnert, da ihm nach langem Stehen und Umherlaufen das Knie wehtat. Du freutest dich zwar, dass er wieder laufen konnte, aber übertreiben sollte er trotzdem nicht.

„Gut, dann spielt noch eine Runde und macht anschließend eine Pause. Vergesst nicht zu trinken!", teiltest du den Kindern mit, die sich auf dem Feld verteilten und wild den Volleyball hin- und herwarfen.

„Das kann man doch nicht Volleyballspielen nennen", seufzte der Brünette auf der Bank und ließ seinen Kopf in den Nacken wandern.

„Reg dich mal nicht so auf! Du hattest früher auch nicht anders gespielt", tadeltest du deinen besten Freund. „Ich erinnere mich noch, dass dir ständig der Ball auf den Kopf gefallen war, weil du den Aufschlag nicht hinbekommen hattest."

Bei dieser Erinnerung musstest du lachen, worauf der Volleyballer beleidigt wegsah. Doch sein Augenmerk glitt wieder zu dir, als du dich vor ihn setztest. Vorsichtig zogst du seinen Kniehalter von seinem Bein und betrachtetest seine Verletzung. Seine Wunde war nur noch ein wenig angeschwollen und kaum noch blau. Es hatte eher ein leichtes Orange bis Gelb. Trotzdem holtest du ihm ein Kühl-Akku.


„Du musst mich nicht so betüddeln, [Name]-chan", klagte Oikawa, welchem eine Gänsehaut über seine Oberschenkel fuhr, als du sein Knie eincremtest. Sanft massiertest du die Creme in seine Haut ein, was ihn wohlig seufzen ließ.

Ein Grinsen trat auf deine Lippen, worauf du meintest: „Es gefällt dir doch, wenn ich mich um dich sorge."

Mit leicht geröteten Wangen nickte der Brünette, zuckte aber im nächsten Moment zusammen, als du ihm das Kühl-Akku grob auf das Knie klatschtest.

„Das war aber nicht fürsorglich!", beschwerte sich der Ältere, was dich nur grinsen ließ.




Bereits seit Wochen besuchtest du mindestens einmal die Woche den Volleyballunterricht von Oikawa. Es wunderte dich nicht, dass er ab und zu nicht bei eurem richtigen Training war. Schließlich frustriete es ihn, dass er nicht mitspielen konnte und somit auch im Training nachlassen könnte. Daher kam ihm dein Vorschlag zugute. Denn schon seit einer halben Ewigkeit lag ihm seine Schwester in den Ohren, dass er mehr Zeit mit seinem Neffen verbringen sollte. Es machte einiges leichter, dass du ihn unterstütztest, da er manchmal nicht die Nerven dazu hatte, den ganzen Tag mit der Horde an Kindern zu überstehen.

Das Training war nun zu Ende und du machtest dich mit Oikawa und Takeru auf zu euren Häusern. Heute würde der kleine Oikawa bei seinem Onkel übernachten.



„Und du übernachtest wirklich nicht bei uns?", fragte Takeru schmollend, doch du schütteltest nur mit dem Kopf.

„Nein, tut mir leid. Ich werde schon bei Hajime übernachtbleiben", meintest du und lächeltest ihn sanft an.

Überrascht sah er dich an, worauf er zu seinem Onkel zeigte und sagte: „Ich dachte, du bist die Freundin von Toru? Immerhin redet er andauernd von dir!"

Ein Grinsen zeichnete sich auf den Lippen des kleinen Jungen ab, worauf Oikawa ihm panisch den Mund zuhielt. „Takeru erzählt mal wieder nur Unsinn", lachte er peinlich berührt, quietschte aber auf, als sein Neffe ihm in die Hand biss.


„Du erzählst Unsinn, Toru! Ich kann verstehen, wieso du [Name]-sama so magst! Sie ist wirklich hübsch und kann super toll Volleyball spielen!", schwärmte der Kleine, was dich erröten ließ.

„Takeru!", beschwerte sich der Älteste und fuhr sich frustriert durch sein schokoladenbraunes Haar.

Du musstest leicht lachen. Es freute dich, dass der Mini-Oikawa so über dich dachte. Aber allein der Gedanke, dass auch dein bester Freund so empfand, führte dazu, dass dein Gesicht unglaublich warm wurde.


Als ihr vor deinem Haus ankamt, wurdest du bereits von Iwaizumi erwartet, dessen Hände in seinen Hosentaschen steckten. Ein Lächeln bildete sich auf deinen Lippen, worauf du Oikawa fest an dich drücktest und dich von ihm verabschiedetest. Auch er erwiderte deine Umarmung und legte seine starken Arme um dich.

Anschließend verabschiedetest du dich von Takeru, in dessen Hände du fröhlich einschlugst. „Wir sehen uns, [Name]-sama!", sagte der Jüngste zum Abschied.

Schnell liefst du auf Iwaizumi zu, welchem du einen Kuss auf die Lippen drücktest und mit ihm in deinem Haus verschwandst. Dabei bemerktest du nicht, wie der Brünette dir sehnsüchtig hinterherschaute.


„Warum sagst du ihr nicht, dass du in sie verliebt bist, Toru?", fragte er den Älteren.

Doch dieser schüttelte nur den Kopf und seufzte: „Sie weiß, dass ich sie liebe. Aber sie ist mit Iwa-chan zusammen."

„Das ist natürlich blöd. Aber sie mag dich auch", meinte der kleine Junge.

„Ich weiß", äußerte Oikawa, wobei seine Enttäuschung herauszuhören war.

„Wieso fragst du sie nicht, ob ihr euch auf ein Eis trefft?", schlug Takeru vor, doch erneut schüttelte der Brünette mit dem Kopf.

„Das ist nicht so leicht, wie du denkst. Iwa-chan würde mich verprügeln, wenn er das wüsste", jammerte er.

„Mann, ich will nie groß werden. Erwachsene sind so kompliziert", meckerte nun der Kleine und ging mit Oikawa in das Haus seiner Großeltern.




Nach weiteren Wochen konnte Oikawa endlich wieder am Training teilnehmen. Dabei kam es häufig vor, dass du nur mit ihm trainiertest, um eine Möglichkeit zu finden, sein Knie beim Sprungaufschlag zu entlasten.


„So klappt es gut!", riefst du und klatschtest vor Freude, als Oikawa einen perfekten Sprungaufschlag machte.

Quietschend wie ein Fangirl warfst du dich in die Arme deines besten Freundes. Freudig drückte er dich an sich und küsste deine Schläfe.

„Dank dir bin ich endlich wieder fit, [Name]-chan~!", flötete der Brünette.

Wieder musstest du quietschen, als er dich hochhob und du dich an seinen Schultern abstütztest. Daraufhin ließ er dich wieder herunter, wobei du feststellen musstest, dass ihr euch verdammt nah wart. Schnell machtest du einen Schritt zurück.

„Dein Absprung mit dem linken Bein ist fantastisch. Du musst dich allerdings mehr beim Aufschlag konzentrieren, da du normalerweise immer mit rechts abgesprungen warst", stelltest du klar, worauf er salutierte.

Kopfschüttelnd verdrehtest du deine Augen und lachtest.




Nach dem Training gingst du zusammen mit Oikawa und Iwaizumi nach Hause. Zuerst verabschiedetest du dich von dem Brünetten, bis das Ass deines Teams vor deinem Zuhause stehenblieb.


„Dann gute Nacht, Hajime", lächeltest du ihn an und wolltest ihm gerade einen Kuss auf seine Lippen geben, jedoch wich er zurück.

Überrascht hoben sich deine Augenbrauen. Du wundertest dich, was auf einmal mit ihm los war. Bereits seit ein paar Tagen wirkte er sehr abweisend.

„Was ist los?", fragtest du und legtest deinen Kopf leicht schief.

Ein schweres Seufzen trat über seine Lippen, worauf er sich mit der Hand über den Nacken fuhr.

„Ich-, wir müssen reden", rückte er nun mit der Sprache raus.

Unangenehm begann dein Herz in deiner Brust zu klopfen. Was war auf einmal mit ihm los?

„Ich glaube, wir sollten das zwischen uns beenden."


Entsetzt glitten dir all deine Gesichtszüge aus dem Gesicht. Hatte er das gerade ernsthaft gesagt?

„Wie ... aber ... ich dachte, wir wären glücklich", stammeltest du und bemerktest, wie Tränen in dir aufstiegen.

„Das sind ... das waren wir auch. Aber ich bin der Meinung, dass wir es beenden sollten, denn ich weiß, dass du Oikawa liebst und er dich auch. Ich möchte nicht zwischen euch stehen", gestand dir der Dunkelhaarige, jedoch konntest du nur mit dem Kopf schütteln.

„Aber, Hajime ... ich liebe dich", sagtest du nun endlich die drei Worte zu ihm.

„Mach es mir nicht noch schwerer, [Name]. Ich möchte nur, dass du mit ihm glücklich wirst", teilte dir der Ältere mit.

„Du glaubst doch nicht, dass ich plötzlich mit ihm eine Beziehung anfange, nur weil du mit mir Schluss machst! Ich bin nicht so eine, die von einem Typen zum nächsten springt! Du solltest mich nach all den Jahren kennen, Hajime", schriest du frustriert. Nun liefen Tränen deine Wangen hinab.


Vorsichtig trat er näher auf dich zu und legte seine Hände an deine Wangen. Sanft wischte er dir die Tränen weg.

„Ich halte es für besser, wenn wir uns trennen", wiederholte Iwaizumi sein Anliegen und sah dich betreten an.

Wütend flüstertest du: „Glaubst du etwa, dass du mich so leicht abservieren kannst?"

Doch der Dunkelhaarige lächelte nur leicht, als er sprach: „Ich mache mit dir als festen Freund Schluss, aber nicht als besten Freund. Ich könnte es nie zulassen, dass ich nicht mehr mit dir befreundet wäre. Dafür bist du mir zu wichtig."

„Verdammt, Hajime ...", kam es verständnislos von dir, worauf du mit dem Kopf schütteln musstest.

„Ich danke dir für die schöne Zeit."

„Es war wirklich schön."

Mit traurigem Blick schautest du auf, direkt in seine grünen Augen, die du bereits stundenlang betrachtet hattest. Du erkanntest, dass er es ernst meinte.

„Gute Nacht, [Name]", hauchte er und drückte dir einen sanften Kuss auf die Wange.

„Gute Nacht", wispertest du und drehtest dich um.

Wieder liefen Tränen über deine Wangen. Du spürtest immer noch das Brennen seines Kusses. Dir wurde unglaublich schlecht. Iwaizumi hatte tatsächlich mit dir Schluss gemacht. Du fühltest dich wie in einem schlechten Traum.

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