~ die Gefahr einzuschlafen ~

158 9 0
                                    

Harrys Hüften ruckten ein letztes Mal nach vorne und seinen Lippen entkam ein gedämpftes Stöhnen, als er seine Stirn zwischen Dracos verschwitzte Schulterblätter bettete. Er schloss die Augen, um den Moment noch kurz zu genießen, und mit schwerem Atem zog Harry sich letztlich aus der wohltuenden Enge und Wärme zurück. Der Duft von Sex, Schweiß und Harrys schwerem Aftershave hing in der Luft, während sich ihr beider Atem langsam wieder beruhigte. Es wurde still im Schlafzimmer und eine Trägheit legte sich über den Moment, welche die Zeit zu verlangsamen schien. Die Vorhänge waren weitestgehend zugezogen und das schummrige Licht der Straßenlaternen stahl sich nur vereinzelt durch die dicken Stoffe, sodass es den Raum in eine heimelige Atmosphäre tauchte.

„Hättest du die Ausbildung zum Auror nicht geschafft, hättest du im Notfall auch auf den Strich gehen können", sagte Draco mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen und Harry schnaubte. Er wollte keine schleimigen Komplimente hören, welche sein Ego streichelten, aber er bezweifelte, dass er, abgesehen von den bissigen Kommentaren, jemals etwas anderes nach dem Sex hören würde. Das war Dracos eigene verquere Art zu zeigen, dass er es sichtlich genossen hatte.

„Kein Problem, wenn du der einzige Kunde wärst", meinte Harry und rollte sich dann auf die Seite, seinen Kopf auf der Hand abstützend, um mit der anderen über Dracos nackte Haut zu streichen. Seine Fingerspitzen geisterten zart über Schulter und Oberarm, wodurch Draco zufrieden die Augen schloss. Er lag noch immer auf dem Bauch und hatte sich nur ganz kurz bewegt, um nach seinem Zauberstab auf dem Nachtschrank zu greifen und über sie beide einen reinigenden Zauber zu sprechen, aber ansonsten machte es nicht den Eindruck, als würde er sich in naher Zukunft irgendwo hinbewegen wollen.

„Machen wir morgen zusammen Mittag? Oder bist du im Einsatz?", fragte Draco nach einigen Minuten und Harry zögerte, obwohl er wusste, dass er morgen planmäßig Schreibtischdienst hatte und der Mittagspause mit Draco theoretisch nichts im Weg stand. Dracos Augen öffneten sich träge, als Harry mit seinen Berührungen und Streicheleinheiten innehielt.

„Keine Lust oder keine Zeit?", fragte Draco skeptisch und Harry seufzte.

„Wir könnten nicht nur zusammen Mittag essen, sondern auch zusammen frühstücken. Ich kann ..."

Harry stoppte sich selbst, als er Dracos Gesicht sah und fragte sich zweifelnd, ob er noch weiter hätte warten sollen oder der Versuch es wert gewesen war. Er sah dabei zu, wie Dracos Stirn sich kräuselte, er dann mit der Hand durch seine weißblonden Haare fuhr und sich schließlich aufrappelte.

„Ich bring dich noch zur Tür", sagte Draco mit angesäuerter Miene und warf Harry seine Kleidung zu, die überall auf dem Boden verteilt lag, ehe er auch sich selbst Pullover und Hose überzog.

Vielleicht wäre es der Versuch wertgewesen, wenn er noch etwas länger gewartet hätte, dachte Harry enttäuscht, als er Draco die Stufen hinabfolgte. Sein letzter gescheiterter Versuch, die Nacht bei seinem Freund zu verbringen, lag schließlich erst drei Tage zurück. Es war nicht so, als wäre es fürs Überleben notwendig, dass Harry bei Draco übernachtete. Aber jetzt, wo sie schon seit etwa sechs Monaten zusammen waren, würde er es willkommen heißen nicht jeden Abend gehen zu müssen oder dabei zuzusehen, wie Draco sich anzog und verschwand, ehe er zu müde wurde und die Gefahr bestand, dass er einschlief.

„Also morgen Mittag dann?", fragte Harry vorsichtig nach, als er sich seinen Mantel überzog und in die gefütterten Stiefel schlüpfte. Draco gab ihm allerdings keine Antwort, zuckte lediglich mit den Schultern und lehnte sich gegen die im Flur stehende Kommode, während Harry seine Schuhe zuband.

„Du weißt, dass du mit mir reden kannst?", fragte Harry und Draco nickte stumm. Es war nicht das erste Mal, dass er Draco daran erinnerte. Eine ganze Weile hatte Harry überlegt, worin für Draco das Problem bestand, denn an der Nähe konnte es gewiss nicht liegen, dachte Harry, als er sich ins Gedächtnis rief, wo sein Penis vor wenigen Minuten noch gewesen war.

„Vielleicht hat er Albträume und will deshalb nachts alleine sein. Vielleicht will er dich nicht unnötig wecken", hatte Hermine vor einiger Zeit gemutmaßt, als Harry ihr das erste Mal davon erzählt hatte. Und auch wenn es ein paar Tage lang plausibel geklungen hatte, so hatte Harry gespürt, dass es nicht die Wahrheit war. Denn er selbst wusste sehr genau, wie man nach unruhigen Nächten aussah. Mitgenommen, ausgelaugt und mit dunklen Schatten unter den Augen, aber nicht so wie Draco. Es waren keine Albträume - dafür würde Harry seine Hand ins Feuer legen.

„Also dann", sagte Harry etwas unschlüssig, als er angezogen und bereit zum Gehen war. Wenn auch nur äußerlich. Am liebsten würde er noch hier bei Draco bleiben und sich wieder unter die mollig warme Decke stehlen, doch Draco war da offensichtlich anderer Meinung. Er öffnete die Haustür, kalte Luft strömte herein und weißer glitzernder Schnee bedeckte den Vorgarten und die Straße, weshalb Harry begann zu frösteln. Er verstand bis heute nicht, warum Draco keinen Kamin und die dazugehörige Verbindung ans Flohnetzwerk besaß, und stattdessen in eine Muggelgegend gezogen war, in der er auf eine herkömmliche Heizung angewiesen war.

„Tja, im Normalfall hättest du jetzt von der ersten Stufe aus nach Hause apparieren können, aber sieht so aus, als müsste da jemand Pippi", sagte Draco mäßig amüsiert und Harry folgte seinem Blick auf die Straße, wo eine ältere Dame mit ihrem kleinen Pudel im Schein der Laternen spazieren ging. Sie sah zu ihnen auf und hob kurz die Hand zum Gruß.

„Super", murmelte Harry leicht verärgert. Es war ihm alles andere als recht, dass er jetzt noch durch den Schnee laufen musste, ehe er ungesehen apparieren konnte. „Na dann. Viel Spaß da draußen, Potter."

„Nenn mich nicht so", murrte Harry und Dracos Mundwinkel hoben sich etwas. Ein selbstsicherer Ausdruck schlich in seinen Blick und er hob die Hand, um an Harrys Kragen zu zupfen.

„Wie denn sonst? In dem Mantel bestimmt nicht Sexgott. Hat Granger den für dich gekauft?", fragte Draco und wären sie ein paar Jahre jünger, dann wäre Harry jetzt vielleicht verärgert gewesen. Aber mittlerweile wusste er, dass Draco und Hermine sich sogar sehr gut verstanden, wenn sie es denn auch wollten.

„Idiot", sagte er also lediglich und konnte das Lächeln nicht verstecken.

„Ich dich auch", meinte Draco und legte seine warme Hand in Harrys Nacken, um ihn für einen letzten Kuss heranzuziehen.

Tatsächlich musste Harry im Anschluss ein paar Meter durch die Kälte und den knirschenden Schnee gehen, weil die ältere Dame noch immer mit ihrem Hund draußen war. Der einzige Trost war, dass Harry freie Aussicht auf die funkelnden Sterne am Himmel hatte, als er mit einem letzten Blick über die Schulter apparieren konnte.

die Gesetze von Natur und LogikWo Geschichten leben. Entdecke jetzt