Die Geschichte einer Statue

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Es gibt Geschichten über Freundschaft, über Katzen(und andere Tiere), über die Liebe, über Zauberer, Skelette, Prinzessinnen, Hobbits (sowie über viele andere fantastische Wesen, zum Beispiel Dschinns oder Elben); es gibt einfach über alles Geschichten! Aber habt ihr je eine Geschichte über eine Statue gelesen? Eine Statue, die schon so manches aushalten musste und um die sich rein gar keiner interressierte, obwohl sie der Gründerin einer Stadt wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sieht?

Nun, anscheinend nicht. Sonst wärt ihr schon längst bei mir aufgetaucht und hättet um ein Autogramm gebeten, denn ich bin die sagenumwobene und so ziemlich berühmte Statue der Stadtgründerin Zia.

Ja, ihr habt richtig gehört. Zu Ehren Zias wurde ich hier genau in die Mitte der Stadt platziert. Das ist schon gute 1347 Jahre her. Damals war ich noch so voller Unschuld und ohne Misstrauen gegenüber jeglichen Wesen. Stolz ragte ich über die wenigen Hütten, die mich umgaben und wachte über die Stadt. Die Menschen hatten hohe Achtung vor mir; sie brachten mir wöchentlich irgendwelche supermagischen Sachen vorbei und versteckten sie unter meinen Füßen vor gemeinen Dieben.

Nun gut, manchmal sahen die Dinge auch einfach nur aus als wären sie magisch. Zum Beispiel brachte man mir Bärte von irgendwelchen Zauberern. Einmal konnte ich einen Namen aufschnappen, als sie mal wieder von einer Expedition zurückkamen. Der Name war Merlin. Ich hatte kurz innegehalten und hatte nachgedacht. Irgendwoher kannte ich den Namen... Schließlich hatte ich nur die Schultern gezuckt und mich wichtigeren Dingen zugewandt. In dem Moment griffen nämlich Räuber unser kleines Dorf an und ich musste tun, was von mir erwartet wurde: Ich packte die Räuber mit meinen fast schon zierlichen Händen und warf sie weg von unserem Dörflein. Einen hatte ich nicht finden können- später hatte sich dann herausgestellt, dass er sich die ganze Zeit unter meinen Füßen versteckt hatte und komischerweise ziemlich platt aussah.

So vergingen die Jahre... Die Dörfler schenkten mir verzauberte Sachen und im Gegenzug beschützte ich sie vor Angreifern. Mit der Zeit zogen mehr und mehr Menschen in unser Dorf und das kleine Dorf verwandelte sich in eine große Stadt. Doch je mehr Menschen hinzukamen, desto mehr geriet ich in Vergessenheit. Eines Tages- es regnete und ich versuchte die Vogelkacke von meiner ohnehin schon beschmutzten Gestalt weg zu schrubben- gingen die letzten drei Leute, die mein Geheimnis kannten zu mir und sagten, ich solle einfach nur noch eine Statue sein. Unbeweglich und still sollte ich dastehen und nichts tun. Zuerst war ich richtig entsetzt. Ich war von Natur aus eine bewegungsfreundliche Statue, die ohne Punkt und Komma reden konnte, wenn sie wollte, und jetzt sollte ich nur dastehen?! Sofort sprudelte es aus mir heraus, dass das nicht ging und ich meine Freiheit behalten wollte usw.. Ich war so in meine Rede vertieft gewesen, weshalb ich gar nicht mitbekommen hatte, dass einer der drei- ein kräftiger, selbstsicherer Mann; ich war mir sicher, dass er Fred hieß- einen Stab zückte und ihn in meinen großen Zeh pikste. Ich hatte laut ausgerufen, was das denn sollte, bis ich bemerkte, dass ich meinen Zeh nicht mehr bewegen konnte. Verzweifelt richtete ich meine ganze Willenskraft auf ihn, dennoch bewegte er sich nicht. Dann ging alles sehr schnell. Bald schon konnte ich meine Beine nicht rühren, als nächstes meinen Oberkörper plus meine Arme. Ich wollte irgendwas sagen, irgendwas damit sie wussten, dass ich mich nicht klein kriegen werden würde und es ihnen bald schon leid tun würde, mich so hinterhältig aus dem Verkehr zu ziehen. Doch es war zu spät. Mein Gesicht war bereits versteinert.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 31, 2014 ⏰

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