Die heimliche Versuchung

Kapitel I

Ich kann mich noch sehr gut an diesen Tag erinnern, der mein Leben für immer verändern sollte. Es war ein lauer Sommertag und ich hatte gerade Semesterferien. Ich packte meine Sachen in meinen kleinen Koffer, setzte mich in mein völlig überhitztes Auto und fuhr aus der Großstadt heraus aufs Land. Natürlich zu meinen Eltern, wir hatten uns schon lang nicht mehr gesehen.

Als ich nach 4 Stunden endlich angekommen war, erwartete mich meine Mum bereits am Gartentor, sie hatte eben noch frische Blumen für den Esstisch abgeschnitten. Wir begrüßten uns herzlich und die Freude war riesig. Meine Mum fragte mich, wie es mir geht, ob alles ok ist und wie die Schule läuft. Wir setzten uns noch ein paar Minuten auf die Bank im Garten, genossen die letzten Sonnenstrahlen und witzelten. Schließlich gingen wir ins Haus.

Auf der Terrasse stand dann auch schon mein Dad, ein lautes „Willkommen zu Hause, mein Junge" schallte mir entgegen. Mein Dad hatte bereits den Grill angeschmissen, es roch nach Holzkohle und die Vögel zwitscherten. Es war schön, wieder hier zu sein, raus aus dem Alltagstrubel der Großstadt.

Doch ebenso schnell merkte ich, dass etwas anders war. Anders zwischen meinen Eltern. Eine Harmonie war nicht vorhanden, ich fühlte mich teilweise fremd. Also beschloss ich die ganze Atmosphäre ein wenig aufzulockern. Ich hatte selbst gemachten Likör mitgebracht. Ich dachte, „das ist jetzt der richtige Zeitpunkt." Und tatsächlich schien es für einen kurzen Moment so zu sein, wie früher.

Doch gegen Mitternacht hörte ich laute Stimmen im Haus, mein Dad war außer sich. So habe ich ihn noch nie erlebt. „Was war in den letzten Monaten nur vorgefallen," fragte ich mich. Meine Mum weinte und ich hatte das Bedürfnis nach ihr zu schauen.

„Mister Carlson, vielen Dank für Ihre Einblicke," unterbrach mich der Richter. „Alles weitere wird uns nun der Angeklagte berichten." Ich schaue zu meinem Dad, sein Blick ist eiskalt und er lächelt nur müde zum Richter. „Nun," sagte er, „ich werde Ihnen alles erzählen und damit meine ich wirklich alles."