20| Entscheidung

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Kapitel 20


Leons Sicht:



Von der ganzen Aufregung am Vortag hatte ich ziemlich miserabel geschlafen. Ich lag die halbe Nacht wach und war jetzt einfach hundemüde. Es stand mal wieder ein Training an und ich sollte eigentlich fit dafür sein. Ich saß schon seit 10 Minuten im Zug und versuchte nicht einzuschlafen. Als ich endlich am Trainingsgelände angekommen war zog ich mich schnell um und lief auf den Platz. „Kommt mal alle her!" rief der Trainer uns zu, als alle am Platz angekommen waren und klatsche dabei in die Hände. Wir setzten uns kreisförmig um den Trainer herum auf den Boden. „Ihr wurdet ja alle ausgewählt und ich sag nochmal HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!" grinste er und wir jubelten um ihn herum. „Ihr habt ja sicher mitbekommen, dass ihr nicht alle an einem Standort trainiert und ausgebildet werdet. Ihr werdet über das ganze Land verteilt. So steigen eure Chancen auf eine Profikarriere und ich freu mich schon in ein paar Jahren von euch zu hören. Sei es Bundesliga, Championsleague oder doch die Weltmeisterschaft." sagte er zwinkerte uns zu und wirkte glücklicher als jemals zuvor. Er kramte einen Block heraus. „Die Scouts teilen euch jetzt in Gruppen ein. Die Listen hängen nach dem Training am schwarzen Brett." erklärte er uns. Die Stimmung war augenblicklich ziemlich angespannt. Einigen Jungs war es vermutlich egal, wo sie trainieren würden... Hauptsache eine Profikarriere. Manch anderen wiederum war es nicht egal. Sie hatten Familie, Freunde, ein paar hatten bereits Kinder. Sie würden vermutlich, genauso wie ich, lieber hier in München weitertrainieren. Das ganze Training über war ich sehr nervös. Es gab die Standorte München, Berlin, Bremen, Dortmund, Hamburg, Hannover, Frankfurt und Stuttgart. Immer wieder gingen mir die ganzen Städte durch den Kopf. Es war außer München alles so verdammt weit weg. Ich kickte wahrscheinlich so schlecht, wie schon lange nicht mehr. Doch wie sollte ich mich jetzt konzentrieren? Ich war in Gedanken einfach wo ganz anders. Als der Trainer das Training beendete stürmten wir alle in die Duschen. Als wir uns umgezogen hatten, kramten wir unser Zeug zusammen und rannten nach unten zum schwarzen Brett. Mir war speiübel. Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Meine Schritte verlangsamten sich und ich blieb auf der letzten Stufe stehen. Die ersten jubelten bereits, weil sie wohl den Standort bekamen, den sie sich gewünscht hatten. Andere wiederum zogen lange Gesichter. Ich hatte das Gefühl, ich würde jeden Moment umkippen. Ich trat langsam an die Listen heran und betete inständig in München bleiben zu können... doch die Würfel waren gefallen und mein Name stand auf der Liste für Berlin.


Joschkas Sicht:


An Fußball war bei diesem miesen Wetter erst gar nicht zu denken. Man merkte einfach deutlich, dass der Sommer zu Ende war und sich der Herbst breit machte. Wir saßen alle, außer Leon, Vanessa und Marlon, auf Camelot und plauderten. „Ich finde, dass Leon gestern total übertrieben hat. Es war so lustig und er hat die ganze Stimmung versaut!" fing Fabi wieder an. „Jetzt lass das Thema doch mal!" rief Markus ihm zu. Er war schon ziemlich genervt von dieser Story. Genaugenommen waren wir alle davon genervt. „Guten Morgen!" hörten wir Marlon rufen, als er die Leiter zu uns hinaufkletterte. „Morgen!" fügte Vanessa hinzu, die direkt hinter Marlon war. Er reichte ihr die Hand und half ihr nach oben. „Morgen!" begrüßten wir die beiden. „Wo ist Leon?" erkundigte sich Nerv. „Der hat Training." erklärte uns Marlon, als er sich zu uns setzte. „Was sonst!" sagte Fabi und beobachtete Vanessa, die sich neben mich setzte. „Was wollen wir denn heute machen?" fragte nun Juli in die Runde. „Puuh, gute Frage.." antwortete ihm Raban. „Ich würd gerne mit Vanessa reden!" warf Fabi in die Runde, stand auf und hielt Vanessa die Hand hin. Diese schaute ihn nur genervt an. „Und wieso?" wollte die Unerschrockene wissen. „Ich wollte mich wegen gestern bei dir entschuldigen." erklärte Fabi sich. „Das hast du ja jetzt." konterte Vanessa und ließ ihn äußerst dumm dastehen. „Bitte Vanessa!" flehte er sie an. Vanessa war einfach viel zu nett und wollte um jeden Preis einen Streit vermeiden, also ließ sie sich auf das Gespräch ein. Ohne die Hand, die Fabi ihr immer noch hinstreckte, zu nehmen stand sie auf und kletterte die Leiter hinunter.

Die wilden Kerle - Wild LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt