Kapitel 25

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Mitten in der Nacht

Cooper

Wir stehen am Rhein. Das Spiegelbild des Mondes im Rhein wird von den Wellen eines Frachtschiffes in mehrere Teile gesbrochen. Auch ich schnappe nach Luft, allerdings bin ich solche Sprinteinlagen gewohnt. Ich sehe zu Fay hinüber die so aussieht, als würde sie gleich umkippen.

„Warum bist du nicht losgelaufen?!"
Maule ich sie an. Das hätte in die Hose gehen können...

„Ich... keine Ahnung"

Sie steht da und grinst mich an. Wie kann sie nur dabei grinsen?! Ich bin sauer. Und glücklich. Sie macht mich ich glücklich. Aus welchen Gründen auch immer, ich kann es ihr nicht übel nehmen.

„Ich hatte doch meinen Prinzen, der mich gerettet hat"

Ihre Augen funkeln mich herausfordernd an. Ungläubig schüttel ich den Kopf, gebe ein kurzes Schnauben von mir und gehe dann auf sie zu. Ich breite meine Arme aus und sie lässt sich in diese fallen. Sie lehnt ihren Kopf gegen meinen Hals und ich lege meinen auf ihren. Stumm schauen wir beide auf den Rhein, während ich sie noch weiter an mich drücke.

„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen. Es war nur... es hat sich so unfassbar gut angefühlt. Da unten, das alles..."
Flüstert sie in die Dunkelheit.

„Ich bin einfach nur froh, dass es dir gut geht."
Ich schiebe sie ein Stück von mir weg und sehe in ihre grünen Augen, die zu leuchten scheinen. Dann küsse ich sie. Und sie küsst mich. Und ich bin glücklich. So sieht wahre Yardromance aus.

Wie lange kennen wir uns mittlerweile? Ich glaube, es ist nicht mal eine Woche und es ist mir trotzdem egal, ich habe mich Hals über Kopf in sie verliebt.
Ich beobachte sie, wie sie zum Ufer geht und in die Sterne guckt. Langsam gehe ich auf sie zu, lege meine Arme von hinten um sie herum und schau ebenfalls in den Himmel.

„Sterne haben mich schon immer fasziniert. Wenn ich nachts nicht schlafen konnte, weil ich aufgeregt war oder so, habe ich mich in den Baum gesetzt und mir die Sterne angeguckt. Das hat mir immer geholfen runterzukommen. Und es hilft mir immer noch"
Sie lächelt und dreht sich zu mir um.
„Danke."
„Wofür?"
„Das du mich mitgenommen hast. Dafür, dass es dir genauso egal ist wie mir, dass wir uns erst ein paar Tage kennen."

In ihren Augen glänzt Aufrichtigkeit. Ich kann nicht anders, als sie einfach anzustarren.

„Ich weiß, dass ich hübsch bin. Brauchst nicht so zu glotzen"
Kichert sie. Na warte. Schnell schlinge ich meine Arme enger um sie und fange an sie zu kitzeln. Sie schreit und zappelt dabei, wie ein kleines Kind. Sie hat es so gewollt, selber Schuld.

„Hör... bitte...! Stopp...!"
Ihr laufen die Tränen über die Wange und ich entscheide mich ihr eine kleine Chance zu geben, indem ich meine Umarmung etwas lockere. Sofort greift sie nach der Chance, duckt sich aus meinen Armen und läuft los. Nicht besonders schnell, ich hole sie mühelos ein, greife von hinten an ihre Taille und hebe sie hoch.

Ihr Lachen geht durch meinen ganzen Körper und ich fühle mich plötzlich seltsam. Ich kann es nicht beschreiben, aber es ist so, als wäre ich jetzt vollständig. Mein Körper kribbelt. Es ist anders als damals mit meiner Freundin. Auch im Tunnel fühlt es sich anders an. Aber das hier, mit Fay, es fühlt sich richtig an.

„Was ist? Was hast du?"
Sie lächelt immer noch, trotzdem hat sie mich durchschaut.

„Was...? Nichts, ich hab nur gerade daran gedacht..."

„Woran gedacht? Sag schon Cooper!"
Ich setze sie vor mir auf den Boden und lasse meine Finger über ihr Gesicht und durch ihre Haare gleiten.

„Ich hab daran gedacht wie glücklich ich in den letzten Tagen mit dir war. Ich hab nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt... Ähh, also..."

„Versteh schon..."
Ihr Kuss sagt das gleiche. Sie versteht mich. Irgendwie. Auf ihre eigene, besondere Art.

„Na los, wir gehen zu mir. Und morgen machen wir was mit den Jungs zusammen... warte, heute. Oh Gott schon so spät? Die kleine Prinzessin Sprühdose müsste doch schon längst ins Bettchen..."

Ich kneife ihr in die Wangen und sie will gerade protestieren, da seufze ich und schüttel grinsend den Kopf. Sie nimmt meine Hand, welche ich ihr entgegenhalte und gemeinsam gehen wir durch das dunkle und doch so hell erleuchtete Köln bis wir an meiner Wohnung ankommen.

Mein Schlüssel liegt natürlich ganz unten im Rucksack und so dauert es, bis ich ihn aus den Tiefen des Rucksacks geangelt habe. Fay gähnt herzhaft neben mir. Auch wenn sie so tough ist, Schwachstellen haben wir alle. Sie lehnt ihren Kopf gegen meine Schulter, während ich aufschließe.

„Soll ich dich etwa tragen?"
Müde grinst sie mich an.

„Vergiss es, los, lauf!"
Ich schiebe sie vor mir die Treppe hoch. Den letzten Stock nehme ich sie dann doch huckepack, sonst würden wir wahrscheinlich nie ankommen. Gerade als ich die Tür geöffnet habe, schiebt sie sich an mir vorbei ins Schlafzimmer. Während ich die Tür hinter mir abschließe und den Rucksack grob ins Wohnzimmer schmeiße, höre ich ein dumpfes Geräusch aus dem Schlafzimmer. Ich merke die Müdigkeit nun auch.

Immer wenn ich nach einer Action zuhause ankomme, ist sie plötzlich voll und ganz da und übermannt mich komplett.

Ich schlurfe ins Schlafzimmer. Bei dem Anblick, der sich mir bietet, als ich die Tür aufstoße, muss ich lachen. Fay liegt mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett. Die Füße stecken noch in den Schuhen und ragen von der Bettkante, die Hose und das Oberteil hat sie auch noch an. Dann wollen wir mal.

Ich pflücke ihr die Schuhe von den Füßen und sie dreht sich auf den Rücken, reibt sich verschlafen durchs Gesicht und grinst wieder wie bescheuert.

„Na los, da ist noch mehr Kleidung zum ausziehen."
Unschuldig zuckt sie mit den Schultern. Schlaftrunken, perfekte Beschreibung für Fay. Aber trotzdem lasse ich mir das nicht zweimal sagen. Ich streife mir selbst die Hose von den Beinen und ziehe mir das T-Shirt über den Kopf. Fay, die jede meiner Bewegungen genauestens verfolgt, liegt nun da und wartet quasi darauf, endlich aus den vermockten Klamotten rauszukommen.

Ich klettere auf das Bett, während sie sich die Hose auszieht. Sie richtet sich vor mir auf und hebt die Arme, Aufforderung für mich, ihr das Shirt auszuziehen. Ich lasse meine Hände unter das Shirt und hinauf zu ihrem BH fahren. Ich will mehr von ihrem Körper erkunden, aber ich reiße mich zusammen. Dafür ist es wirklich zu früh. Ein Wunder, dass sie sich überhaupt von mir ausziehen lässt.

Oben angekommen ziehe ich ihr den Stoff über den Kopf und lasse ihn neben mein Bett fallen, während Fay unter die Decke krabbelt und diese bis zur Nase hochzieht. Dann dreht sie sich zu mir und schmiegt sich an meinen Körper. An das Gefühl kann ich mich gewöhnen, dieses Kribbeln wenn sich unsere nackte Haut berührt...

Ich lege einen Arm um sie und streiche ihr über den Rücken. Es dauert nicht lange, bis sie ruhig vor sich hin atmet und auch ich einschlafe...

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