wie konnte er es wagen? - Severus

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Mir wurde bewusst, dass es Harry war. Er war es, den ich all die Tage und die Nächte hindurch gespürt hatte. Es war sein Geist, seine Seele. Das seidige Gefühl und diese Wärme, die mich streiften, wenn er in der Nähe war und die mich jetzt in aller Deutlichkeit umgab.

Wieso hatte ich ihn nicht schon früher erkannt? Dort im Bootshaus, als die Riesen und die Todesser die Brücke über mir überquerten, dort spürte ich ihn das erste Mal. Ich hatte nicht einen Gedanken in seine Richtung gelenkt, denn dass es der Junge sein könnte, war zu abwegig, zu bizarr. Zu weit war er von mir entfernt, zu rein war das Gefühl, das mich in diesen Stunden der Trauer streifte. Es war kein Vergleich mit dem, was ich kannte und mit Harry in Verbindung gebracht hätte.

Ich kannte seine Spur, seine Seele und wusste, wie sie sich anfühlte. Zu oft hatte ich sie gespürt, wenn ich während dem Legilimentik-Unterricht in seinen Geist eingedrungen war. Doch das hier war anders. Diese Reinheit und Unschuld konnte unmöglich alleine von dem Kleinen ausgehen.

War es möglich? Ich versuchte mich daran zu erinnern, was der alte Kauz mir an dem Abend anvertraut hatte, den ich gerne "den Abend aller Geständnisse" oder auch den Abend "Verdammt noch mal, Albus, was hast du dir dabei gedacht" nenne. Ein Seelensplitter von dem dunklen Lord in Harry.

Harry? Bei Salazar, wie lange liegt der Bengel schon in meinem Armen. Ruckartig löste ich meine Umklammerung und ich hörte ein enttäuschtes Grummeln. "Potter, was soll das?" "Ich ähm... " Er löste sich peinlich berührt von mir. Ah, er kann also doch rot werden! Beim Lügen wird er das nie. "Ja?", hörte ich mich fragen. Er verharrte mit seinem Gesicht nur wenige Zoll vor meinem. Bei allen Göttern, der Junge wurde noch röter und blinzelte mich verwirrt an. "Ich wollte wissen, ob du überlebt hast.", hauchte er mir leise entgegen. Sein Atem berührte mein Gesicht und ein angenehmer Schauer lief mir über den Nacken.

Nah, er ist viel zu nah! Ich versuchte, mich von ihm zu befreien und mich aufzurichten. "Gut, hier bin ich, lebend, wie dir sicher aufgefallen ist. Und nun geh!" Erschrocken blickte er mich an. "Aber..." Er unterbrach sich und schaute zu mir hoch, erhob sich dann langsam und ging auf Abstand.

Seine Augen, die noch vor kurzem vor Freude zu strahlen schienen, verdunkelten sich jetzt, glichen nicht mehr dem Wasser im Weiher, sondern eher den dunklen Schatten im Unterholz des Waldes. Düsternis und Enttäuschung schienen das Leuchten in seinen Augen zu ersticken.

Gut, er soll sich hier nicht Willkommen fühlen, nicht bei mir. "Geh!", befahl ich ihm und legte so viel Verachtung, wie ich aufbringen konnte, in meine Stimme. Viel zu wenig, wie ich fand. Doch es bildete sich eine Falte zwischen seinen Augenbrauen und ich sah, wie die Wut von ihm Besitz ergriffen hatte. Perfekt. "Raus hier, verschwinde!" Und komm nie wieder, fügte ich resigniert in Gedanken hinzu.

Es zu sagen, vermochte ich nicht. Er presste seinen Kiefer zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. "Du verdammte, sture Fledermaus!", brüllte er mir entgegen "Du...", doch er hielt inne, drehte sich auf dem Absatz um, riss meine Haustüre auf und stürmte davon. Noch im Laufschritt disapparierte er auf der Straße und verschwand.

Mit einem Wink mit dem Zauberstab schloss ich die Türe und versiegelte sie, stolperte rückwärts gegen die Wand und ließ mich erschöpft zu Boden sinken. Der Vivere amplius wich langsam aus meinem Körper und ich schloss erschöpft meine Augen. Das seidige Gefühl verschwand mit dem Jungen und ich war mir absolut sicher, dass es seine Seele war, die ich erspürt hatte.

War er sich bewusst, dass ich sie spüren konnte? Spürte er meine auch? Nein. Das konnte nicht sein, zumal ich behaupten würde, dass nicht genug von meiner Seele übrig geblieben ist, um sie auch nur erahnen zu können. Ich hatte weit schlimmere Probleme und trotz allem blieben meine Gedanken an diesem nervenden Burschen hängen.

Noch immer spürte ich seinen Atem an meinem Hals, an der frisch verheilten und noch so empfindlichen jungen Haut. Ich sog die Luft tief ein und genoss für einen kurzen Augenblick das Kribbeln in meiner Brust. Nein, das war nicht klug. Verlier dich nicht, Severus! Es ist nie fair, das Spiel mit den Flammen der Hoffnung. Du hast es schon gespielt und alles verloren, weil du selbst es warst, der den Vertrag mit dem Tod unterschrieben hatte. Ich hatte den Schwur geleistet, der mich ein Leben lang brandmarken würde. Ich habe Lily zum Tode verurteilt und dem Jungen so viel Leid beschert.

Wie konnte er es wagen, sich um mich zu sorgen! Hatte er nicht gesehen, nicht verstanden, was ich war? Ich hatte in jener Nacht um sie geweint, nicht um ihn und auch nicht um James. Ich hatte sie in den Armen und nicht den weinenden kleinen Jungen. Ich war selbstsüchtig und naiv. Wieso hatte er mir die Wunden geschlossen und mich somit gerettet. Sogar gesucht hatte er mich. Anstatt nach der Schlacht bei seinen Freunden und Anhängern zu bleiben, stieg er hinab ins Bootshaus, um nach mir zu sehen. Er hatte mich in Spinner's End aufgespürt, ist bei mir eingedrungen und hatte sich mir in die Arme geworfen. Wie konnte er es wagen...

your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt