Ist es denn auch deine? - Harry

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"Bah...dieser sture, alte Bock." Ich stürmte aus der Tür. "Was denkt sich diese Fledermaus eigentlich?"

Ich hatte ihn geheilt, ihm die Wunden geschlossen, ihn damit vermutlich gerettet. Danach bin ich Tage lang vor seiner Hütte herumgelungert, nur um mich immer wieder von diesem miesepetrigen Elfen abwimmeln zu lassen. Ja, na gut! Es waren nur zwei Tage. "Aber hallo?" Die Zurückweisung schmerzte und es fühlte sich an, als ob sich etwas Kaltes in meinem Herzen ausbreite. Ich disapparierte. Mittlerweile konnte ich das ziemlich gut, auch wenn ich es offiziell noch immer nicht durfte. Aber sind wir mal ganz ehrlich, es war mir egal und es spielte jetzt, so kurz nach dem Krieg, auch keine Rolle. Ich tauchte auf der obersten Stufe vor der Haustüre zum Grimmauldplatz Nummer zwölf wieder auf. Leise öffnete ich die Türe und schlich durch den Gang in die Küche. Ich pflanzte mich galant wie ein Sack voller Doxie-Mist, auf einen der Stühle am Küchentisch und stütze meinen Kopf erschöpft auf meine Hände. Mit einem lauten Stöhnen stand ich Augenblicke später wieder auf und schmiss den Stuhl, auf dem ich gesessen hatte, um. "Shit." Ich musste mich bewegen, meinem Ärger Luft machen. Ich schritt zur Küchenzeile. "Verdammter...baahhh", ich ballte die Fäuste. Ich musste mich beruhigen. "Tief einatmen, Harry. Einatmen und ausatmen." Lange stand ich dort vor dem Herd, bis sich das Monster in meiner Brust langsam wieder beruhigt hatte.

Kreacher schlich in die Küche. Doch als er sah, dass ich kochte und er Anstalten machte, sich die Herrschaft über den Herd zurück zu erobern, grummelte ich etwas von wegen "Geh, ich mach das!" und "Ich will meine Ruhe haben." Er zog sich zurück, ohne ein Wort des Protestes oder sonstigen Unfreundlichkeiten. Damit war schon lange Schluss. Als ich die Küchentüre knarren hörte, drehte ich mich um und wollte ihn gerade anfahren, doch ich hielt inne. Dort in der Türe stand Hermine, noch immer in ihrem Pyjama und musterte mich ruhig mit verschränkten Armen. Ich seufzte, blickte zu Boden, drehte mich dann wieder um und widmete mich dem Rührei, das gerade in der Pfanne briet. Nach kurzer Zeit legten sich ihre Armen um meinen Bauch und sie schmiegte ihre Wange zwischen meine Schulterblätter. "Hey.", murmelte sie erschöpft an meinem Rücken. "Hey Mine.", antwortete ich sanft. "Konntest du schlafen?" "Mhm, ein bisschen.", antwortete sie leise, ließ dann von mir ab und setzte sich auf einen der Stühle nahe am Herd. "Du kochst.", stellte sie fest und im gleichen Atemzug meinte sie: "Er lebt, nicht?". " Ja, er lebt und ist schlecht gelaunt." Ich holte Luft. "Wie immer...Typisch Snape." Ich atmete aus und stupste das Rührei in der Pfanne an. Mine mochte es nicht, wenn es noch 'glibbrig' war.

"Gestern hast du ihn Severus genannt." Ich versteifte mich, sagte aber nichts dazu. Merlin, war diese Hexe aufmerksam. "Harry", sagte sie sanft. "Was hast du im Denkarium gesehen?" Der entgeht aber auch nichts. "Ich..." Ich wusste nicht, ob ich es ihr sagen sollte. Ich wusste selbst nicht, wie ich mit dem Gesehenen umgehen sollte, noch wusste ich, was das war, was ich fühlte. Langsam drehte ich mich zu ihr um, sah ihr in die warmen, dunkelbraunen Augen mit denen sie mich ruhig, vielleicht etwas müde aber aufmerksam, musterte. Ihre Ruhe übertrug sich auf mich und gab den Ausschlag dazu, ihr alles erzählen zu wollen.

Ich hatte Hermine in den letzten Monaten, nein, Jahren nicht nur einmal mein Leben anvertraut. Wieso hätte ich ihr nicht auch mein Herz anvertrauen sollen? Kreacher hatte es geschafft, den Tisch irgendwie zu decken, ohne dass ich es gemerkt hatte. Ich nahm die Bratpfanne vom Herd und setzte mich zu Hermine an den Tisch.

Wir aßen still. Sie ließ mir die Zeit, die ich brauchte, um die Worte und vor allem meine Gedanken in meinem Kopf zu ordnen, um schließlich mit ihr darüber reden zu können. Ich gehörte, wie vieler meiner Artgenossen von Männern, nicht zu denen, die gerne über ihre Gefühle und den damit verbundenen Geschehnissen redeten.

"Ich hab sie aufgehoben.", begann ich und Hermines Augen weiteten sich. "Die Erinnerung, du trägst sie bei dir?" Ich nickte. "Ja, ich hatte sie bei mir, als ich getötet wurde." Das klang komisch. "Er hat mir meine Mum anvertraut, alles. Ich weiß nicht einmal, ob ihm das bewusst war. Jede Erinnerung an sie von ihm ist in dieser Phiole. Zumindest kommt es mir so vor." Ich holte sie aus meiner Tasche und stellte sie zwischen uns auf den Tisch. "Er hat mir nicht nur die direkten Erinnerungen an sie und den letzten Befehl von Dumbledore gegeben, sondern auch die Erinnerungen, die nur, mh, Verknüpfungen zu ihr sind." "Wie meinst du das?", fragte Hermine leise. Sie wollte mich nicht bedrängen und doch war sie nun ehrlich neugierig.

Ich starrte auf den Tisch, glitt mit meinem Blick über die weiche Holzmaserung, über die natürlichen Vertiefungen und die groben Kerben, die eindeutig von Messern stammten. "Er hat mir auch die Erinnerungen, die er von mir hatte, gegeben. Die verschiedensten Eindrücke, angefangen mit der Nacht, als mich Voldemort töten wollte. Ich konnte es sehen, Mine, und ich konnte fühlen, was er gefühlt hatte." Wieder schwieg ich eine Weile. Es war so verwirrend, jetzt zu wissen, was er gefühlt hatte, als er mir all diese Beleidigungen und Anschuldigungen an den Kopf geworfen hatte. "Am Anfang hat er mich verachtet, ich glaube sogar gehasst, weil ich überlebt hatte und nicht Mum. Mit der Zeit hat er sich aber nicht nur eingestanden, dass ich anders bin als mein Dad, sondern auch, dass er mir nicht die Schuld an Mum's Tod geben konnte. Er hat mich beobachtet. Anscheinend auch in meinen Ferien. Er hat mich nie ganz aus den Augen gelassen. Ihm war bewusst, was bei den Dursleys alles los war. Sein Hass hat sich nach und nach verflüchtigt, das konnte ich spüren. Als ich dann den Okklumentik-Unterricht bei ihm hatte, ich weiß nicht, hat sich sein Bild über mich irgendwie geändert. Ich konnte es spüren, Mine! Er, er... Ich glaube, er mag mich. Er hat sich um mich gesorgt, wollte mir helfen und das nicht wegen meiner Mum, sondern wegen mir." Ich schwieg und dann hob ich zum ersten Mal, seit ich angefangen hatte zu reden, den Blick. Hermines Augen blitzten wissend. "Harry, du..." "Nicht, es fühlt sich gut an, zu wissen, dass sich jemand um mich sorgt." Sie blickte mich traurig an. "Hermine, ich hab niemanden mehr, nicht meine Eltern oder Sirius!" Ich blickte zur Decke und spürte die Tränen in meinen Augen. Ich schloss sie, senkte den Kopf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Sie sind alle tot! Remus, Tonks... Dumbledore... Fred... alles, was ich an Familie hätte haben können, ist weg... alles." Ich schaute nicht auf, als Hermine nach meinem Handgelenk griff. "Aber Harry, du, du hast Freunde! Mich und Ron und Molly mit Arthur nicht zu vergessen, Ginny. Das ist deine Familie.", sagte sie beruhigend. "Ach ja? Ist sie denn auch deine?" Ihre Hand fiel kraftlos auf die Tischplatte und als ich aufsah, kullerten ihr Tränen über ihre Wangen. "Nein, du hast Recht. Ist sie nicht. Tut mir leid, Harry." Ich nahm ihre Hand in meine und wärmte sie, "Mir auch, Mine. Mir auch."

your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt