,,Man Clara, jetzt sag doch einfach was du mir zeigen willst!"-,,Gedulde dich doch einen Moment." Gespannt auf ihre Reaktion, zog ich sie hinter mir her. Ich blieb vor der Koppel von Whisper stehen. ,,Und was siehst du?"-,,Ein Pferd?" Sie schaute mich etwas verwirrt und genervt an. ,,Man Helena, schau doch mal genauer hin!" So langsam wurde sie echt ungeduldig. ,,Da steht ein Fuchshengst auf eurer Koppel."-,,Siehst du denn nicht, dass es Whisper ist!?" Sofort wichen alle negatven Züge aus ihrem Gesicht. Aus einem genervten Blick wurde ein erstaunter, fassungsloser Blick. ,,WAS!? Und das erzählst du mir erst jetzt!?" Helena hielt inne. ,,Aber sag mal, wo hat dein Vater so viel Geld her, dass er sich Whisper leisten kann?" Ich zögerte. Sollte ich es ihr wirklich erzählen? Wie würde sie damit umgehen? ,,Pass auf Helena...Das musst du für dich behalten. Verspricht du mir das?" Helena schaute mich merkwürdig an. ,,Warum wirst du jetzt so ernst? Das ist irgendwie weird."
Ich wartete noch einen Moment und überlegte mir, wie ich anfangen konnte. ,,Ähm okay. Also.Es war so... Papa war beim Dorfladen und hat dort durch Zufall Whispers Besitzer getroffen. Die wollten ihn einschläfern beziehungsweise schlachten lassen. Ziemlich hart."-,,Wow. Das ist krass. Aber wieso?"-,,Er hat einen Fesselträgerschaden. Und er ist auf seinen Reiter losgegangen. Solange bis dieser gestorben ist. Mein Vater meinte, man könne ihn wieder hinbekommen und er hat ihn deshalb auch gekauft." Wir schauten einen Moment auf die Koppel. Es war eine schöne Stille. Ich traute mich nicht, sie zu unterbrechen, denn es war gerade alles so idillisch. Irgendwann musste ich die Stille doch unterbrechen. ,,Wollen wir zu ihm?" Ungläubig sah Helena mich an. ,,Was hast du gerade gesagt!? Na klar!" Wir kletterten unter dem Zaun durch und wir näherten uns ihm langsam. ,,Hey mein großer!" Whisper hob den Kopf und sah mich direkt an. Sein Blick wanderte auf Helena. Er riss die Augen auf, stieg und rannte davon. ,,Er mag mich nicht..." Bedrückt schaute Helena zu Boden. ,,Ach Quatsch! Er hat bestimmt nur Angst, weil du neu bist. Warte hier, ich komme gleich mit ihm wieder." Helena nickte. Ich denke, sie war etwas niedergeschlagen darüber, dass ich zu ihm konnte und sie nicht. Wie auch immer, dachte ich und ging vorsichtig an Whisper heran. ,,Hallo kleiner!" Er schnaubte protestierend. ,,Ja. Alles gut. Das ist Helena, sie tut nichts." Ich gehe eher weniger davon aus, dass er mich vertanden hat, aber irgendwie wirkte er entspannter. Vorsichtig griff ich nach seinem Halfter. Es klappte. ,,Super. Guter Junge!" Die ersten Schritte seinerseits waren etwas angespannt und unsicher, doch nach ungefähr 10 Schritten lies er seinen Kopf sinken und war sichtlich gelassener. Ein paar Schritte vir Helena blieben wir stehen. Ich lobte Whisper dafür, dass er keine Anstalten machte, wegzulaufen. ,,Jetzt komm langsam her und rede währenddessen mit ihm. Komm am besten von der Seite." Sie nickte und kam langsam seitlich auf uns zu. ,,Hallo Whisper. Na, wie gehts dir hübscher?" Begeistert sah Helena mich an. ,,Es klappt!"-,,Ja, komm näher!" Schließlich konnten wir ihn sogar beide streicheln und er genoss es wieder mal sichtlich. Wir tollten mit ihm herum und schmußten noch mit ihm. Bis das Auto meines Vaters auf den Hof fuhr. ,,Oh-oh'' Ich sah Helena an und mein Blick sagte ihr, dass ich redete. ,,Clara...Was machst du da schon wieder? Kannst du mir das mal erklären?" Papa kam auf den Zaun zu, an dem wir auch standen. ,,Also, das ist so...Man Papa guck nicht so. Er ist lammfromm! Komm her und überzeuge dich bitte davon." Er sah mich an. Papa zögerte kurz, bevor er auf die Koppel kam. ,,Na gut." Es klappte alles prima. Papa hielt Augenkontakt mit Whisper und wollte näher kommen. Jetzt stand er schon fast neben ihm. Doch als er die Hand nach Whisper ausstreckte, riss dieser seine Augen erneut auf und peste buckelnd davon. ,,Jaja. Lammfromm. Hast du Quantano schon gemacht?" Verärgert schaute ich nur noch auf die Fußspitzen meines Vaters. ,,Ja." Er räusperte sich. ,,Okay" Er drehte sich um und ging. ,,Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt auch gehe." Helena legte ihre Hand auf meine Schulter. Wir verabschiedeten uns von einander. Der Rest des Nachmittages verging recht schnell. Ich war jetzt irgendwie müde und ging in mein Zimmer. Dort hab ich mich bettfertig gemacht und bin dann auch bald schlafen gegangen. An diesem Abend hatte ich keine Worte mehr mit meinem Vater gewechselt.
DU LIEST GERADE
From the bottom to the top
Teen FictionClara, 14 Jahre alt, lebt den Traum aller Pferdemädchen. Gemeinsam mit ihrem Pony Zimtie bildet sie das perfekte Dreamteam und verunsichern jeden Turnierplatz. Reiten ist für sie die Chance, Probleme zu vergessen, zum Beispiel die alkoholabhängige F...