Welch eine Schandtat!

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Die drei Kinder hatten die ganze Szene beobachtet. Irgendwann hatte es Tina gereicht. Wutentbrannt war sie aufgesprungen.

„Das ist doch... das kann doch nicht... Was fällt der ein?", schrie sie.

„Oh, na warte, dich werde ich verhexen", knurrte Bibi und hob ihre Hände in Hexposition. Alex stürzte dazwischen.

„Nicht, Bibi!", bat er energisch.

„warum?", schnaubte Tina. „Sie ist eine falsche Schlage! Und Graf von Falkenstein... er hat Mutti verletzt! Seht doch, sie ist verschwunden!" Sie stampfte mit einem Fuß auf den Boden.

„Meinem Vater würde das gar nicht gefallen", gab Alex ernst an.

„Ja und?", fragte Tina herausfordernd.

„Ist doch total egal", bestätigte Bibi.

„Tina, Bibi, jetzt lasst mich doch mal ausreden", beschwerte sich Alex. „Dieser Mann, Graf Lichtenstein, ist die Grundlage unserer Existenz. Ohne ihn würden wir wahrscheinlich pleite gehen. Vater sind die Hände gebunden."

„Und das rechtfertigt, dass er meine Mutter verletzt?", fragte Tina provokant.

„Sehr richtig, ich werde nun hexen", verkündete Bibi. „Enemene eins zwei drei, das Kleid der Gräfin reißt entzwei. Enemene Windeswehen, ihr Freund kann nicht mehr gerade stehen, hexhex!"

Sogleich musste sich Graf Lichtenstein am Tisch festhalten, und Liselotte schnappte sich beschämt ihr Kleid und zog es mit ihren Händen zusammen. Beide schauten verdattert drein.

Bibi und Tina lachten lautstark und selbst Falko stand ein Grinsen auf die Lippen geschrieben. Alex atmete erleichtert durch.

„Verhexe nur nicht Vater", gab er in einem gräflichen Unterton an. „Viel besser wäre es, mit ihm zu sprechen. Kommt mit!"

Er ging voran, geradewegs auf das Trio zu.

„Vater, dürfte ich mit dir sprechen? Es gibt Probleme", sagte er bestimmt. „Allein", bat er noch mit einem Seitenblick auf die beiden Verhexten, die beschämt um sich blickten.

„Aber sicher, Sohn", entgegnete Falko und drehte sich zu den Grafen.

„Es tut mir leid, was der Zufall alles anrichten kann", log Falko. „Wenn ihr ein Zimmer braucht, um euch herzurichten... Dagobert wird gern helfen."

Graf Lichtenstein nickte verstört. Falko entfernte sich, und als er aus der Hörweite der beiden war, flüsterte er Bibi zu: „Der Spruch ist aber nicht permanent, oder?"

Bibi schüttelte den Kopf. „In fünf Minuten ist alles wieder normal", entgegnete sie.

„Das ist alles, was Ihnen dazu einfällt?", schnaubte Tina wutentbrannt. „Sie haben Mutti weh getan!"

Schuldbewusst senkte Falko den Kopf. „Es ging nicht anders", murmelte er. „Tina, wie gern ich deine Mutter auch habe, ich muss dem Willen des Grafen folgen. Ohne ihn hat unser Schloss keine Zukunft."

Alex schüttelte den Kopf.

„Vater, du kannst nicht erst Frau Martin Hoffnungen machen, und sie dann so hängenlassen."

Empört verschränkte Graf Falko die Arme.

„Du machst jetzt mir einen Vorwurf? Es geht hier genauso um dich, Alexander."

Bibi schaute betrübt auf den Boden.

„Aber es muss doch eine Lösung geben", murmelte sie.

„Ja, gibt es" sagte Tina zickig. „Eine Entschuldigung."

Alex blieb stehen und packte seinen Vater am Arm.

„Es gibt eine Lösung. Wir suchen uns neue Geschäftspartner. Das Geld werden wir schon wieder eintreiben."

Falko schüttelte nur den Kopf.

„Sie vergessen, dass ich eine Hexe bin!", rief Bibi schnell aus. „Wir richten einfach ein Fest aus für alle, die Geschäfte machen wollen. Ich hexe Einladungen, die rund um die Welt gehen werden!"

„Nein, das gestatte ich nicht!", rief der Graf aus und drehte trotzig seinen Kopf. Da plötzlich sah er wieder Susanne. Sie saß allein an die Wand des Schlosses gelehnt und verbarg ihren Kopf in ihren Armen. Sie sah aus, als würde sie weinen. War er etwa schuld? Er schluckte hart und spürte, wie etwas seine innerliche gräfliche Mauer niederriss. Sein Herz begann heftig zu schlagen.

„Oder... meint ihr, das würde wirklich funktionieren?"

„Klar!", rief Bibi sofort aus, und Tina und Alex nickten bestätigend.

„Oder aber...", murmelte Bibi und erhob ihre Stimme dann wieder. „Ene mene Pflasterstein, das Glück lässt Falko nicht allein, hexhex!"

Aus ihren Fingern zischten Sternchen und Falko betrachtete neugierig seinen Körper.

„Und was machen wir nun?", fragte er nachdenklich.

„Na, dich entschuldigen!", forderte Alex.

„Genau, behandeln Sie Mutti wie sie es verdient hat!", fügte Tina hinzu.

Falko stutzte einen Moment lang, richtete dann sein Jacket und begab sich mit eiligen, und dennoch zögernden Schritten zu Frau Martin.

Der Festball - Susanne Martin x Falko von Falkenstein LiebesgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt