t h i r t y - e i g h t

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,,You show me my best sides"

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,,Ich kann es einfach nicht fassen, ich will es nicht glauben", seufzte Hoseok im Wohnzimmer ihres Dorms und schmiss eine Zeitschrift zurück auf den Couchtisch, auf dem bereits mehrere Andere lagen. Sie alle hatten jedoch eines gemeinsam: das Hauptthema war Jimin und sein vermeidlicher Drogenkonsum. Er sei depressiv, würde von seinen Bandmitgliedern und dem Management in eine Sucht gezwungen, die er nicht mehr unter Kontrolle halten könnte.

,,Was ein Bullshit", murmelte Yoongi, sprach das aus, was Hoseok dachte. Allesamt saßen sie im Wohnzimmer, in ihren Zimmern und Studios und konnten sich nicht wirklich auf etwas Anderes konzentrieren.

,,Wir versuchen ihm doch zu helfen.. wieso dann dieses Stehlen?", fragte Taehyung, schaute von seinem Handy auf. Auch online scheint die gesamte Welt sich nun ausschließlich um Jimin zu drehen. Er tat ihm leid, so unglaublich sehr und trotzdem fragte er sich, was er sich dabei gedacht haben könnte.

,,Die Frage ist immer noch, ob er wirklich etwas geklaut hat", erinnerte Namjoon ihn und Taehyung nickte nur beiläufig, ging bereits sicher davon aus, dass sein bester Freund es einfach nicht mehr länger ausgehalten hatte.

Seokjin hielt sich zurück. Normalerweise würde er an vorderster Front mitwirken und mit den Jungs überlegen, wie man Jimin am Besten helfen könnte. Aber er war der Einzige, der noch immer vollkommen von der Unschuld seines Bandkollegens überzeugt war. Er vertraute Jimin, der alleine schon wegen seiner Tochter niemals wieder irgendein Medikament angefasst hätte und wollte ihn mit seinem Vertrauen unterstützen, auch wenn alle glaubten, er habe als Erster mit dem Thema abgeschlossen.

Jin wusste allerdings auch, dass sein Vertrauen allein vermutlich nicht ausreichen würde und überlegte dementsprechend, was eigentlich passiert sein könnte, wie er die Wahrheit ans Licht bringen könnte. Wenn die Medikamente nun doch der Frau gehört hatten? Was wurde hier gespielt?

Ein paar Räume weiter in Naeuns Zimmer, versuchte der Protagonist der Probleme eben diese zu vergessen. Mithilfe seiner Tochter gelang im das auch für einige Minuten am Stück, bevor die Wirklichkeit sich wieder wie ein kalter Pfeil durch seine Brust rammte.

,,Möchtest du darüber reden?", fragte Sohye leise, saß direkt neben dem Idol auf der Bettkante von Naeuns Bett, sah dem Mädchen beim Spielen zu. Sie war nachdem die Neuigkeiten auch bei ihr eingetroffen waren, direkt zu ihnen gefahren. Sejin gab der Band die Anweisung in ihrem Apartment zu bleiben. Das Training würde zu Hause stattfinden und Photshoots und Interviews würden erst mal verschoben werden, bis sich die Lage etwas beruhigte.

Jimin antwortete ihr nicht, obwohl er ganz genau wusste, worüber die junge Frau hat reden wollen. Er lobte lieber seine Tochter, die ihm stolz das Bild zeigte, welches sie auf die schnelle mit Wachsmalstiften gemalt hatte.

,,Das sieht ja richtig toll aus", lächelte er ein wenig, entspannte sich ein kleines Bisschen, als er Naeuns Augen vor Freude funkeln sah. Bei seiner Tochter musste er sich noch nie verstellen. Er konnte alles vergessen mit ihr und dann schaffte er es sogar zu lächeln. Das schaffte nur Naeun.

,,Jimin, der Prozess rückt immer näher", erinnerte Sohye ihn leise, nachdem das Kind vor ihnen ihre Konzentration wieder auf ihre Tätigkeit lenkte.

,,Und du musst wirklich ehrlich mit mir sein, damit ich dich auch weiterhin noch unterstützen und am Ende auch vor Gericht vertreten kann", sie machte eine kurze Pause, wartete kurz, ob Jimin nicht vielleicht doch antworten würde, was er nicht tat.

,,Du sollst wissen, ich glaube dir", hauchte sie leise, kaum hörbar und dennoch stellten sich Jimins Nackenhaare auf.

,,Ich glaube dir, dass du das nicht gemacht hast, was da alle von dir denken. Ich glaube wirklich nicht, dass du sowas tun würdest."

Ihre Worte wirkten wie Balsam auf seiner Seele, die furchtbar unter den Auswirkungen des Chaos litt. Er schloss die Augen und ließ seinen Kopf sinken, atmete tief durch die Nase ein, um nicht wieder in Tränen auszubrechen. Nicht vor Naeun.

,,Halte durch, Jimin", flüsterte sie und legte ihm zaghaft eine Hand auf den Rücken. Eine Geste des Beistands, der Freundschaft, des Mitgefühls, die Jimins Willenskraft überwand und die ersten Tropfen über seine Wangen laufen ließ.

,,Ich weiß, dass du das kannst. Du musst es, für dich und für deine Tochter. Ich bin für dich da, falls du meine Hilfe annehmen möchtest."

,,Papa weinst du?", unterbrach die Stimme der Fünfjährigen die Unterhaltung der beiden Erwachsenen. Bevor Jimin sie in seiner Not anlügen konnte, war das junge Mädchen aufgesprungen und hatte sich ihren wertvollen Plüschhasen geschnappt. Mit großen, besorgten Knopfaugen stand sie dann vor ihrem Vater, dessen Schultern durch das unterdrückte Schluchzen bebten.

,,Papa, schau mich an", meinte Naeun leise und berührte seine Hand, die er dann von seinem Gesicht nahm, um seine Tochter anzusehen, die ihn mit zusammengeschobenen Augenbrauen musterte.

,,Was ist denn los?"

,,Ach nichts.. es sind nur Erwachsenensachen", seufzte Jimin und schniefte leise, rieb sich über die nassen Wangen, quälte sich zu einem glücklichen Gesichtsausdruck: ,,Nichts, worüber du dir deinen hübschen Kopf zerbrechen müsstest."

,,Das hat Mama am Anfang auch gesagt", kam es dann direkt von Naeun, was Jimin einen weiteren Stich versetzte.

Naeun seufzte leise und drückte ihr Plüschtier in die Hände ihres Papas, stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte ihm gegen die Stirn zu schnipsen. Für Jimin fühlte es sich lediglich wie ein kleiner Stups an, als hätte sie ihm vorsichtig gegen den Kopf tippen wollen.

,,Wir haben das doch schon mal besprochen gehabt, Papa", tadelte sie ihn nun und stemmte ihre Hände in ihre Seiten, lächelte Jimin wieder breit an: ,,Du musst nichts unterdrücken."

Sie schielte kurz zu Sohye, ehe sie ganz nahe an Jimin heran trat und flüsterte: ,,Sobald Sohye weg ist kann ich dich umarmen und du kannst alles raus lassen. Aber solange -", sie löste sich und zeigte stolz auf den Hasen: ,,-wird Professor Stein auf dich aufpassen. Okay?"

Jimin musste sich richtig zusammen reißen, um nicht sofort wieder los zu schluchzen. Er nickte heftig, blinzelte ganz schnell, damit eben das nicht nochmal passierte. Sohye, die daneben saß und alles mit angesehen hat, war zutiefst gerührt von der starken Verbindung der Beiden und der Szene, die sich ihr gerade geboten hatte. Niemand dürfte diese Beziehung, die zwischen dem Vater und seiner Tochter bestand, zerstören.

Denn wenn es jemand schaffte, wenn wirklich irgendwann dieses Band durchtrennt würde, dann wollte Sohye sich nicht ausmalen, wie Naeun darunter leiden würde. Und ganz besonders Jimin, der doch nur mit seiner Tochter noch zu wissen schien, wer er war.

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PAPA || pjm.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt