Die Pause ist vorbei, das bedeutet, dass der Unterricht wieder los geht. Hier und da setzen sich ein paar Schüler auf ihre Plätze und holen ihre Hefte hervor. Andere Jugendliche reden noch mit ihren Freunden, oder spielen am Handy, hören Musik. Eine träge Stimmung liegt in der Luft, wenige haben Lust auf Unterricht. Der Junge gegenüber von mir hat seinen Kopf auf seine verschrenkten Arme niedergelegt. Aus ein paar Worten, die er von sich gibt, erfährt man, dass er um drei Uhr nachts ins Bett gegangen ist. Ich spähe aus dem Fenster, schaue nach ob der Lehrer zu sehen ist. Selbst habe ich letzte Nacht viel zu wenig geschlafen und bin deswegen entsprechend Müde. Die letzten Schüler trotten ein, dabei ein Freund von mir, der mit mir den selben Kurs belegt. Er steuert den Platz neben mir an, wir geben uns die Hände. Als ich erneut aus dem Fenster blicke, sehe ich den passenden Lehrer vorbeilaufen. Eilig geht er in Richtung Klassenzimmer, warscheinlich ärgert er sich, dass er erneut zu spät kommt. Die Tür öffnet sich erneut, der Mann betritt mit einem sanften Lächeln das Zimmer. Seine Augen werden von tiefen Ringen umzogen. Auch er wollte die letzten Stunden der Schulwoche hinter sich bringen. Der Unterricht beginnt. Er handelt von Gottesbilden. Allerdings höre ich nur mit einem halben Ohr zu. Alles scheint so friedlich... Der Lehrer redet vorne an der Tafel, ein paar Schüler scheinen ihm zuzuhören. Nun beteiligen sich ein paar Schüler an der Diskussion, doch ich bekomme das alles gar nicht mehr richtig mit. Meine Gedanken schweifen zum Thema Schlaf. Wie schön wäre es einfach seinen Kopf nieder zulegen, die Augen zu schließen, einfach abzuschweifen. Ohne es zu wollen, habe ich meinen Kopf auf meine Arme gelegt. In meinem Inneren befreit sich etwas aus der unteren Bauchgegend. Ganz langsam kriecht die Flüssigkeit meinen Rücken hoch. Mich stört das ganze wenig. Die kühle Flüssigkeit lullt mich förmlich ein, es fühlt sich einfach zu gut an. Mittlerweile ist die verflüssigte Müdigkeit bei meinen Achseln angelangt, danach verbreitet sie sich über meinen ganzen Oberkörper. So nah an dem Schlaf und doch so fern. Mein Tisch ist zu einem Brunnen geworden, über welchen mich mich vornübergebeugt wiederfinde. Ich versuche verzweifelt das letzte Stück zu überbrücken und in die Tiefen des Brunnens, in das Reich des Schlafes zu fallen.
Doch plötzlich ebbt das Gefühl ab und ich finde mich in einem Klassenzimmer, in meiner Schule in der fünften von sechs Unterrichtsstunden wieder. Innerlich verfluche ich mich, dass ich es schon wieder nicht geschafft habe ins Reich der Träume zu versinken. Doch dann trifft mich die traurige Wahrheit: Ich werde es nie schaffen, denn ich kann nur in der Dunkelheit schlafen.
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Das war etwas was ich schon länger probieren wollte. Nur falls man's nicht verstanden haben sollte, die Sache mit dem Brunnen und der Flüssigkeit die den Rücken runterfließt ist eine Metapher um das Gefühl der Müdigkeit darzustellen. Gute Nacht^^
Yui

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Situationen des Altags, oder so ähnlich
Short StoryEine bzw. eventuell mehrere Situationen die ich mir ausgedacht habe, oder ein bisschen erlebt habe. Herzlich willkommen in diesem tollen Buch, oder so...😊 Keine Ahnung, zu was das für einer Geschichtengattung gehört. Ist das ne Kurzgeschichte?