21| Wie das Leben so spielt

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Kapitel 21


Leons Sicht:

Es war mittlerweile Nachmittag. Ich hatte vorhin noch eine Dusche genommen und mich rasiert. Ich fühlte mich schon ein wenig besser. Als ich zurück in mein Zimmer ging um mich anzuziehen, sah ich Vanessas Armband auf meinem Nachtkästchen liegen. Sie musste es gestern dort hingelegt haben. Es fühlte sich an als würde jemand ein Messer in mein Herz bohren. Ich dachte mir ja, dass sie traurig sein wird. Dass sie Schluss macht... damit hatte ich nicht gerechnet. Wir hatten uns nicht gestritten, deshalb fühlte es sich nicht so an, als wären wir getrennt, aber es war nun mal so. Ich zog mir ein Shirt und eine Hose über und steckte das Armband in meine Hosentasche. Ich warf mir noch meine Lederjacke über und schnappte mir meine Motorradschlüssel. „Wo willst du hin?" hörte ich meinen Papa aus dem Wohnzimmer rufen. „Ich fahr zu Vanessa." erklärte ich ihm. Mit schnellen Schritten kam er in den Flur. „Du hast Recht. Ich habe mich längst entschieden." grinste ich ihn an und nahm meinen Helm in die Hand. Mein Vater lächelte mich an und ich verschwand. Ich stieg auf meine Maschine und fuhr los. Ich war ziemlich nervös und wusste gar nicht wie ich das Gespräch anfangen sollte. In Gedanken versunken setzte ich meinen Blinker und bog ab. Ein Stoß. Schmerzen. Ein Auto hatte mich von der Seite gerammt. Ich wurde in die Luft geschleudert. Als ich auf dem Boden aufkam schmerzte mein ganzer Körper. Blut lief über mein linkes Auge und ich nahm alles um mich herum nur ganz dumpf wahr. Schmerzen. Unglaubliche Schmerzen. Ich konnte mich nicht bewegen. Meine Ohren piepsten. Ein Mann sprang aus einem Auto und schrie herum. Ich spürte Stiche in meinem Kopf. Um mich herum wurde alles schwarz und ich verlor das Bewusstsein.



Joachims Sicht:


Ich saß vor dem Fernseher und war schon ziemlich gespannt, was Leon erzählen würde. Ich drückte ihm die Daumen. Profikarriere hin oder her, ich war unfassbar stolz auf ihn. Noch stolzer machte es mich jedoch, dass er auf sein Herz hörte. Vanessa war ein atemberaubendes Mädchen und er liebte sie, auch wenn er es nicht zugeben wollte, von ganzem Herzen. Er hatte sich durch sie so positiv verändert. Das durfte er nicht einfach wegschmeißen. Ich trank mein zweites Bier und schaute eine Runde Fußball. Der FC Bayern München spielte gegen den HSV. Es stand mittlerweile 2:0 für die Bayern, als das Telefon klingelte. „Wessel" - „Krankenhaus Barmherzige Brüder München. Spreche ich mit Herrn Wessel?" meldete sich eine junge Dame am anderen Ende der Leitung. „Ja. Wieso?" fragte ich nach. „Herr Wessel, im Handy von Herrn Leon Wessel war diese Nummer als Zuhause eingespeichert. Ich nehme an, dass Sie sein Vater sind?" erkundigte sich die Dame weiter. „Ja. Ja das bin ich! Was ist passiert?" fragte ich nach und spürte, dass mein Puls deutlich erhöht war. „Herr Wessel, Ihr Sohn hatte einen Motorradunfall. Er wird gerade operiert. Sein Zustand ist momentan sehr kritisch. Er ist noch nicht außer Lebensgefahr." erklärte mir die junge Dame weiter. „Ich komme sofort." sagte ich, wie paralysiert und legte auf. Ich rief mir ein Taxi, da ich in diesem Zustand und vor allem nach Alkoholkonsum nicht mehr in der Lage war zu fahren. Mir wurde schwindelig und übel. Ich hatte solche Angst um Leon. Ich stieg in das Taxi und informierte Marlon über den Unfall. Er sagte mir am Telefon, dass er auch Vanessa informieren würde. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich betete inständig, dass alles gut werden würde.



Im Krankenhaus angekommen stürmte ich an die Information. „Leon Wessel! Wo ist er?" schrie ich die Sekretärin schon fast an. „Ähm einen Moment bitte." sagte sie erschrocken und tippte auf ihrer Tastatur herum. „Ich habe leider keinen Leon Wessel auf Station." erklärte sie mir. „Er wird gerade operiert!" schrie ich weiter. „Ah unser Motorradunfall. Ja, der wird gerade operiert. Danach kommt er in die Aufwachstation im Notfallbereich." sagte sie und lächelte mich doof an. Das war jetzt wirklich das Letzte das ich brauchte. Ich rannte zum Lageplan und suchte wie ein Irrer die Notaufnahme. Als ich fündig wurde rannte ich sofort in diese Richtung. Dieser Bereich befand sich hinter einer großen Glastür. Vor dieser war wieder ein kleiner Informationsbereich. „Leon Wessel! Ist er hier?" fragte ich, völlig außer Atem, nach. „Guten Abend. Sind sie verwandt?" erkundigte sich die Dame an der Information. „Ja, ich bin sein Vater!" sagte ich. „Gut. Herr Wessel wird gerade noch operiert. Sie können aber gerne in unserem Wartebereich Platz nehmen. Es wird noch ein paar Minuten dauern, bis ihr Sohn hierher verlegt wird." erklärte sie mir verständnisvoll und zeigte mir den Wartebereich. Ich war nicht der Einzige in diesem Bereich. Ich nahm am Fenster neben einer älteren Dame Platz. In Gedanken bei Leon, versuchte ich mich ein wenig zu beruhigen. Immer wieder wurden Operierte im Krankenbett vorbeigeschoben. Doch Leon war noch nicht dabei. Ich hoffte nur, dass das kein schlechtes Zeichen war. 

Die wilden Kerle - Wild LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt