Kapitel 1

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"Das Ergebnis ist x=3", hörte ich meinen Mathelehrer unter dem Gerede meiner Mitschüler sagen. "Mist! Schon wieder falsch!", energisch griff ich nach meinem Radiergummi und verbesserte mein Ergebnis. Nelly starrte mich an. "Mensch Vio, jetzt sei doch nicht so genervt." "Bin ich aber.", entgegnete ich und machte ein trauriges Gesicht. Dann klingelte es. Wie alle anderen packte auch ich meine Hefte und mein Etui schnell in meinen Rucksack und rannte mit Nelly zum Bus. 

Wer Nelly ist? Ich stelle sie euch mal vor: Nelly ist 15, so wie ich, und das wohl verrückteste Mädchen, das ich kenne. Mit ihr kann man so viel Spaß haben, aber andererseits ist sie eine super Zuhörerin und will immer das Beste für jeden. Ich liebe ihre langen, glatten und blonden Haare. Dazu noch ihre funkelnden blauen Augen und ihre Ausstrahlung ist perfekt. Gerade bei Nelly frage ich mich, warum sie keinen Freund hat. Ständig gibt sie Beziehungstipps. Ich glaube sie ist einfach nicht so naiv wie ich und verliebt sich direkt in das nächste Arschloch.

Und da kam es auch schon.

Er lief mir direkt entgegen und lächelte mir dann auch noch so ekelhaft zu, als wäre nichts gewesen. Am liebsten hätte ich ihm den Mittelfinger gezeigt. Aber ich konnte mich gerade noch so beherrschen.

"Hast du das eben gesehen?", fragte ich Nelly verzweifelr, als wir endlich im Bus saßen. "Was meinst du?" "Lucas.", stöhnte ich und hatte beinahe wieder Tränen in den Augen. "Ach, Süße. Der Idior hat dich kein bisschen verdient, so wie er dich behandelt hat." "Ich weiß und das ist ja auch lieb von dir, aber wie kann ein Mensch so eiskalt sein?" "Tut mir Leid, aber das kann dir, glaube ich, niemand beantworten...", meinte Nelly und sah auf den Boden.

Die Busfahrt verlief ruhig. Ich war ruhig. Starrte durchgehend aus dem Fenster. Nicht ein mal die Musik aus meinen Kopfhörern nahm ich richtig war. Ich war viel zu tief in meinen Gedanken versunken.

Damit ihr versteht, was überhaupt passiert ist, fange ich jetzt ein mal ganz von vorne an:

Es war vor ca. einem Jahr, als Nelly und ich uns, wie fast jede Woche, bei mir trafen, um zu quatschen. Ich war oben in meinem Zimmer und räumte noch schnell ein paar Sachen zur Seite, als es an der Tür klingelte. Als ich dir Türklinke runterdrückte und die Tür aufzog, drehte ich mich, aus Gewohnheit, sofort wieder um, ohne richtig zu gucken wer überhaupt vor der Tür stand. "Hey, Nelly! Du weißt ja wo du deine Schuhe hinstellen kannst. Ich muss noch eben was wegräumen!", rief ich ihr, während ich die Treppe hoch lief, zu. Doch ich zuckte zusammen, als ich bemerkte, dass es nicht Nellys Stimme war, die mir dort antwortete. "Soll ich dann schon mal ins Wohnzimmer gehen?", kam mit einer lachenden und dunklen Stimme zurück.

Schnell realisierte ich, dass dort unten wirklich nicht Nelly stand, sondern ein Typ, der mindestens so alt war, wie ich. Erschrocken drehte ich mich wieder um und ging langsam die Treppen herunter. Vor mir stand ein gut aussehender Junge mit blonden Haaren. Ich blieb wie eingefroren stehen und musterte ihn eine Weile, bis mir einfiel, dass ich vielleicht mal etwas sagen sollte.

"Eeeehm...Hi.", war das einzige was ich rausbrachte. "Hey, ich bin doch hier richtig?" Oder wohnt hier kein Hannes?", fragte der Typ. "Oh ehm. Ja, doch. Hannes wohnt hier."

Ihr wundert euch bestimmt, wer Hannes ist. Hannes ist mein 16-jähriger Bruder, der aber zu dem Zeitpunkt leider noch beim Fußballtraining war. 

"Okay, also kann ich schon mal rein kommen?" "Achso, sorry. Ja klar, komm rein. Hannes kommt aber erst in 5 Minuten, da er noch beim Training ist." "Ist nicht so schlimm", sagte der Junge ohne Namen und lächelte mir zu. Er hatte ein schönes  Lächeln. Damals zumindest. Ich bat ihn ins Wohnzimmer zu kommen, um dort auf Hannes zu warten. Dort begann dann, wie auch sonst, diese peinliche Stille. "Tut mir Leid, wegen vorhin. Ich dachte, dass du meine Freundin wärst.", lächelte ich verlegen und unterbrach damit die Stille. "Ach, das macht doch nichts. Kann jedem mal passieren." Und da war es wieder. Dieses unbeschreibliche Lächeln. "Ich bin übrigens Lucas. Der Neue aus Hannes Klasse." Das war also der Lucas, von dem Hannes erzählt hatte. Er ist ja schon süß. War. "Ich bin ...", und dann klingelte es an der Tür. Schnell stand ich auf und öffnete sie. Es war Hannes. Endlich wurde ich von der Peinlichkeit erlöst.

Er ging mit ins Wohnzimmer, wo sie sich mit einem Handschlag begrüßten. Nicht lange und dann waren sie auch schon oben in Hannes Zimmer verschwunden, um zu zocken.

Seitdem ist Lucas mir in der Schule immer öfter aufgefallen und immer wenn wir uns sahen, lächelte er mir zu. Zudem traf er sich jeden Donnerstag mit Hannes und kam komischerweise jedesmal 5 Minuten eher. Ich glaube aber, dass er das extra machte, um mit mir reden zu können. So kam es also auch dazu, dass wir uns näher kennenlernten und unsere Nummern austauschten. Wir schrieben durchgehend und sogar die Gesprächsthemen gingen uns nicht aus. Bis er mich nach einem Treffen fragte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 17, 2019 ⏰

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