𝖸𝖫𝖫𝖨 𝖨𝖬. | 𝘿𝘼𝙍𝘿𝘼𝙉.

35 ✔️

Carla.

Die eine Woche in Italien ging schnell vorbei, nachdem ich mit meiner Großmutter gesprochen habe. Rosa fing mich am Flughafen ab und fuhr mich auch nach Hause, bevor sie wieder zurück zur Arbeit fuhr. Zuhause ist keiner anwesend, meine Eltern sind ebenfalls arbeiten.

Ich habe mein Handy zwar wieder eingeschaltet, aber nicht meine Mobilen Daten, weshalb es zuhause explodiert vor lauter Benachrichtigungen. Fast hätte ich vergessen, das wir sowas wie Wlan besitzen.

Doch bevor ich irgendwelche anderen Dinge mache, packe ich meine Reisetasche aus, bringe die Schmutzwäsche in den Wäschekorb und meine Unterlagen der Uni an meinen Schreibtisch. Auf diesem finde ich einen Brief sowie eine CD Hülle.

In Druckschrift steht mein Name auf dem Brief und auf der CD mixtape für valentina. Und es gibt hier in Deutschland nur eine Person, welche mich so nennt.

Sofort nehme ich mein Notebook aus dem Rucksack und fahre diesen hoch. Nervös warte ich darauf und stecke die CD sofort ein, als es endlich hochgefahren ist.

Die CD wurde gelesen und ich öffne direkt die Datei. Es springen mir zehn Songs ins Auge und eine Aufnahme ohne Name. Diese ist direkt auf der eins, weshalb ich sie öffne.

Ein, zwei, drei Sekunden ist nichts zu hören, bis ich ein Rascheln und dann seine Stimme vernehme.

„Valentina, ich.. ich wollte dir eigentlich einen Brief schreiben. Habe ich zwar, aber das hier, das ist anders. Weil ich dachte, es würde persönlicher rüber kommen. Ich kann mir auch denken, dass du meine Stimme nicht hören willst. Aber bitte, hör bitte bis zum Ende."

Seine Stimme klingt kratzig, müde und fertig vom Leben. Habe ich das alles angerichtet? Wieso tue ich sowas schlimmes?

„Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich mich entschuldigen kann. Ich weiß auch, das es schwierig wird. Aber ich wollte auch nicht einfach einen Brief schreiben, mich tausend mal bei dir entschuldigen, dir einen großen Teddybär, Schokolade und Rosen kaufen, weil ich weiß, das du erstens keine Rosen magst, zweitens, Schokolade nur isst, wenn dir danach ist und du magst auch nicht jede Sorte und den Teddybären findest du zu 0815", spricht seine Stimme in der Aufnahme weiter. Seine Beobachtungen wie ich bin, bringt mich zum Schmunzeln. Er kennt mich. Er weiß so einiges über mich.

„Ich saß hier, die letzte Woche nur im Studio. Ich habe hier gelebt, wollte Songs aufnehmen, doch diese Auseinandersetzung zwischen uns geht mir nicht aus dem Kopf. Ich habe an die Zeit zurück gedacht. Die Zeit mit dir. An jedes Gespräch. An jedes Schweigen. Und dann habe ich das Trapsoul Album abspielen lassen. Ich kenne nur zwei seiner Songs. Doch du kennst jedes Wort seiner Songs auswendig. Mir kam die Idee mit dem Mixtape. Und jetzt ist sie hier. Ich hoffe es ist bei dir angekommen.."

Mein armes Baby.. Moment, was? Baby?

Ich stoppe die Aufnahme und wechsle auf den ersten Song. Sofort lächle ich, denn es ist mein Liebling. Bryson mit Exchange. Während der Song läuft, ziehe ich mich um und fühle mich gleich besser. Was Bryson alles mit mir anstellen kann, wenn ich nur einen seiner Songs höre, ist kaum zu erdenken.

Auch nachdem der Song zu ende ist und direkt das nächste gespielt wird, summe ich mit. Doch als die erste Strophe gesungen wurde, stoppe ich. Es passt.

„I know we just met each other, but there's so much about you, I must discover, who are you and where'd you come from", singt die Frau, welche sich ziemlich nach Neon Hitch anhört. Ich habe sie damals sehr gerne gehört, aber schon fast vergessen.

Meine Vermutung, das sie es ist, bestätigt sich, als ich nachsehe. Please heißt der Name des Songs und lässt mich schmunzeln.

Ich drehe die Lautstärke runter und lasse den nächsten Song von Chris Brown laufen. With you. Auch wenn ich ihn auf den Weg zu Dardan vor zwei Wochen gehört habe, macht es mich nicht mehr traurig.

Neben der Musik drücke ich wieder auf Play bei der Aufnahne von Dardan. Sofort höre ich auch seine Stimme.

„Valentina", er seufzt laut auf. „Es tut mir Leid. Es war nie meine Absicht es dir nicht zu erzählen. Ich war mir so sicher, dass du mich kanntest, aber jedes Mal als ich dich gefragt habe, hast du verneint. Aber auf der anderen Seite, bereue ich es nicht mal, es dir nicht gesagt zu haben. Es ist nicht böse gemeint. Aber immer wenn ich mit dir war, habe ich mich frei gefühlt, lebendig. Ich war nicht Dardan der Rapper. Ich war einfach nur Dardan Mushkolaj. Und ich habe es vermisst gehabt, denn jedes Mal wenn ich mich draußen blicken lasse, werde ich erkannt. Ich werde angesprochen. Ich kann mich selbst nicht als Star oder berühmt ansehen. Ich bin einfach nur bekannt und lebe nebenbei mein Leben, so wie ich es schon immer getan habe. Valentina.. Ich möchte nicht, dass das mit uns aufhört. Ich weiß, das ich ohne dich leben kann, es wäre logisch, denn bevor wir uns kannten, konnte ich es auch. Aber ich will nicht, das du aus meinem Leben verschwindest. Ich will das du in meinem Leben präsent bleibst. Das du an meiner Seite bleibst, mich zum Lachen bringst. Ich will weiterhin jedes noch so kleine Detail von dir erfahren."

An seiner Seite bleiben, das ist was er will. An seiner Seite bleiben und mich weiterhin kennenlernen.

Das nächste Lied wechselt zu einem deutschen Song. Ich kenne es, aber weiß nicht mehr woher. Es ist einer der alten Songs, welche man rauf und runter gehört hat. Kurz schaute ich nach und erblicke den Namen von Bushido und dessen Song Schmetterling. Darauf folgt ein weiterer deutscher Song, du bist und bleibst ein Traum. Von F-Raz. Er kennt den Song? Aber gut, wer kannte ihn nicht? F-Raz sorgte für so viele schöne Songs, für so viele depressive Momente. Selbst heute noch werden seine Songs gespielt. Ich habe ihn sogar mal beim Feiern gehört und das war ein wirklich heftiger Moment meines Lebens.

Ich höre weiter seine Aufnahme und summe zu den Songs weiter, mittlerweile bin ich bei Russ angekommen. Denn die Song Auswahl hat mich abgelenkt. Nach F-Raz kam G-Eazy mit Some kind of drug und danach XXX mit Jocelyn Flores. Zwei gute Songs und das obwohl einer von ihnen verstorben ist.

„Vale.. du hast dich seit zwei Wochen nicht gemeldet, und mit jedem Tag verliere ich mehr die Hoffnung, das du es tust. Also ich bitte, nein, ich flehe dich an, melde dich bitte bei mir."

„Diese Frau ist wie ein Fluch. Will sie vergessen, hab's versucht. Doch egal, was ich auch mach', denk ich an sie. Hab'n mich ihre Blicke verflucht oder bin ich verliebt?", vernehme ich nun die nächste Stimme des jetzigen Songs.

Ich bin verliebt, denke ich mir nur und schüttle meinen Kopf. Ich bin definitiv verliebt. So würde es meine Nonna jedenfalls behaupten.

Ich sollte mich bei Dardan melden. Er klingt nicht gut und es macht mir ein schlechtes Gewissen. Ich will das doch eigentlich nicht.

Schluckend höre ich mir die letzten dreizig Sekunden der Aufnahme an. Doch es ist eine Weile lang einfach nur Stille. Ist es zu ende?

„Valentina, ich.." Stille. „Vale, wenn du nicht die Frau an meiner Seite bist, dann verdient es keine andere Frau."