Hoseok konnte, nachdem er feststellen musste, dass sein Freund ein Verräter war, nicht mehr einschlafen. Zu sehr war er von Bambam enttäuscht. So sehr, er konnte kaum die wütenden Tränen zurückhalten. Er sah auf die Uhr und registrierte, dass es erst halb sechs war. Er brauchte unbedingt frische Luft, also zog er sich eine Trainingshose und eine dazu passende Trainingsjacke an. Dann schlüpfte er in seine Laufschuhe. Leise öffnete er die Tür und lief die Treppe hinunter. Kurz überlegte er, noch einmal nach dem Schwarzhaarigen zu sehen, ließ es dann aber bleiben. Darum sollten sich der Boss und Jungkook kümmern. Traurig trat er hinaus in die kühle Morgenluft und atmete ein paar mal tief durch. Er musste den Kopf freibekommen und das konnte er am besten, wenn er joggte.
Während Hoseok ein gutes Tempo anschlug, ließ er seinen Gedanken freien Lauf. Was hatte er übersehen? War sein Kindheitsfreund wirklich ein Verräter? Oder sollte er ihm ermöglichen, sich zu erklären, bevor er ihn an seinen Boss auslieferte? Während er zweimal um den kleinen See rannte, kam er zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis.
Nachdem er etwas über einer Stunde gelaufen war, ging er erst einmal unter die Dusche. Er zog sich eine schwarze Jeans und ein blaues Shirt an, dann machte er sich auf den Weg zum Zimmer des Gefangenen. Zögernd blieb er vor der verschlossenen Tür stehen. Im Inneren hörte er leises Schluchzen. War das Bambam, der da weinte? Vorsichtig drückte er sein Ohr gegen die Tür und lauschte. Tatsächlich, sein Kindheitsfreund weinte! Das hatte er selbst als Kind nie getan, was Hobi nun etwas verunsicherte. Langsam hob er die Hand und legte sie auf die Türklinke. Er drehte den Schlüssel und öffnete die Tür.
Bambam war mit starken Kopfschmerzen, in einem fremden Bett liegend, zu sich gekommen. Nicht nur sein Hinterkopf, der auf dem Boden aufgeschlagen war, schmerzte, sondern auch die Stelle, wo Hoseok ihn im Gesicht getroffen hatte. Eigentlich tat ihm der ganze Körper weh. Aber am schlimmsten waren die Schmerzen, die sein gebrochenes Herz mit sich brachte. Nachdem er das Zimmer erkundet hatte und feststellen musste, dass er gefangen war, setzte er sich wieder auf das Bett und fing an zu weinen.
Er saß bereits seit einer halben Stunde da und weinte sich die Augen aus dem Kopf. Er hatte schon lange nicht mehr geweint. Die letzten Male mit sieben, als sein Vater gestorben war und er das Gefühl hatte, von ihm im Stich gelassen worden zu sein. Wäre Hobi damals nicht an seiner Seite gewesen und hätte ihn unterstützt, wäre er heute wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Und dann noch einmal, als sein damals bester Freund wegzog und ihn dadurch ebenfalls alleine ließ.
Plötzlich hörte er ein Geräusch und drehte den Kopf zur Tür. Im Durchgang stand ein Mann und er musste erst einmal die Tränen weg blinzeln, um zu erkennen, dass es Hobi war.
Schweigend starrten sie sich an, vereinzelt von Bambams leisem Schniefen unterbrochen.
Hoseok trat ins Zimmer und verschloss die Tür hinter sich. Er lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte in einem Abwehrmechanismus die Arme vor der Brust.
„Soso! Du bist also der Verräter, der den Auftrag hatte, uns auszuspionieren, nehme ich mal an?“ Die Stimme des Rothaarigen klang kalt.
„Es ist nicht so, wie es scheint“, lenkte Bambam ein, wurde aber zornig unterbrochen.
„Lass das! Es ist nicht so, wie es scheint“, äffte Hobi seinen ehemaligen Freund nach. „Das ist ein Standard-Spruch, den ertappte Fremdgeher von sich geben, wenn man sie erwischt hat. Denkst du wirklich, ich bin so leichtgläubig? Ich renne ganz sicher nicht mit offenen Augen in dein Messer!“ Er hatte sich wütend aufgerichtet und gestikulierte wild mit den Händen. „Ich möchte, verdammt noch mal, eine Erklärung von dir! Arbeitest du für Lim Kibum?“ Hoseok schrie bereits und versuchte seine Stimme wieder zu senken. Er sah, wie Bambam erneut Tränen in die Augen stiegen und er schwer schluckte. „Und lass gefälligst diese Krokodilstränen. Diese Komödie kannst du dir sparen. Früher hätte ich dir geglaubt, doch jetzt nicht mehr!“
Bambam holte erschrocken Luft. Hoseok machte ihm Angst. „Mein Arbeitgeber heißt Bak Joonil und er ist ein vermögender Anwalt, der mich darauf angesetzt hat, eure Suche nach diesem Lim Kibum zu sabotieren. Er behauptete, sein Klient wäre für etwas beschuldigt worden, was er nicht getan habe. Ich bekam den Auftrag, herauszufinden, wer Nachforschungen über diesen Mann betrieb. Dabei bin ich auf euch gestoßen.“ Bambam stockte und stellte erleichtert fest, dass Hobi ihm nachdenklich zuhörte, also sprach er weiter.
„Als dann deine Anfrage auf Unterstützung kam, bot sich mir die Gelegenheit, vor Ort etwas zu unternehmen. Hobi, du musst mir glauben, ich wusste nicht, was dieser Lim Kibum für ein kranker Mensch ist, sonst hätte ich nie diesen Auftrag angenommen. Ich bekam Unterlagen, die dessen Unschuld beweisen und konnte nirgends etwas Gegenteiliges finden. Doch jetzt ist mir bewusst, dass ich nicht der einzige Hacker bin, der darauf angesetzt wurde. Man hat mich selbst auch hintergangen.“ Er hörte auf zu sprechen und vergrub das Gesicht in den Händen. „Bitte, du musst mir einfach glauben. Ich wollte dich nicht hintergehen, sondern dir alles erzählen. Als ich dann das Video von Jin sah, war ich mir sicher, dass ich dir alles, was ich weiß, erzählen würde. Doch dann bist du aufgetaucht und hast mich ausgeknockt.“
Hoseok sah den Schwarzhaarigen, der zusammengekauert auf dem Bett saß, traurig an. „Tut mir leid, aber ich glaube dir nicht. Jungkook wird dich nachher sicherlich befragen. Du kannst mir glauben, er wird schon noch herausfinden, ob du die Wahrheit sagst oder lügst. Du hast mich getäuscht und das vergesse ich dir nie.“ Mit diesen Worten ging er langsam zur Tür, wurde aber von Bambam zurückgerufen.
„Warte! Hier, sieh dir das an. Ich bitte dich. Das erklärt einiges. Ich könnte helfen, diesen Lim Kibum ausfindig zu machen, denn ich glaube, er weiß bereits, wo Jin steckt.“ Er hielt Hoseok einen kleinen USB-Stick hin, den dieser ihm wütend aus der Hand schlug. Der Stick schlitterte über den Boden und verschwand unter dem schweren Schrank.
„Du und helfen? Denkst du wirklich, ich bin so naiv, dir zu glauben? Woher soll ich wissen, dass du es ernst meinst? Was ist, wenn dieser Stick einen Virus enthält, der meine ganzen Computer zerstört? Hältst du mich wirklich für so blöd?“ Hobi stand bereits bei der Tür, die er schließlich öffnete. Nach einem letzten Blick auf seine einstige große Liebe, die ihn verraten hatte, ging er nach draußen und schloss den Schwarzhaarigen wieder im Zimmer ein. Dann lehnte er sich kraftlos gegen die Wand. Auch er hatte Tränen in den Augen. Tränen der Wut und der Enttäuschung. Bambam hatte ihm das Herz gebrochen!
Im Zimmer war der Hacker aufgesprungen und zur Tür gerannt, nachdem sich diese hinter dem Anwalt geschlossen hatte. Nun schlug er mit den Fäusten dagegen und schrie seine Verzweiflung hinaus, nicht ahnend, dass Hobi noch immer vor der Tür stand. „Bitte, du musst mir einfach glauben. Ich wollte dir alles sagen. Ich liebe dich doch!“ Seine Stimme war immer leiser geworden, sodass er am Ende nur noch flüsterte. Dann ließ er sich zu Boden sinken und weinte bitterlich um die Liebe seines Lebens, die er durch eine Dummheit ein zweites Mal verloren hatte.
Vor der Tür hörte Hoseok Bambams Worte und schöpfte trotz aller Gegenargumente neue Hoffnung. Bambam liebte ihn? Konnte das stimmen? Was, wenn er die Wahrheit sagte und selbst Opfer eines hinterlistigen Komplotts war. Er drückte sich von der Wand ab und ging in seinen Keller. Dort setzte er sich an den Computer und gab neue Befehle ein. Er überprüfte alles Wissenswerte über Bambam. Danach forschte er nach diesem Bak Joonil. Entsetzt stellte er fest, dass sich Lim Kibum und dieser Anwalt bereits seit Kindertagen kannten. Warum hatte er das nicht schon eher herausgefunden? Er hackte sich tiefer in die Daten und erkannte, dass Bambam eine starke Firewall aufgebaut hatte, die Angriffe von außen abwehrte. Warum hatte er das getan? Sagte er vielleicht doch die Wahrheit? Hobi blieb noch eine Weile und betrieb Nachforschungen. Schließlich trieb ihn der Hunger nach oben. Außerdem musste er seinem Boss noch Bericht erstatten und ihm erzählen, was der schwarzhaarige Hacker getan hatte.
Es war gerade kurz nach neun, als Hoseok ins Esszimmer kam und sich zu den bereits Anwesenden an den Tisch setzte. Namjoon saß, mit Jin auf seinem Schoß, am Kopf der Tafel und fütterte seinen Gefangenen mit allerlei Leckereien. Auch Jimin und Yoongi waren da, wobei der Arzt ihn fragend anschaute.
„Hobi, wo hast du denn deinen Schatten gelassen? Hat er keinen Hunger?“, sprach ihn der Grauhaarige an.
Er schüttelte den Kopf. „Migräne“, brummte er nur und konzentrierte sich auf sein Essen. Er aß ohne großen Appetit und nur, um seinen Hunger zu stillen.
Jimin nickte verstehend. „Falls er irgendetwas braucht, du weißt ja, wo du mich findest.“
Hoseok neigte kurz den Kopf, was ein Nicken darstellen sollte, und biss von seinem Brötchen ab.
„Boss? Kann ich dich nach dem Essen kurz sprechen?“ Er stellte die Frage, ohne aufzusehen, was Namjoon komisch vorkam. Eigentlich hatte er ‚nein‘ sagen wollen, weil er den Tag mit seinem Kätzchen verbringen wollte, doch das Verhalten seines Anwalts gab ihm zu denken, also stimmte er zu.Nach dem Frühstück liefen sie zusammen in das Büro des Mafia-Bosses, während Jimin, Yoongi und Jin spazieren gingen. Sie wollten an diesem schönen Tag zum See.
Im Büro wusste Hoseok nicht so recht, wie er anfangen sollte, also sprach er als Erstes aus, was ihm in den Sinn kam. „Ich glaube, Lim Kibum weiß, wo Jin steckt und Bambam ist ein Verräter!“
Namjoon zog eine seiner Brauen in die Höhe und blickte ihn abwartend an. Er wusste, dass da noch mehr kommen musste, also wartete er.
„Ich habe Bambam dabei erwischt, wie er alleine an meinem Computer war. Ich hatte in letzter Zeit das Gefühl, dass zu viele Spuren ins Nichts führten ...“, fuhr er fort und brach ab. Ein dicker Kloß hinderte ihn am Weitersprechen.
„Und du bist dir sicher, was seinen Verrat angeht?“ Namjoon war neutral und wollte sichergehen, dass der Hacker schuldig war, bevor er Jungkook auf ihn ansetzte.
„Ich glaube schon“, sagte Hobi, während er gleichzeitig den Kopf schüttelte.
„Hmm, ist es möglich? Könnte man auch ihn in die Irre geführt haben, um uns zu schaden?“ Namjoon wusste von den heimlichen Küssen, die diese beiden Männer immer wieder tauschten. Außerdem mochte er Bambam, der seinen Anwalt mit verliebten Augen angesehen hatte.
„Er behauptet es zumindest. Er sagt, andere Hacker hätten ebenfalls ihre Finger im Spiel. Ich denke, Jungkook sollte sich mit ihm unterhalten. Nur dann können wir sicher gehen, ob er die Wahrheit sagt oder nicht.“ Der Anwalt rieb sich frustriert über die Brust.
„Du weißt aber schon, was das für deinen Freund bedeutet?“ Namjoon beobachtete die Reaktion seines Anwalts genau. Dieser war anscheinend in seinen schwarzhaarigen Freund verliebt und ziemlich verletzt von dessen vermeintlichen Verrat. Dennoch nickte Hoseok mit dem Kopf. „Gut, dann gebe ich Jungkook Bescheid, sie sollen ihn holen. Zu dieser Gelegenheit kann Tae gleich lernen, was es heißt, der Leibwächter eines Mafia-Bosses zu sein.“ Er nahm sein Handy heraus und wählte eine Nummer. Während er wartete, wandte er sich noch einmal an Hoseok. „Welches Zimmer?“
„Zimmer zwei“, flüsterte Hobi leise und hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache.
**********Bambam ist also doch ein Verräter, wie es aussieht. Nun soll er auch noch von Jungkook verhört werden! Kann das gut gehen? Und was hat es mit dem USB-Stick zu tun, den Bambam ihm geben wollte?
Weiter geht es im nächsten Kapitel. 🤗
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Mafia: Gefangene Unschuld (Namjin)
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