32: Der Tritt ins Herz

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Lucas:

Schlecht beschreibt nicht mal annähernd wie es mir geht.
Cas' Gesichtsausdruck hat sich in mein Hirn gebrannt, mein Herz schmerzt durchgehend, aber dafür bin ich selbst verantwortlich.

Einerseits ist es der Wahnsinn zu wissen, dass er meine Gefühle erwidert, weil ich das niemals erwartet hätte, aber andererseits weiß ich, dass ich selbst schuld an der Situation bin, weil ich zu feige bin, ihm einfach die Wahrheit zu sagen.
Aber, was, wenn ich es ihm sage und er findet mich dann abstoßend? Ich finde mich ja selbst abstoßend...

Ich denke die komplette Nacht darüber nach, mein Gewissen plagt mich, weil ich mir nicht vorstellen will, wie es mir ginge, wenn Cas mir so einen Korb verpasst hätte, wie ich ihm.

Am nächsten Tag in der Schule bin ich total unsicher, weil ich nicht weiß, wie ich mit ihm umgehen soll.
Ich will ihn nicht verletzen, aber ich habe einfach keine Ahnung, was denn das beste in unserer Situation ist.
Doch als ich sehe, wie er glücklich mit Cody über den Pausenhof springt, ahne ich, dass ich mal wieder viel zu emotional an die Sache herangegangen bin.
Ich will zwar nicht, dass es Cas schlecht geht, aber ein bisschen weniger glücklich sein und mehr Trübsal hätte ich schon erwartet.
Aber vielleicht liebt er mich auch einfach nicht so sehr, wie er glaubt oder es mir weiß machen wollte.

Ihn ignorierend gehe ich an ihm vorbei direkt ins Schulhaus, um mich in der Sporthalle zu verstecken. Hier riecht es zwar nach Schweiß, Füßen und Schweißfüßen, aber es ist ruhig und ich muss Cas nicht ansehen.

Zu Stundenbeginn rappele ich mich auf und gehe in den Raum, in den ich nun muss.
Ich bin froh, diesen Kurs nicht mit Cas zu haben und meine Ruhe genießen zu können.

Auch den weiteren Tag laufe ich Cas nicht mehr über den Weg, was mich dann schon ein wenig verwundert.
In der Mittagspause spreche ich Cody darauf an. „Wo ist Cas eigentlich?"
Brad wirft mir einen seltsamen Blick zu, sagt aber nichts.
„Ich glaube, er hat was Falsches gegessen, ihm ist vorhin schlecht geworden und ich hab seinen Dad angerufen, damit er ihn abholt"
Ich nicke verstehend.

Natürlich mache ich mir sorgen, will nach ihm sehen, mich um ihn kümmern, aber ich befürchte, das würde alles nur noch schlimmer machen. Deshalb lasse ich es sein.

Das geht zwei Wochen lang im ähnlichen Muster weiter, solange, bis ich es einfach nicht mehr aushalte.
Cas ist vor einer Minute auf Toilette gegangen, weil es ihm nicht so gut geht.
Ich habe es ihm angesehen.
Ich tue also so, als hätte ich Nasenbluten bekommen und darf aus dem Raum auf die Toiletten stürmen.

Als ich dort ankomme, entdecke ich etwas, das ich nie wieder sehen wollte. Cas beim Schnupfen.
Nach einer Line merkt er, dass ich anwesend bin und sieht mich an, direkt in meine Augen, aber doch irgendwie durch mich hindurch.
Dann lächelt er. „Willst du mitziehen?"
Schnell schüttele ich den Kopf, gehe auf ihn zu, um ihm den zusammengerollten Geldschein abzunehmen.

„Spinnst du? Seit wann nimmst du wieder Drogen?" Bedrohlich sehe ich ihn an.
In mir tobt alles, meine Wut, meine Enttäuschung, aber auch meine Angst.
Es war letztes Mal fast unmöglich gewesen, ihn davon loszubekommen. Was, wenn es diesmal gar nicht klappt?

„Seit ein paar Wochen. Aber reg dich nicht auf, ich hab's im Griff"
Wie von selbst pressen sich meine Zähne fest zusammen.
Ich weiß, dass er es nicht im Griff hat, egal wie gut er das rüberbringt.

Eine Zeit lang sehe ich ihn einfach nur an, während ich ihn gegen die Wand drücke.
Dann wird es ihm aber zu blöde und er schiebt mich weg. „Lass mich in Ruhe, Lucas. Ohne dich ist mein Leben besser"
Das schlimme ist, er glaubt auch noch, was er da sagt.

„Wer hat dir das eingeredet? Und von wem hast du die Drogen?" Weil ich so aggressiv bin, drücke ich ihn etwas zu fest gegen die Wand.
Ihm passt das natürlich nicht und in nächsten Moment spüre ich einen Schlag zwischen meinen Beinen.
Sofort lasse ich ihn los, kann nicht glauben, dass er mir gerade in die Eier getreten hat.

Ihn interessiert es aber wenig, denn er geht an mir vorbei, schnupft die zweite Line und überprüft sein Erscheinungsbild im Spiegel, während ich versuche, mich auf den Beine zu halten.
Ich glaube, er hat mich unfruchtbar gemacht.

„Du solltest froh sein, dass du mich los bist. Ich habe jemanden gefunden, der mich wirklich liebt, der sich um mich kümmert und alles für mich tut. Im Gegensatz zu dir, macht er mich glücklich, also such dir doch jemand anderen, dem du, wenn dir gerade langweilig ist, das Leben retten kannst und lass mich in Ruhe" Dann sieht er mich noch einmal abfällig an und geht einfach, als sei nichts passiert.

Sprachlos sehe ich auf die Tür, aus der er eben getreten ist, während ich meine schmerzenden Eier spüre. Doch mein Herz tut so viel mehr weh.

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt