34: Lucas' Ansage

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Lucas:

Lange habe ich mit mir gekämpft, ob ich zu Cas nachhause gehen und mich um ihn kümmern soll. Ich habe mich dagegen entschieden.

Diese Entscheidung bereue ich aber sofort, als ich am nächsten Morgen sehe, wer ihn zur Schule fährt. Nur einen Moment lang erhasche ich einen Blick auf ihn, doch dieses böse Grinsen würde ich überall erkennen. Zu oft habe ich das schon gesehen.

Cas hüpft fröhlich über den Schulhof. Auf Disney Channel könnte man meinen, um ihn herum währen Einhörner und Regenbögen, aber ich durchbreche das Szenario, indem ich ihn grob am Arm packe und mit mir zerre.
Die anderen tun nichts dagegen.
Die halbe Schule hat schon bemerkt, dass Cas zurzeit komisch ist. Sie denken, er trinkt Hustensaft. Schön wär's.

„Seth? Ist das dein Ernst?" Ich weiß, dass meine Eifersucht unangebracht ist, aber mal ganz abgesehen davon, dass dieser Typ ein Psycho ist, ist die Tatsache klar, dass er Cas nur wieder einredet, er würde diese Drogen und ihn brauchen.
Und man sieht ja, dass er das schon erforlgreich getan hat.

Statt sich befreien zu wollen, kichert Cas los.
Er versteht gar nicht, was ich ihm für einen Frage gestellt habe.

„Cas, wieso hast du weder etwas mit Seth zu tun? Ich habe seine Nummer doch gelöscht" Den letzten Satz murmele ich mehr zu mir selbst, während mein Hirn am Arbeiten ist.
„Seth und Mary sind Geschwister du Dödelkopf" Lachend schlägt Cas mir auf den Kopf, dann zieht er an meinen Haren und betrachtet er sie, als seien sie Aliens. Er schielt dorthin.
„Wer ist Mary?", stellt sich mir die Frage.
Cas schüttelt missbilligend den Kopf. „Na die Schwester von Seth" Er sagt es, als sei ich total verblödet, dabei steht er hier auf den Schlauch.

Eine Weile diskutiere ich mit ihm, solange, bis er aufhört mit dem Dauer-Gekicher.
„Marinette", ist dann dein Name, den ich verstehe.

Dann endlich erkenne ich den Zusammenhang. Aber ich hatte keine Ahnung davon, dass Marinette Seths Schwester ist. Sonst hätte ich doch sofort den Kontakt zu ihr abgebrochen und nicht zugelassen, dass sie Cas kennenlernt.

Aber die plötzliche Sorge um Cas, als er hörbar tief durchatmet, überschattet alles.
Er wirkt, als bekomme er schwer Luft, sein Oberkörper sinkt gegen meinen.
Ich tue das, was ich bei Fußball gelernt habe, hebe seine Arme in die Luft, damit seine Lungen möglichst viel Platz für die Luft haben. „Tief durchatmen, warten, bis ich auf 5 gezählt habe und dann ausatmen okay?"
Er nickt auf meine Aufforderung hin und tut, was ich sage.

Nach kurzer Zeit funktioniert es und es sieht aus, als würde es ihm besser gehen, doch er wird ziemlich blass.
Zitternd fasst er in seine Jackentasche, durchsucht sie, bis er eine Dose rausholt sie öffnet. Der Inhalt sieht nach normalen Tabletten aus, aber ich weiß, dass sie das nicht sind.

Ich reiße ihm die Dose aus der Hand, taste ihn ab und nehme ihm auch noch ein Tütchen mit braunen Pulver ab.
Geschockt sieht er mich an, ist aber zu langsam und zu schwach, um sich zu bewegen.

Es bricht mir das Herz, dass wir wieder an diesem Punkt stehen.

„Gib es mir", fordert er dann mit zitternder Stimme.
Ich schüttle schnaubend den Kopf. „Vergiss es. Das Zeug wird dich umbringen"
Er will danach greifen, aber das ist viel zu vorhersehbar. „Nein, Lucas, es heilt mich. Es hilft mir. Bitte. Ich bin nicht abhängig, ich fühle mich einfach nur besser, wenn ich es nehme. Es sind auch gar keine Drogen", redet er.
Er merkt gar nicht, wie lächerlich und unglaubwürdig das klingt. Dass das braune Pulver Heroin ist, weiß ich auch ohne, dass er es mir sagt, nur die Pillen habe ich noch nie gesehen.

„Was ist es dann?", frage ich ihn herausfordernd.
Er schüttelt den Kopf. „Ich weiß es nicht so genau. Von allem ein bisschen."
Ach ja? Sein letzter Satz war, er nimmt keinen Drogen und jetzt ist es von allem ein bisschen? Was kommt als nächstes?

„Das reicht, Castor, du wirst keine Drogen mehr nehmen und den Kontakt zu Seth brichst du auch ab" Fest sehe ich ihn an.
Natürlich widerspricht er. Doch zugleich wird er panisch, bekommt Tränen in den Augen. „Das kannst du nicht von mir erwarten. Ich liebe Seth..." Autsch. „...Und er liebt mich. Wir sind glücklich zusammen"
Wütend unterbreche ich ihn. „Seth liebt dich nicht, Cas. Er ist krankhaft auf dich fixiert und setzt dich unter Drogen, damit du denkst, du würdest ihn lieben, aber das tust du nicht. Und glücklich bist du auch nicht, das spielen dir deine Hormone nur vor, weil du Substanzen zu dir nimmst, die die entsprechenden Areale in deinem Hirn aktvieren. Nichts von dem, was du glaubst, ist wahr. Keines keiner Gefühle ist echt!"

Cas bricht in Tränen aus, er sieht mich an, als hätte ich ihn geschlagen. „Wieso tust du mir das an? Wieso hasst du mich so sehr?!", schreit er.
Und dann kann ich es einfach nicht mehr zurückhalten. „Ich tue das, weil ich dich liebe, verdammt!"

Aber er scheint es nicht zu hören.
Er kommt schnell auf mich zu und fängt an, auf mich einzuschlagen, doch er ist kraftloser als er es sein könnte.
Ich fange seine Hände ab, er versucht sich loszureißen, aber irgendwann hört er einfach auf und drückt seinen Kopf auf meine Schulter.
Er weint und schluchzt verzweifelt.
Ich halte ihn einfach nur fest, bis er sich beruhigt und den Kopf langsam hebt.

Aus seinen verweinten Augen sieht er mich an. „Bitte" Er fleht danach.
Aber ich schüttle den Kopf. „Ein-zwei Wochen, Cas, dann bist du clean.", rede ich ihm ein, doch dann sagt er etwas, das es mir schwer macht, ihm zu helfen.
„Ich will gar nicht clean sein. Es soll einfach aufhören, so wehzutun"

Ich weiß nicht, ob er von den Entzugserscheinungen spricht, die doch jetzt schon ziemlich heftig sind, obwohl er gerade noch drauf war oder vielleicht von der Sache mit mir, doch egal was es ist, der selbe Rat muss gegeben werden. „Je länger du vor dem Schmerz davon läufst und ihn unterdrückst, desto schlimmer wird es. Sei stark und stell dich dem. Dann wird es besser, ich verspreche es"
Er schüttelt den Kopf. „Ich kann das nicht."
Ich lege meine Hände auf seine Wangen und sehe ihn fest an. „Doch, du kannst es. Ich weiß das. Und du wirst es tun, weil du weißt, dass es das Beste ist. Und zwar für dich. Tu es nicht für mich oder deine Eltern oder sonst wen, nur für dich. Sieh dir an, was Seth und diese Drogen aus dir gemacht haben. Du bist nicht so. Du bist so viel mehr als dieses Frack. Und du hast so viel Besseres verdient, als jung in einer versifften Gasse zu an einer Überdosis zu verrecken. Du sollst ein schönes, langes Leben haben, du sollst glücklich sein, aber ehrlich glücklich, du sollst jemanden lieben, der es verdient hat und jemanden haben, der dich liebt und zwar bedinungslos. So wie ich"

Eine Weile sieht er mich stumm an, ehe er verletzt den Kopf schüttelt. „Das sagst du nur, damit du mich beeinflussen kannst"
Er will wegsehen, doch ich halte seinen Blick bei mir. „Ich bin nicht wie Seth. Und ich muss dich nicht beeinflussen, weil du selbst weißt, was das richtige ist. Du musst nur mutig genug sein, es auch zu tun"

Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt