Castor:
Als ich gerade dabei bin, wieder mit Lucas herum zu knutschen, wird auf einmal die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen.
Ich verbiege mich, um mir den Übeltäter ansehen zu kommen und erkenne Cody.Er zieht überrascht die Augenbrauen hoch. „Wann ist denn das passiert?" Kurz darauf schließt er die Tür hinter sich und setzt sich auf mein Fensterbrett.
Lucas mustert ihn kurz, ehe er wieder zu mir sieht und dann widerwillig von mir runterrollt.
Ganz uncool, von euch beiden, Leute.„Schon vor ein paar Wochen.", erkläre ich Cody.
Er nickt verstehend. „Hat Coleen dir deshalb ne Ansage gemacht, weil sie Angst hat, du steckst ihn mit Geschlechtskrankheiten an?" Er grinst bei dem Satz, meint es nicht ernst, doch das Thema ist sehr sensibel.
„Ähm nicht direkt", meine ich.
Cody zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Herrschen hier grade Bad vibes?"
Er wirkt leicht überfordert.Lucas sieht fragend zu mir. Ich weiß, was er mich durch diesen Blick fragt. „Du musst es ihm nicht sagen" Er nickt, weicht dann meinem Blick aus.
„Cody ich muss dir was sagen."
Lucas sieht mich doch wieder an, aber mein Blick ist auf Cody gerichtet. „Der Grund, wieso ich die letzten zwei Wochen nicht in der Schule war, ist nicht, weil ich krank war oder hemmungslosen Sex mit Lucas hatte, sondern weil ich Drogensüchtig bin und Lucas mich auf kalten Entzug gesetzt hat"Codys Mund klappt auf, er sieht mich überrascht an.
„Welche Drogen?", will er dann wissen.
„Hauptsächlich Heroin"
Lucas greift nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander.
Ich lächle ihn leicht an.Dann höre ich wieder Codys Stimme. „Und bist du jetzt Clean?"
Ich sehe zurück zu ihm. „Ich bin grade am Ende des Entzugs. Aber ja ich bin sozusagen clean"
Er nickt verstehend, erhebt sich dann vom Fensterbrett, um zu mir zu kommen und mich zu umarmen. „Du hättest mir echt was sagen können, ich wär doch für dich da gewesen"
„Ich weiß", murmele ich.
Doch ich weiß auch, dass es kein Zuckerschlecken für Lucas war, mich durch diesen Entzug zu bringen und, dass Cody mir vermutlich Drogen gegeben hätte, nur damit es mir nicht schlecht geht.
Er ist bei sowas einfach zu sensibel. Doch meine Erklärung gibt ihm wenigstens einen Grund für die betrübte Stimmung, ohne dass Lucas sein Geheimnis enthüllen muss.Cody, Lucas und ich unterhalten uns noch ein bisschen, bis mein Vater mich zu Abendessen ruft.
Er hat doch tatsächlich gekocht. Wir setzen und zu ihm und Mum an den Tisch, zu den bereits gefühlten Tellern. Ich bin misstrauisch, sage aber nichts.
Wir beginnen zu essen, die Stimmung ist bedrückt.„Lucas, du bist also der Neue feste Freund von Castor" Toll, dass meine Mum das NEUE so betonen muss.
Lucas sieht sie an. „Ich bin der letzte feste Freund von Castor", meint er ernst.
Das hebt meine Mundwinkel weit hoch. Er meint es also wirklich ernst mit mir.„Das hätten die andern beiden in diesem Monat bestimmt auch gesagt, hätte man sie uns vorgestellt", meint meine Mutter nur nüchtern.
Mein Dad fährt sich erschöpft über das Gesicht. „Castor, wir müssen dir etwas sagen"
Sofort hebt meine Mutter den Blick, sieht meinen Vater an und dann mich.
Ich lache unsicher. „Hast du Mum geschwängert oder was?"
Aber irgendwie lacht keiner mit, was wohl an der ernsten Miene meiner Eltern liegen muss.
„Nein, Castor. Wir lassen uns scheiden"Ich höre ein klirrendes Geräusch, merke, dass es meinen Gabel ist, die ich losgelassen habe. „A-aber", stottere ich geschockt.
„Aber ihr liebt euch doch. Dad, du liebst Mum"
Es klingt wie ein Vorwurf, wie ich es ihm an den Kopf werfe.„Liebe allein reicht manchmal einfach nicht aus, Kleiner. Tut mir leid" Er sieht echt betrübt aus, wohin gegen meine Mum ganz kühl ist.
Das Schlimme ist, dass ich in ihnen Lucas und mich wiederkenne. Ich wie zu erraten in der weiblichen Rolle, als gefühlsloses und trügerisches Biest und Lucas als derjenige, der verletzt wird.
Bisher habe ich mir gar keine Gedanken über die Beziehung zu Lucas gemacht. Es hat sich einfach so richtig an gefühlt, in seiner Nähe zu sein, ihn zu küssen, mit ihm zu kuscheln.
Aber was, wenn irgendwann das passiert, was nicht vermieden werden kann? Wenn ich ihn verletzte? Das könnte ich mir niemals verzeihen.Ich sehe zu ihm, erkenne seinen mitfühlenden Blick, im Augenwinkel auch Codys. Aber das ist mir egal.
Es ist mir egal, das meinen Eltern sich trennen, sie sind immerhin erwachsen und wissen selbst, was für sie das Beste ist. Das einzige, was mich interessiert, ist, was das aus mir machen wird.Ich bin doch sowieso schon total krank im Hirn, so steigt die Gefahr nur noch weiter, dass ich etwas tue, wodurch ich Lucas verliere.
Andererseits befürchte ich, dass es nichts gibt, wodurch ich ihn verlieren kann. Und das macht mir Angst.
Denn es beweist, wie abhängig wir schon jetzt voneinander sind, denn in jedem Moment, in dem er meine Lippen mit seinen berührt, wird mir bewusst, dass er meine neue Droge ist.
Aber das ist nicht gesund und falls es mal zum Entzug kommen sollte, werde ich daran qualvoll zu Grunde gehen.Erst als eine Hand vor meinem Gesicht herum winkt, komme ich zurück in die Realität.
Ich sehe fragend zu Mum. „Ich sagte, ich werde ausziehen, aber du und Dad können hier bleiben und euer Ding durchziehen."
Ich nicke verstehend. Sie war ohnehin nie wirklich begeistert von mir, seit meinem Outing erstrecht nicht.„Wann?", will ich wissen.
Sie sieht mich kalt an, also alles wie immer. „Morgen früh"
Ich schlucke hart und nicke verstehend.Aber es gibt eine Sache, die ich wissen will. „Willst du mich denn gar nicht fragen, ob ich nicht lieber bei dir wohnen will?"
Sie schnaubt. „Du wirst ohnehin nein sagen, also wozu die Frage? Außerdem hattest du schon immer das bessere Verhältnis zu deinem Vater als zu mir. Liegt wohl an der ganzen Homosache"
Ja, an deiner Homophobie!Ich nicke nur, bleibe still.
Am liebsten würde ich gerade im Erdboden versinken. Doch dann spüre ich eine Hand auf meinem Oberschenkel, weiß, dass sie Lucas gehört und habe mit ihr die Gewissheit, dass er mich nicht nochmal abstürzen lassen wird.
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Liebe ist auch nur eine Sucht (boyxboy)
Teen FictionAchtung! Dies ist nicht die Geschichte einer Liebe wie sie beginnt, sondern wie sie endet. Aber vielleicht sollten wir doch erstmal von vorne anfangen: Es waren einmal zwei Jungs, beste Freunde, die unzertrennlich waren. Sie wuchsen zusammen auf un...