Gestern direkt mal vergessen, hochzuladen... Ups :)
Meine Finger trommeln auf das glatte Holz des Verkaufstresen. Einer nach dem anderen; kleiner Finger, Ringfinger, Mittelfinger, Zeigefinger und wieder von vorne. Durch die großen Schaufenster fällt goldenes Licht in den fast menschenleeren Laden und macht die winzigen Staubflocken sichtbar, die in der Luft tanzen.
Weil ich es nicht mehr ausgehalten habe, tagein tagaus in meinem Zimmer zu hocken und mich von einer netten Physiotherapeutin betreuen zu lassen, habe ich mich durchgesetzt und darf wieder arbeiten, zumindest eingeschränkt. Zwar ist mein Schienbein schon vorzeitig vom Gips befreit worden, aber mein gesamter rechter Oberschenkel ist noch immer mumifiziert. Trotzdem redete ich Pepper und Tony so stark ins Gewissen, dass sie mir schließlich erlaubten, drei Tage pro Woche mit Elena den Laden zu betreuen. Da ich immer noch an den Rollstuhl gefesselt bin, haben Tony und Elenas Neffe zusammengearbeitet, um den Laden barrierefrei zu machen. Max ist ganz aus dem Häuschen gewesen, Tony Stark persönlich kennenzulernen, während seine Tante Elena noch immer nicht wirklich erkannt hat, wie berühmt mein Dad in Wirklichkeit ist.
Durch die vereinten Kräfte der beiden Männer waren zwei Rampen angebracht worden: Eine beim Hintereingang und die andere im Laden, wo sie zu einem Podest hinter dem Verkaufstresen führte, damit ich darüber in den Laden und Kundschaften ins Gesicht blicken kann. Zusätzlich ist mein Rollstuhl durch einen moderneren elektronischen ausgetauscht worden, der sich mit einem kleinen Knüppel an der rechten Armlehne steuern lässt. Anfangs fragte ich mich zwar, ob das nicht verschwendetes Geld war, da in drei Wochen der Gips abgenommen werden würde, doch ich musste bald zugeben, dass meine Selbständigkeit dadurch enorm gesteigert worden war.
Mittlerweile ist es möglich, mich sogar alleine im Laden zu lassen. Vor allem Elena ist dankbar, wieder Mittagspausen einlegen zu können, so wie jetzt gerade.Ich kritzle mit einem Kugelschreiber auf einem der Post-It-Zettel herum, auf denen eigentlich Bestellungen notiert werden sollten. Doch seit zwanzig Minuten hat kein Kunde den Laden betreten. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass Elena noch eine Viertelstunde Mittagspause hat.
Als ich schon ins Lager fahren und zwischen den neuen Büchern stöbern will, schrillt die Glocke, die an der Ladentür befestigt ist. Ich hebe den Kopf und sofort huscht ein Lächeln über mein Gesicht. „Ally!", begrüße ich die quirlige Blonde erfreut. Überrascht sieht sie mich an, als könnte sie nicht glauben, dass ich da bin. „Cat! Wo warst du? Du hast dich seit über einem Monat nicht mehr blicken lassen!" Verwundert blicke ich Jakes Freundin an. Dann fällt mir ein, dass sie von der Tür aus nur meinen Kopf und die Schultern sehen kann, da ich hinter dem Tresen sitze. Für sie sieht es so aus, als würde ich wie gewöhnlich beim Computer stehen. Ich schlucke. „Das tut mir leid", murmele ich. „Wir haben uns Sorgen gemacht!", regt sie sich auf und ihre Augen blitzen in einer Mischung aus Besorgnis und Wut. „Wir hatten keine Handynummer von dir und Mrs Morris sagte immer, sie könne uns nichts sagen und wenn dann dürfte sie es auch nicht. Wir wussten nicht, wo du wohnst, wo wir dich finden könnten. Es hätte alles Mögliche los sein können!" Ally stoppt ihren Redefluss, um mich vorwurfsvoll anzusehen. Ich nutze das kurze Schweigen nach ihrem temperamentvollen Ausbruch und bewege den Steuerknüppel, um den Rollstuhl vorsichtig die Rampe hinunterrollen zu lassen und ungefähr zwei Meter vor ihr zum Stehen zu bringen. „Es war auch alles Mögliche los", antworte ich leise. Ihre Augen werden groß und ihr Mund klappt auf. „Scheiße, Cat ... Was ist passiert?", fragt sie schockiert, während sie meinen eingegipsten Fuß betrachtet. „Der Unfall an der Kreuzung Park Street 15th Avenue. Ich wollte nochmal in den Laden und war eben mal zur falschen Zeit am falschen Ort", antworte ich und ziehe meine Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln nach oben. „Park Street 15th Avenue? Du warst dort? Du warst an dem Unfall beteiligt? Caitlin, an diesem Tag sind fast zwanzig Menschen gestorben!" Nun ist Ally wirklich entsetzt. Ich seufze und zucke mit den Schultern. „Ich weiß, und das ist furchtbar, aber ich lebe, also sieh mich nicht so an. Ich arbeite erst wieder seit kurzer Zeit, also konnte ich mich vorher nicht bei euch melden. Tut mir leid." „Oh wow, das ist ungefähr so schlimm wie-" Plötzlich wird ihr Gesicht ungläubig. „Ich fasse es nicht", murmelt sie und sieht mich entgeistert an. „Du bist die Tochter von Stark!" Ich seufze leise, während sie beginnt, schneller zu reden. Es war zu erwarten, dass die wenigen Leute, die mich kennen, die richtigen Schlüsse ziehen können. „Es stand in allen Zeitungen, dass Tony Stark eine Tochter hat, die bei der Massenkarambolage schwer verletzt wurde, er hat es mal erwähnt! Sogar mit Jane hab' ich drüber geredet! Und bei Jake, als wir Wahrheit oder Pflicht gespielt haben, hast du gesagt, du lebst bei deinem Vater, der eine neue Freundin hat, und du wolltest nicht wirklich über deine Familie und wo du herkommst sprechen, und, o Mann o Mann, Tony Stark ist dein Dad!" Ich schweige einen Moment, dann nicke ich betreten. „Ich konnte es euch nicht sagen. Tut mir leid."
Tatsächlich wird bald aber alle Welt wissen, wer ich bin, denn aufgrund des medialen Ansturms auf Tony und Pepper wird es morgen Abend eine Pressekonferenz geben, bei der ich anwesend sein und gemeinsam mit den beiden die Fragen der Welt beantworten werde. Tony hat mir nicht gesagt, wie genau meine Existenz öffentlich gemacht wurde, aber Pepper meint, dass Tony sich bei der Presse vor dem Unfallkrankenhaus verplappert hat. Um jetzt all die absurden Theorien, die in allen Medien kursieren, zu vernichten, soll der Welt die Wahrheit präsentiert werden.
„Die ganze Geschichte wird bald öffentlich gemacht werden. Kannst du mir den Gefallen tun und den anderen die Wahrheit sagen, bevor sie es von anderswo erfahren? Es tut mir echt leid, aber ich wusste nicht wirklich, ob ich es euch sagen kann." „Ich verstehe, dass du es nicht sagen wolltest, ich meine, dein Dad ist Iron Man! Da gibt es sicher alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen und so!" Allys Augen leuchten. Ich lege den Kopf schief. „So schlimm ist es gar nicht. Als ich bei Tony und Pepper eingezogen bin, musste ich mir erstmal anhören, wie gefährlich es werden kann, aber nicht sein muss, und sobald ich wieder komplett gesund bin, macht Steve mit dem Selbstverteidigungstraining weiter. Aber sonst ist alles ziemlich entspannt-" „Steve wie Steve Rogers?", fällt sie mir beinahe hysterisch ins Wort. Ich nicke mit einem möglichst beruhigenden Lächeln. „Ja genau, aber weißt du, das ist nicht so aufregend, wie du denkst, es ist eher förderlich für jede Menge blaue Flecken-" „Du machst ein Selbstverteidigungstraining bei Captain America!", kreischt sie. Innerlich seufze ich. Gut, dass sie nicht weiß, wie gern ich mit Natasha frühstücke.
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Superhero's Child
Dla nastolatkówDas Leben einer Achtzehnjährigen ist schwer, wenn die Mutter drogensüchtig ist und man den eigenen Vater nur aus den Medien kennt. Irgendwann reißt Caitlin der Geduldsfaden und sie beschließt kurzer Hand, zu ihrem Vater zu ziehen. Doch das ist nicht...